17.04.2008: Aiden, Kill Hannah - Köln - Underground

17.04.2008
 

 

Tatort Köln-Ehrenfeld an einem Donnerstag in der Lokalität Underground. Schwarz gekleidete, meist minderjährige, oft Haarspange tragende, noch öfters Zahnspangen tragende, mehr Damen als Herren begeben sich aus den Händen der Eltern auf den Weg DEN Konzertabend des Jahres 2008 zu erleben. Denn niemand geringeres als die Kajalemos von AIDEN sind in der Stadt um ihr Album "Conviction" endlich live vorzustellen.

Dass es vorhersehbar ist welches Publikum sich dort trifft ist logisch, aber soll für den musikalischen Teil doch eigentlich völlig unwesentlich sein. Aber immer der Reihe nach. Jede Szene hat so seine schwarzen Schafe (schwarz, haha…) und so muss ich nun doch mal ein Machtwort sprechen, liebe Kajaler. Warum genau seid ihr so arrogant? Was gibt euch das Recht, Leute mit Anstand, die höflich darum bitten sie durchzulassen einfach nicht durch zu lassen und mit hochgezogener Nase stur wie ein Stein stehen zu bleiben? Die erste Reihe schnappe ich euch sicherlich nicht weg und überhaupt ist tolerant sein ja nun nicht zuviel verlangt.

Ein paar Bier in der hübschen Abendsonne konsumiert der Schreiberling an diesem Abend schon mal bevor die Vorband KILL HANNAH ihr Set beginnt. Auch so Kajaltypen die, abgesehen von den typischen Klischees, ganz netten Radio-Emo-Bla spielen und die ersten Fans zum Kreischen bringen. Mit ein paar Laserpointern an den Gitarren ausgestattet hüpfen die Jungs über eine Halbe Stunde über die Bühne aber verstehen es schon jetzt das junge Publikum in seinen Bann zu ziehen.

Der Hauptact lässt ein bisschen auf sich warten, betritt dennnoch recht früh die Bühne und legt los. Zwar erscheint Sänger Will Francis, dadurch dass er das erste Lied fast komplett mit Zigarette und auf der Stelle stehend performt, nicht gerade sympathisch, die Fans allerdings ticken komplett aus. Der kleine Moshpit im wenig besuchten Underground tobt und der erste Circle Pit inkl. Stage Divern ist nur eine Frage der Zeit.

Auf der Bühne wirbeln Aiden die Gitarren und Mikrofone durch die Gegend und so einstudiert wie diese Aktionen aussehen, so wundert es schon fast, dass die Drums nicht ebenfalls über die Bühne fliegen. Spaß beiseite und zur Musik, um die es ja heute auch irgendwie geht.
AIDEN spielen ihre Emomucke routiniert herunter, suchen den Kontakt zum Publikum und lassen nichts aus. Ob die alten noch eher punkigen Hits oder auch die neuen eher schmalzigen und kitschigen Songs vom aktuellen Album – sie funktionieren bei den Fans alle bestens.
Der Peinlichkeitsfaktor ist allerdings erreicht, als beim schmalzigen 'Moment' ein Pärchen im Publikum den Text zusingt um später ihren Speichel auf übelste Art und Weise auszutauschen. Aber auch von Seiten der Band, vielmehr vom Sänger, geht viel Peinliches aus: Beim Hit 'One Love' wird jeder gezwungen sich hin zu knien und im Refrain aufzuspringen. Natürlich geht das bei den Fans nicht ohne die Handykamera in der Hand und so kommt es, dass der Sänger irgendwann wirklich erbost ist und das Publikum als „motherfucking bastards“ beschimpft. Irgendwann haben sich dann auch die letzten hingekniet und das Spielchen kann losgehen.

'I set my Friends on Fire' lädt zur niedlichen Wall of Death ein und schon jubelt jeder. Was ist so geil dran? Irgendwann ist auch Schluss mit dem Zauber und Aiden lassen sich zu noch einer, wirklich miesen, Zugabe verleiten wo sie das Publikum entscheiden lassen ob denn nun „The Smiths“ oder „Johnny Cash“ gecovert wird. Erkannt habe ich keinen der beiden Künstler und überhaupt sollte eine Band wie Aiden doch bitte davon die Finger lassen. Als letztes gibt es 'World by Storm' auf die Ohren. Ein letztes Mal kollektives Ausrasten und dann heim in die Arme von Mama und Papa – morgen ist Schule und da gilt es zu berichten wie geil alternativ man in der Siebten schon ist.

Meiner Meinung nach war das ein Konzert, dass leider mit viel zu vielen Klischees behaftet war – von daher – wer’s mag, Bittesehr.

Raphael & René