20.09.2007: Hell On Earth-Tour - Walls Of Jericho, Born From Pain, Fear My Thoughts, All Shall Perish, Freya - Hannover Musikzentrum

20.09.2007
 

 


FROM A SECOND STORY WINDOW eröffneten nach einem König Der Löwen Intro, mit einem satten Sound, der allerdings die ersten Anwesenden nicht zu großen euphorischen Luftsprüngen veranlassen konnte, bis auf eine Person, die versuchte den Rest des eher verhaltenen Publikums zu animieren. So verpuffte ihr experimenteller Metal, ohne ein Feuer zu entzünden.FREYA hatten es da schon wesentlich einfacher und hatten an diesem Abend den wahrhaft fettesten Basssound. Das Quartett aus den U.S.A. lieferte eine etwas statische Show, aber ihre Musik war dafür umso drückender und animierte denn auch die ersten Semi-Capoeira-Hüpper, in unbeteiligte Zuschauer zu hüpfen und einigen Leuten echt auf den Sack zu gehen.

Nachdem FREYA die Anwesenden, mit einem unglaublich druckvollen Set, in Grund und Boden gespielt hatten, traten ALLS HALL PERISH auf die Bühne und zufrieden durfte ich bemerken, dass ich anscheinend nicht der einzige war, der hauptsächlich wegen den Jungs aus Oakland gekommen war. Das junge Quinttett um ihren neuen Sänger Eddie knüppelte sich durch einen musikalischen Faustschlag, der schnell in reale (und für manchen Konzertbesucher wohl schmerzhafte) Form sublimierte, denn die Stoffbuchsen kamen nun so richtig in Wallung. Einige hauten sich mit voller Absicht in die Menge und mussten dann den ein oder anderen Rämpler einstecken. Ich erinnere mich an ein Weißkäppchen, das nach einem Treffer auf den Kopf fast so aussah, als müsste es gleich weinen und ein anderer bekam einen Riss in sein T-Shirt, nachdem er wiederholt (beinahe oder wirklich) die Freundin eines Metallers mit seinem Füßchen traf. Beide wurden anscheinend schnell zur Raison gebracht und nachdem Eddie von der Bühne aus meinte: „You Germans aren´t afraid of these little boys dancing in the pit, aren´t you? If they´re coming your way just move them!“, wurde der Pit schnell gefüllt und ich verlor ambitionierten Judokämpfer aus den Augen. ALL SHALL PERISH hatten immer noch einen angenehmen Sound, wenn auch für meinen Geschmack etwas viel Delay auf dem Gesang lag. Alle Bandmitglieder punkteten mit einem anspruchsvollen und genauem Spiel und Eddie ist nicht nur der neue Sänger, er ist DER Sänger für eine Band wie ALL SHALL PERISH.

Leider viel zu schnell von der Bühne verschwunden (von mir aus hätten sie noch weit aus länger spielen können), machten sich FEAR MY THOUGHTS ans Werk, die nun nicht mehr nur angeheizte, sondern überhitzte Menge, ein weiteres Mal zum Kochen zu bringen, was den Freiburgern aber nicht wirklich gelang. Viele zog es an die frische Luft. FEAR MY THOUGHTS hatten einen zu bassigen Sound und daher wirkte manches Stück sehr indifferent und auch ist Martin Fischer aus meiner Sicht kein Ersatz für Mathias Benedict von Ockl, dessen Stimme für mich mehr Biss hatte und auch live wesentlich überzeugender war.

BORN FROM PAIN, ebenfalls mit neuem Sänger am Start, wiesen daraufhin, wie schön es sei so viele verschiedene Bandshirts zu sehen und das „wir alle eins sind“. Die VD´s waren nun gänzlich in ihrem Element und schafften es nicht selten, von der eigentlichen Show auf der Bühne abzulenken und mit ihrem Ruder-Hüpf-Pflück-Spektakel zu unterhalten. Scott Vogel am Mikrofon bei BORN FROM PAIN machte seinen Job sehr gut und überzeugte mit guter stimmlicher Leistung. Ansonsten: Seriös wie immer. Hat man BFP einmal gesehen, darf man nicht mehr viel Neues erwarten. Was kein Minuspunkt sein muss.

Dann war es endlich so weit und der Saal füllte sich wieder, denn WALLS OF JERICHO kamen um das Dach abzureißen. Obwohl der Sound recht dünn war, kamen Candance und ihre Mannen ihrem Ziel allerdings sehr nahe. Sie luden immer wieder zu massivem Diving, Tanzen und Circle Pits ein. Die vom Publikum lautstark geforderte Wall Of Death sah allerdings recht kläglich aus, da die Leute zu früh losgelaufen sind. Nachdem Candance dem Publikum wieder und wieder ans Herz legte, wie wichtig es sei „Liebe“ in seinem Herzen, für sich und andere zu tragen, kleinen Mädchen am Bühnenrand schwesterlich die Hand aufs Haupt legte und sichtlich gerührt über den Kniefall dreier junger Herren war, entließ sie ein zufriedenes Publikum mit einem mächtigen Batzen Liebe im Herzen und dem ein oder anderen Riss in Shirt und Haut, in die herbstliche Nacht. WALLS OF JERICHO waren an diesem Abend übrigens die einzigen, die es mit ihren „Vereint euch“ Ansprachen schafften, dass der Pit aus ALLEN Konzertbesuchern bestand und dass Langhaar, wie Jogginghose auf einander acht gaben, so wie es sein sollte.

by Linc