23.05.2009: Horse The Band, His Statue Falls, A Tale Of Amity - Köln - Underground

23.05.2009
 

 

Nach ihrer selbst auf die Beine Earth-Tournee 2008, haben HORSE THE BAND einmal mehr ihren Weg nach Deutschland gefunden. Aber bevor es in den altbekannten Ruhrpott geht, statten sie Köln und dem Underground einen Besuch ab. Das spart Sprit und Stress für die Anhängerschaft aus dem Kölner-Umkreis und lässt Spielraum im Portemonnaie für das ein oder andere alkoholische Getränk. Welche Rolle die Trinkfestigkeit spielt, kann vor dem Beginn des Konzertes jedoch noch keiner sagen...

Für das Vorprogramm haben die Herren des lokalen Veranstalterduos P&R die vier Jungs von A TALE OF AMITY geladen. Diese gehen auch direkt in die Vollen und versuchen vom ersten Track das Publikum für sich zu gewinnen. Es ist einer der ersten Auftritt der Herrn mit ihrem neuen Sänger Marco. Leider jedoch merkt man auch ganz eindeutig, dass der Herr in den engen Hosen entweder noch nicht lange singt oder sich noch nicht all zu gut mit den Songs der Band beschäftigt hat. Somit gehen die Shouts zwar glatt über die Bühne, sind jedoch die gesungenen Parts fast schon nicht zu ertragen. Davon lenkt auch nicht das schräge Bad Taste Outfit des Bassisten ab, der wie wild über die Bühne springt und versucht ein wenig Action in den Auftritt von A TALE OF AMITY zu bringen. Kurz vor knapp gibt es noch ein kleines Schlagzeugsolo für die Herzdame des Drummers, aber auch das kommt mehr überflüssig als gekonnt rüber. Aber vielleicht bringen ja die bevorstehenden Studioaufnahmen A TALE OF AMITY ein paar Lehrstunden und etwas Routine. Zu hoffen wäre es denn jeder hat eine zweite Chance verdient.

Einigen Konzertbesuchern dürften HIS STATUE FALLS aus dem schönen Saarland bereits bekannt sein. Vor einigen Monaten hatten sie als Supportband von Enter Shikari für Furore gesorgt. Entsprechend groß sind die Erwartungen an ihren Auftritt. Und diese werden vom ersten Moment an nicht enttäuscht. Passend zum Nintendostyle den HORSE THE BAND im Anschluss präsentieren sollten, haben auch HIS STATUE FALLS nicht an Keyboard-, Sample- und Synthieeinlagen gespart. Schräger als die Outfits der Band selbst sind nur die als Tiere verkleideten HIS STATUE FALLS-Anhänger. Da tauchen Gestalten in grüne Drachen und pinken Hasen- oder Schweinekostümen auf, erstürmen die Bühne und singen lauthals jeden Song mit. Den Preis für das beste Kostüm gewinnt aber am ehesten noch der Herr, der seine Shorts in die Unterwäsche geklemmt hat uns sich nahe zu pausenlos ins Publikum schmeißt. Die Stimmung ist riesig und auch die Tracks die HIS STATUE FALLS performen klingen fast besser als noch vor ein paar Monaten. Sie laden ganz eindeutig zum Tanzen und Feiern ein. Beim durch Myspace bereits publizierten Song "Sooner If You Let Me" zeigt das Underground Textsicherheit und fordert lauthals die Zugabe. Die folgt auch prompt in Form von "Dressed Like A Lie", den einzigen elektrofreien Song den wir am heutigen Abend von der Band zu hören bekommen. Aber auch dieser Track kommt durchaus an. Kurzum: HIS STATUE FALLS machen einfach Spaß!

Wo es Schweine und Hasen gibt, da können auch Pferde nicht weit sein. Genauer gesagt HORSE THE BAND. Und nun zeigt sich auch warum es ratsam ist am heutigen Abend dem Alkohol nicht abgeneigt zu sein, oder doch zu mindestens ein Verständnis für äußerst betrunkene Musiker zu haben. Denn HORSE THE BAND sind in erster Linie eins: voll bis zum Anschlag. Besonders der Bassisten der Band, gekleidet ins geliehenen aber nicht ganz passenden Dinokostüm, kann sich kaum auf den Beinen halten. Mit einer Flasche Wodka in der Hand tritt er auf die Bühne, und hält auch konstant an dieser fest. Den Inhalt teilt er jedoch gern mit einem weiblichen Wesen die ihn den guten Tropfen sogar von der nackten Brust leckt, oder wahlweise aus dem Mund des Herren trinkt. Und der Freund der jungen Dame, steht in rosa Kostüm neben dran und findet es klasse. Es ist schon nicht mehr zu nur zum schmunzeln was HORSE THE BAND da abziehen. Es ist zum herzlichst schieflachen und ein großer Spaß. Zwar bekommen sie es hin ihre Songs nahe zu fehlerfrei darzubieten, auch wenn mir schleierhaft ist wie, können dafür aber keinen ernsthaften Satz von sich lassen. Da werden Behauptungen über Penislängen, Inselherkünfte und Alkoholmissbrauch unter Bandkollegen gemacht oder einfach mal die Haare des Publikums zerstrubbelt. Beim Song "Bunnies" gehen HORSE THE BAND gar auf (Oster)eiersuche unter den männlichen Konzertbesuchern. Allgemein hält sich die Band gern in der Menge auf, was für all die gefährlich werden kann die dem Bassisten zu nahe kommen. Der bekommt kaum noch mit was um ihn rum passiert und fällt regelmäßig zu Boden. Er Wird dann aber immerhin von seiner Neuerrungenschaft aus dem Publikum belagert und von einigen Konzertbesuchern und Band bestiegen, so dass sich ein Haufen aus Menschen auf der Bühne bildet. Zu oberst der Frontmann der Grimassen schneidet und den Schnurrbart zucken lässt. Auch er erklärt zur Mitte es Sets hin, dass er betrunken sei und legt gleichzeitig sein Statement über Bands auf Tour, Musik und Szene ab. Oder besser seine Einstellung zu Party, Alkohol und Auftritten. Auf den Song "Cutsman", der scheinbar der Lieblingstrack einiger Fans ist, dürfen Selbige jedoch fast bis zum Ende warten. Dann endlich hört man es "Cut Cut Cut..." rufen und erlebt auf der Bühne die kreativen Ausdünstungen einer Bühnenperformance, die man so in Köln sicherlich nicht all zu häufig sieht. Zum Beispiel erklimmt Sänger Nathan Winneke die hinter der Bühne gelegene DJ Box und klemmt seinen Körper in die schmale Öffnung zwischen Konzertsaal und DJ Raum. Später drückt er sein bedauern darüber aus, dass der DJ bei seinem Set in so einer kleinen Kiste stehen muss, wird jedoch in seiner Rede abgelenkt. Er hat es geschafft das Mikrofon in der Lichtaufhängung über seinem Kopf zu verknoten. Und als wenn das nicht das einzige Problem wäre ist HORSE THE BAND auch das geliebte Bier ausgegangen. Gut nur, dass es spendier freudige Veranstalter gibt die einen das Bier sogar bis auf die Bühne bringen. Neue Energie für die Kalifornier. Und die wird sogleich an der Darbietung neuer und alter Songs verballert. Der Bassist der Band hat sich unterdessen schon das zweite mal von der Bühne verabschiedet. Man schätzt er begegnet dem bereits getrunken Wodka erneut, hat jedoch recht wenig Mitleid mit ihm. Im Gegenteil, es wird ihm noch so einiges abverlangt. Denn das Set der Herren ist in Länge und Songauswahl perfekt auf gute Laune ausgelegt. Als Zugabe wird der für HORSE THE BAND Verhältnisse ruhige Track "Sex Raptor" performt. Ganz ohne das für die Band typische chaotische Geschrei. Aber auch dieser Song kommt an und das Publikum wird auf die Bühne gebeten, nein gar gezogen. Dies endet in einem heillosen Chaos durcheinander springender Leute, nach dem sich klammheimlich die junge Dame mit dem Bassisten aus dem Staub macht... Ja HORSE THE BAND haben Spaß. Aber sie verbreiten ihn doch. Und vielleicht tritt der ein oder andere nun doch den Weg gen Bochum an. Wenn die Show vergleichbar zu der des heutigen Abend wird, dann wird sie alle Male ein Erlebnis. Geniale Show!

Pix by Chris