20.12.2005: Gogol Bordello, Throw Rag, The Scotch Greens - Bielefeld - Forum

20.12.2005
 

 

Kurz vor Weihnachten machten die Gypsy-Punks von GOGOL BORDELLO im Bielefelder Forum halt, und ich ließ es mir nicht nehmen, dieser freakigen Zirkus-Punk-Attraktion beizuwohnen.
Am Eingang des Forums gab es für jeden Besucher einen Wodka gratis und damit wurde recht schnell deutlich was an diesem Abend groß geschrieben werden sollte: Saufen, Tanzen, Partymachen.

Die erste Band SCOTCH GREENS trug alleine durch den Bandnamen ihr übriges dazu bei. 5 Bandmitglieder, die aussahen wie Piraten, doch keineswegs so verkleidet waren, versuchten, das Publikum mit ihrem "Pirate-Punk" anzuheizen. Leider waren die Zuschauer zu diesem Zeitpunkt noch recht verhalten und so bekamen sie außer einen würdigen Applaus auch nicht mehr Feedback aus den ersten Reihen. Interessant war ein seltsames Instrument (was man glaub ich als E-Banjo bezeichnen dürfte), was einer der fünf bediente, doch leider aufgrund des mäßigen Sound größtenteils unterging. Anfang nächsten Jahres bringen SCOTCH GREEN ihr Debut-Album namens "Professional" raus. Man darf gespannt sein, was uns da erwartet.

Nach kurzer Umbaupause betraten die auf KungFu-Records beheimateten THROW RAG die Bühne. Komischerweise wurde der Piratenlook auch bei dieser Formation weitergeführt, denn Sänger "Capt. San Doe" performte anfangs mit Seemanns-Mütze, entledigte sich seiner Kleidung dann aber recht schnell. Kein Wunder, denn der junge Herr jagte über die Bühne und brüllte alles aus seinem Leib heraus wie kein Zweiter. Eine gute halbe Stunde machte er das mit und räumte mit seinen Bandkollegen daraufhin schweißüberströmt die Bühne, um dem eigentlichen Headliner des Abends Platz zu machen:

GOGOL BORDELLO, die ukrainisch-isralisch-amerikanische Formation um Frontmann Eugene Hutz brachte das Publikum dann schließlich zum "In-Extase-Tanzen". Selten habe ich so eine mitreissende Performance erlebt, wie von GOGOL BORDELLO - Da blieb kein Bein mehr unbewegt, kein Hemd mehr trocken. Von den ersten Klängen an, schaffte es die Band, das Publikum in einen internationalen Tanzrausch zu versetzen.
Die Sprache, in der Sänger Eugene sang, konnte man aufgrund des starken Akzentes kaum vernehmen, doch ab und zu tönten ein paar englische Worte durch. Die Texte waren allerdings den meisten Zuschauern wahrscheinlich auch egal, denn die Musik war Kommunikationsmittel Nr. 1. GOGOL BORDELLO spielten einen Song nach dem anderen und die Party nahm kein Ende. Es wurden kaum Ansagen zwischen den Liedern gemacht, stattdessen wurden durch geschickte "Interludes" perfekte Übergänge zwischen den einzelnen Songs geschaffen. Musikalisch alles sehr tight und auf höchstem Niveau. Besonders beeindruckend war das Zusammenspiel von Akkordeon und Violine, deren Spieler als wahre Könner ihres Handwerks zu bezeichnen sind.

Was mich an dieser Band so beeindruckte, war diese interessante Mischung von verschiedenen Musikkulturen. Durch die Interkulturalität wurde hier ein Musikstil erschaffen, welcher definitiv in keine Schublade passt. Es kommt selten vor, dass eine Band mich durch ihre Livequalitäten richtig vom Hocker haut, doch bei GOGOL BORDELLO war das definitiv der Fall.