13.10.2008: Bring Me The Horizon, The Red Shore, Deez Nuts, Ignominious Incarceration - Köln - Essigfabrik

13.10.2008
 

 


Papa, ich will moshen.

Ausgerechnet am ersten Schultag nach den Herbstferien kündigen sich BRING ME THE HORIZON mit drei weiteren Bands an, die Essigfabrik in ein wahrlich fliegendes Klassenzimmer zu verwandeln. Einlass sollte 19.00Uhr sein, ein paar Übereifrige wurden bereits um 12.00 Uhr gesichtet, der Beginn um 20.00Uhr. So war es auch und somit standen IGNOMINOUS INCARCERATION pünktlich auf der Bühne.

Diese spielten, wie sollte es anders sein, eine wilde Mischung aus Grind- und Metalcore. Warum das ganze von Fans noch immer in die Schublade des Hardcore gesteckt wird und von Seiten der Bands als Heavy Metal bezeichnet wird, bleibt wohl ein ewig unlösbares Rätsel.
Die reichlich erschienenen Eltern flüchteten schnell in den Innenhof der Essigfabrik und ein wenig kann man das verstehen. II spielten bei gutem Sound ein heftiges, aber kurzes, Set und krächzen was das Zeug hergibt.

Ein Glück, dass der Zauber schnell rum ist und Partykanone DEEZ NUTS auf der Bühne steht. Dieser kommt locker lässig mit einem Astra Bier in der Hand auf die Bühne und macht sofort das, was die meisten wohl erwartet haben. Dicke Hose Hip Hop – ehm – pardon, Hardcore der aufs Maul gibt. Die Erwartungen die auf Platte geweckt wurden, werden leider enttäuscht Zwar gehen Hits wie „Sex Sells“ richtig ab und die ersten Vorzeigespinner zeigen was sie können, jedoch fehlt der Partyflair. Vielleicht liegt es daran, dass die Kinder (Und es waren Kinder!) mehr damit beschäftigt sind auf ihre Köpfe aufzupassen als auf die Musik und somit ein eher hektischer Eindruck von Seiten des Publikums entsteht. Verstehen kann man den Selbstschutz allemal. Ein Herr schleicht sich unbemerkt auf die Bühne, nimmt beherzt Anlauf und springt, ganz Gentleman like, mit seinem Kampfgewicht und den Füßen voraus in eine Gruppe kleiner Mädchen. Na toll, so was geht vielleicht im Cafe Nova aber sicherlich nicht auf einer Show mit dem Durchschnittsalter von 17 Jahren. Ein gewisser Oli Sykes lässt sich zum Ende auch noch blicken und schmettert mit DEEZ NUTS die Worte „Just remember, you cant make a Hoe a Housewife“. Das gibt schon mal einen frenetischen Jubel von weiblicher Seite, von Seiten der DEEZ NUTS Fraktion Mittelfinger. Wie man sich so peinlich verhalten kann, ist nun wirklich ein Rätsel. Nach dem Auftritt höre ich ein Gespräch der beiden Mittelfinger an und bekomme mit, wie man sich darüber ausließ, wie geil man abgegangen sei. Man stärkte sich die Schultern und auf ging es zum nächsten Auftritt.

THE RED SHORE nämlich, ebenfalls Grindcore, sollen nun die letzte Band vor der Hauptgruppe sein. Diese sind ebenfalls die letzte mit gutem Sound und rufen schon jetzt ein beachtliches Moshpit hervor. Das Set wirkt extrem langatmig und trotz eines handwerklich perfekten Drummers eher mies. Umso erfreulicher ist es also, als endlich Schluss damit ist und die Eltern wieder in die Fabrik kommen um mal zu schauen, warum ihre Kinder denn überhaupt die Schule schwänzen wollten.

BMTH ließen erwartungsgemäß lange auf sich warten. Doch dann ging das Licht schnell aus, ein letztes Mal verabschieden sich die Kids von Papa und los geht es. Viel Geschrei und Gekreische, ein riesen Moshpit und hunderte Textsichere Fans plus besorgten Eltern.
Ein jeder muss wohl zugeben, dass die „Suicide Season“ um einiges besser gelungen ist als alles was die Band zuvor auf die Beine gestellt hat. Und auch Live hat sich etwas getan. Sykes weiß sich in Szene zu setzen. „Are you there Germany“ ist nur eine von unzähligen Rockstaransagen die vom Publikum aufgesogen werden und lautstark beantwortet werden. Der Sound ist inzwischen eher breiig, was gerade bei dem neuen Material das Vergnügen ein wenig trübt. Die Fans juckt das größtenteils nicht. Sykes agiert wie ein Wirbelwind. Von den Boxen auf die Bühne, von Bühne ins Publikum, von Publikum auf die Bühne zurück und hin und her hüpfen. Köln hat Glück. Seine Stimme scheint wieder in Ordnung zu sein. Seine Mannen scheinen eher als Hintergrundbegleitung. Ein jeder dürstet sich nach Oli und seinem Körper. Kaum ist er etwas näher an den liebeshungrigen Schülern, schon greifen massig Arme nach ihm und seinem Körper. Trotz des gekonnten Entertainments müssen die jungen Herren sich eingestehen einige Verspieler abzugeben und im letzten Drittel der knappen Stunde etwas an Energie zu verlieren. Ganz im Gegenteil zum Publikum. Die riesige Wall of Death sorgt für lange Hälse bei den Außenstehenden, der Circle Pit für massig fallende Figuren und „For Stevie Wonders Eyes Only“ für unglaublich viele Stage Diver. Danach ist Schluss und ein jedes Elternteil ist froh die nass geschwitzten Kinder heile, vor 00.00Uhr, im Bett liegen werden. Ein unterhaltsamer Abend.