16.05.2010: Set Your Goals, Comeback Kid, Title Fight - San Francisco - Slim´s

16.05.2010
 

 


Zuhause ist es doch am Schönsten. Vor allem nach einem geschlagenen Monat am Stück im Tourvan. Also gibt´s die letzte verstärkte Vorstellung dieses Paketes in heimischen Gefilden von Set Your Goals, in denen an diesem Tage auch das kranke Bay To Breakers-Festival stattfindet, bei dem ca. 4000 verkleidete, bekloppte und völlig aufgedrehte Amis saufend (und ohne einen weiteren ernsthaften mir bekannten Hintergrund) ab 6.30h morgens durch die Strassen der kalifornischen Metropole rennen. San Francisco 1 – Fernsehen 0.
Den Anfang der Nacht bestreiten um 19.10h(!) die - ihrem Äußeren nach zu beurteilen – minderjährigen The Story So Far aus der Bay Area mit einem Mix aus Reach The Sky und New Found Glory. Somit werden melodiöse Midtempo- aber auch Knüppelsongs und Singalongs auf das Slim´s losgelassen, in dem sich offensichtlich einige ebenso junge Fananwärter der Band befinden. Diese wollen sich durch und durch in ihrer Coolness zu behaupten wissen, indem sie zu den kindlichsten Chören ihre peinlich abgeguckten Mosh- und Violent Dancing- Moves auspacken. Lächerlich. Aber man gewöhnt sich langsam dran. Auch Übersee. Nett hingegen ertönt Dargebotenes von der Bühne: Die Songs der nagelneuen EP der Lausbuben von TSSF wie „Spark Fires“ oder „Snyder Street“ machen auch live eine gute Figur, ohne jedoch wirkliches Hitpotential oder das gewisse Etwas an den Tag zu befördern. Aber schlicht ist ja manchmal mehr wert. San Francisco führt also auch nach dem ersten Viertel.

Title Fight aus Pennsylvania hingegen lassen den eben noch angekurbelten Schwung mit ihrer Show erneut leicht schwinden. Mit einem eher eintönigen Set und kaum zu verstehenden Lyrics, da TF´s Bassist lieber rumhampelt wie bekloppt, bremst der Vierer sich selber aus und kann auch nicht weitreichender mit dem Publikum Fuss fassen. Trotz instrumentalen Energiefunken und pfundiger Tightness kommt einfach kein Feuer zu Stande, was für lange Gesichter in unserer kleinen Runde sorgt. Nach gut 30 Minuten werden wir erlöst und sind uns einig, dass man Title Fight doch lieber besser auf Platte geniessen sollte. Mir bleibt zumindest nach Liveerfahrungen der Hype um die Band eher unschlüssig.
Zeit für Ausländer: Zum Glück ohne peinliches Intro treten Comeback Kid mit „Partners In Crime“ los. Trotz eines guten Starts versteht der Tontechniker (nicht zum ersten Mal bei Comeback Kid) den Sound innerhalb nur 2,5 Songs dermassen zu versauen, dass man teils ganze Songanfänge nicht klar erkennen kann. Ein Brei aus Gitarren und viel zu leisem Gesang hinterlässt Spuren aus „Broadcasting“, „Lorelei“ und „Talk Is Cheap“. Auch eine fast abgekasperte Show der Kanadier trägt dazu bei, leise zu behaupten, Comeback Kid seien kein guter Live-Act – nicht zuletzt wegen des wirklich schlechten Sounds. So oft die Faust auch gereckt wird und das Bein sich wie von Geisterhand bewegt, so schade ist es um die Darbietung des nordischen Quintetts. Lieber Andrew und Co. – bitte schickt Euren Soundmann mal ein Praktikum machen und kommt dann recht schnell wieder. Es gibt noch eine Chance! San Francisco 3, Kanada 0. Sorry.

Noch bevor Set Your Goals zur zuschauerfreundlichsten Zeit – um 21.00h (!) als 4. Band des Abends (!!) und somit Headliner – ihr Set eröffnen, weiß Sänger Matt sich für seinen Kollegen Jordan zu entschuldigen, der keine Nahrung länger als 10 Minuten im Magen behalten konnte und somit lieber zur Beobachtung im Hospital liegt. Schade. Laut Matt wird aber nicht gespart und Freunde und Bekannte der Band übernehmen heute Abend die Zweitstimme. Klingt spannend. Bleibt es auch. Sowohl alte Bekannte wie eben jener Bassist von Title Fight, Freunde aus der Stadt oder auch TSSF-Schreihals Parker machen (teils) einen guten Job und helfen mit ihren Stimmen wo nur geht. Trotz allem verweilen viele Songs vom neuen Album „This Will Be The Death Of Us“ heute nicht auf der Setliste, die dafür durch ein Jawbreaker-Cover (welches vom durchschnittlich ca 16 Lenzen zählenden Besucher nur jeder 20. kapiert...) und ganze 3 Songs der Debut-EP „Reset“ bereichert wird. Mit der gewohnt guten Laune und einem positiven und unschuldigen Ausdruck wie ein Mönch im Biosupermarkt führt Matt mit seinen Herren durch ein pausenloses, dennoch nur 45-minütiges Set, von dessen Energie, Spielfreude und Umbolztauglichkeit sich ein Großteil der gegenwärtigen Szenebands mal getrost einen halben Laib abschneiden kann. Mit „An Old Book Misread“ und „This Will Be The Death Of Us“ fährt der Schnellzug letztlich gen Heimatbahnhof – Zugaben stehen ja leider grundsätzlich nicht auf der To-Do-Liste von SYG – so dass wir um Punkt 22.00h das Slim´s verlassen, unseren Mietwagen inkl. Radio und Reifen wiederfinden (!) und die (heute Nacht hippielose) Stadt gesund aber mit immer noch juckenden Fäusten verlassen. Wer Fotobeweismaterial des Events fordert muss hier leider enttäuscht werden, weil ist ja Amerika: NO CAMERAS ALLOWED. Auch nicht für deutsche Konzerttouristen.

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