19.09.2014: The Aquabats, Emily's Army - The Glass House - Pomona, CA

19.09.2014
 

 

Von 0 bis 70 Jahre will heute losgelassen werden: Liebeslieder zwischen hirnfrittiertem Offbeat-Pop, eiskaltem Comedyplunder und Karacho-Skatepunk - die AQUABATS haben hinter alles ihr Häkchen gesetzt. Ihre "Supershow" passt nicht einfach in einen Schuhkarton oder ein Kellerloch. Es braucht Kostüme und Irrsinn, nicht bloß auf - sondern vor allem auch vor der Bühne. Daher sind Hot-Dog-Huete, riesige Schaumstoffschwerter und Ganzkoerper-Heldenanzuege heute Pflichtgarderobe. Passen tut das extrem aufgekratzte Publikum nicht wirklich zum musikalischen Support von EMILY'S ARMY und ihrem naseweisen Powerpop, der live zwischen Punkrock und 60's Garage keine Balance finden will und muss. Die Band aus Oakland um den "kleinen" Armstrong, der am Schlagzeug einen soliden und bodenständigen Job macht, wirkt keinesfalls abgehoben oder kaputtgeschult - trotzdem wird das fuenfunddreissigminuetige und ausgeglichene Set mehr wohlwollend als überheblich aufgenommen.



So "all ages" sich THE AQUABATS auch bemuehen - um eine knappe halbe Stunde Verzögerung vor Setbeginn kommt die Band aus Orange County nicht herum. Schwer vorstellbar, wie Travis Barker einst die Trommelstöcke für aus Ska und Klamauk gezimmerte Songs wie "Martian Girl" oder "My Skateboard" schwang - und ebenso aufregend, wie die Band um Frontmann MC Bat Commander in ihrem zwanzigsten Jahr die durchlebten Stil-Fenster durchmischt: von frühen Tagen ("Super Rad") und poppigen Wave-Stücken ("Lovers Of Loving Love") bestimmt die Musik bloß ca. 60% des Abends. Clips und Kurzfilme, sogar ein mittig platzierter "Werbespot" begleiten die AQUABATS von "The Shark Fighter" ueber "Fashion Zombies" bis hin zu "Pizza Day". Wie eine Sitcom mit dem richtigen Riecher fuer Stumpfsinn und Selbstverarsche agieren vor allem Keyboarder Jimmy The Robot, Bat Commander und Gitarrist Eagle Bones Falconhawk. "Passt gut auf die vielen Kids hier im Raum auf - in nochmal zwanzig Jahren werden sie die einzigen Besucher einer AQUABATS-Show sein!" mahnt das Gespann. "Alle anderen werden dann bereits tot sein!". Die zahlreichen Kids bekommen mit "Pool Party" als Finale des Zugabenblocks ihren eigenen Highlightmoment auf der Buehne, alle anderen geben sich mit dem inszenierten Kostuem-Battle zwischen dem "Magic Chicken" und einem gigantischen Biberzahn-Monster zufrieden, der natuerlich friedlich in einer Suessigkeitenschlacht endet. Das Engagement der Damen gewinnt nach einem Live-Heiratsantrag klar die Mitmach-Strophe von "Hey Homies", die Leinwanduntermalung zu "Cat With 2 Heads" laesst auf gesunde Art und Weise am Verstand der Macher zweifeln.



Die "Super Show" - keine leichte Kost fuer Besucher, die ihren Sinn fuer Humor nicht blitzschnell in jegliche Richtung abtauchen lassen koennen. THE AQUABATS aber ueberleben mit Leichtigkeit auch auf der Buehne alle von ihnen in Angriff genommenen Stil-Gebiete - von Punk ueber New Wave ueber HipHop bis Pop druecken Saxophon und Hammondorgel den quaekigen Stempel in jede zu veraeppelnde Nische. "How many of you came out to the show tonight?" will Jimmy The Robot wissen. Verrueckt, wie lange es bei manchem Feierfieber-Opfer dauert, bis der Groschen faellt...