22.11.2018: KADAVAR, MONOLORD - Karlsruhe - Substage

24.11.2018
 

 

Zwei Bands haben sich im Karlsruher Substage angekündigt, zwei Bands, die beide eine eingebaute Garantie haben, die Köpfe ihres Publikums innerhalb weniger Sekunden in Bewegung zu bringen: MONOLORD aus Schweden und KADAVAR aus Berlin. Während draußen Temperaturen um den Gefrierpunkt herrschen, wird es im Inneren sehr schnell mollig warm.

Genauer terminiert, als der Göteborger Doom-Adel mit MONOLORD schon um Punkt acht Uhr auf die Bühne tritt. Drei Studioalben nennen die Nordlichter ihr eigen, wuchtig und mit viel Power zeigen sie, warum sie ganz wunderbar als Support für KADAVAR passen. Auch wenn sie im Supermarkt eher in einem härteren Regal zu finden sind. Wuchtig bringt das Trio in Karlsruhe seine Mischung aus wohldosierter und gewohnter Langsamkeit, fast schon hypnotischen schweren Riffs, Doom-, Sludge, Metal- und Stonerelementen zur Geltung. Das geht mit einem ordentlichen Wummern direkt in die Magengrube. Viel Schnick Schnack? Braucht kein Mensch. Auch dem Publikum gefällt‘s, das Substage ist schon nach wenigen Minuten Spielzeit gut gefüllt. Sänger Thomas Jägers Pornoschnauzbart ist hinter der langen Haarmatte zwar fast nie zu sehen, sein fast schon trance-artiger Gesang ist dafür aber umso präsenter. Mika Häkkis hält seinen Bass immer wieder hoch in die Luft, Drummer Esben Willems hält den Laden mit seinem sehr guten und druckvollen Schlagzeugspiel zusammen. Für das 45 Minuten-Set gibt es zurecht viel Applaus vom Publikum.

 

Mit einem „Hab‘ter Bock?“ kommt dann KADAVAR-Sänger Christoph „Lupus“ Lindemann mit seinen beiden Mitstreitern auf die Bühne. Die Frage nach dem Bock ist schnell beantwortet, das Substage hat richtig Lust. Sofort sind Fäuste und Rocker-Pommesgabeln in der Luft, wie auf Kommando nicken die ersten Köpfe im Takt. Die Band legt dann mit dem manischen „Skeleton Blues“ und dem hymnischen „Vampires“ auch gleich gut los. Nicht nur auf der Bühne sind die langen Haare in Dauerrotation, auch davor wird fleißig geheadbangt. Christoph „Tiger“ Bartelt, der an seinem perlmuttfarbenen Schlagzeug mal stoisch, mal in wilder Extrase trommelt und Bassist Simon „Dragon“ Bouteloup, der immer wieder wie ein Derwisch an den Bühnenrand tritt und ins Publikum stiert, geben alles. Vier Alben hat die Band aus Berlin mittlerweile veröffentlicht, alles atmet den fein zusammengemeißelten Retro-Geschmack der Spätsechziger und Siebziger. In Karlsruhe stehen, obwohl die Band gut mischt, viele Songs des 2017er Release „Rough Times“ auf der Setlist. Viele Ansagen gibt es nicht, aber warum auch. Im Fokus steht die Musik, und das Trio zeigt eindrücklich, warum es in Deutschland inzwischen mit an der Spitze des Stoner- und Psychedelic Rock steht. Insidertipp? Das war gestern. Die Formation hat sich klar zur Institution gewandelt. 100 Minuten hauen sich KADAVAR mit jeder Menge Spielfreude durch ein energiegeladenes und abwechslungsreiches Set. Highlight ist das toll groovende „Doomsday Machine“. „Es war mir eine Ehre für euch zu spielen“, sagt Lindemann fast schon zu höflich, bevor es mit „Black Sun“ noch den „größten Hit“ der Band zu hören gibt.

 

 

„Wollt‘er noch einen?“ stellt Frontmann Christoph Lindemann die rhetorische Frage vor der Zugabe, während Drummer Bartelt fleißig Bier an die erste Reihe verteilt. Aus einem werden am Ende mit „Die Baby Die“ und „All Our Thoughts“ sogar noch zwei Stücke. Und für die ganz Nimmersatten? Hat der Sänger noch einen Tipp parat: „Drüben in der Alten Hackerei spielen gleich ROTOR, Freunde von uns aus Berlin.“ Die Stoner-Rocker haben mit ihrem Auftritt sogar noch gewartet, bis KADAVAR zu Ende gespielt haben. Na das ist doch mal Liebe zum Fan.

 

Das Fazit? Zwei tolle Bands, die mit gutem Sound und jeder Menge Spielfreude überzeugen. Zwei Bands, von denen man hoffentlich noch einiges hören wird.