27.02.2019: SWMRS, ANTEROS - Hamburg - Molotow

01.03.2019
 

 

Mittwochabend. Das Molotow in Hamburg ist wieder einmal gut besetzt. Indie und Indie, Dream-Pop und Punk. In der Molotow SkyBar spielt GRINGO STAR zusammen mit WEAREMARVIN, zwei Stockwerke tiefer SWMRS und ANTEROS. Indie und Indie, Dream-Pop und Punk.

Erdgeschoss. Den Abend eröffnen ANTEROS. Gitarrist Jackson im St. Pauli T-Shirt, Sängerin Laura im Glitzertop. Hamburg St. Pauli. Passt. Selbstbewusster, energiegeladener, aber auch verträumter Dream Pop mit Punk-Anleihen. Und weiblichem Gesang. Glitzernd und laut. Rrriot.
Frontfrau Laura Hayden hat wie der Rest der Band sichtlich Bock auf den Auftritt und gibt den Takt vor. 30 Minuten Vollgas. ANTEROS heizen das Molotow gut ein, sodass es verdammt eng und schwitzig rund um die Bühne wird. Etwas Platz schafft die Band selbst, indem sie die Frauen, Damen, Mädchen,... dahin holt, wo sie hingehören - auf die Bühne. Mehr Platz im Zuschauerraum, weniger Platz auf der Bühne. Und jene platzt beinahe aus allen Nähten. Immer mehr trauen sich nach und nach auf die Bühne, tanzen und haben Spaß.
Die witzige Aktion hat jedoch einen ernsten Hintergrund. Mit dem Dank an SWMRS, sie mit auf Tour genommen zu haben, schwingt auch ein großes "Fuck You" an die Musikindustrie mit, die noch immer zu 90 Prozent aus Männern besteht. Wenn all die Damen auf der Bühne bleiben nicht mehr all zu lange. Gut so.
Sängerin Laura Hayden zieht es im Anschluss etwas früher von der Bühne, Sekunden später folgt die Band. Guter Auftritt. Hamburg glitzert.

Im Anschluss geht es weiter mit SWMRS aus den USA. Poppiger Punk. Punkiger Rap. Energiegeladener Indie. Irgendwo dazwischen. Früher noch unter den Namen EMELYS ARMY, THE CLOCKS oder THE RAINING SOULS unterwegs, haben die Jungs aus Oakland 2015 (mal wieder) einen neuen Bandnamen für sich entdeckt und sind seitdem ohne Vokale unterwegs. Mal schauen wie lange.
Obwohl die Band bereits seit 2004 existiert und schon so einiges auf dem Buckel hat, sind die Bandmitglieder mit Anfang / Mitte 20 noch immer verdammt jung. Genauso wie das Publikum. Nur die wenigsten sind über 30 Jahre, der Rest ist im Teenager-Alter. Und textsicher. Von Sekunde eins an ist Feuer drin. Ein bzw. zwischenzeitlich zwei Sänger plus hunderte Hamburger Kehlen. Klingt gut.
Mit Joey Armstrong, Sohn von Billie Joe Armstrong hat die Band prominente Unterstützung am Schlagzeug. Und die merkt man den Jungs an. Wall Of Death, Oh-Oh-Oh Gesangsspielchen wie man sie sonst vor allem von GREEN DAY kennt, Mit-Klatsch-Aktionen, Stagediver und mehr. SWMRS haben jede Menge Aktionen im Gepäck. Und Hamburg macht artig mit. Vor allem in den vorderen Reihen. Kreischende Teenies, weinende Fans und Fangeschenke. Ey BRAVO, in der nächsten Ausgabe noch Platz für einen Starschnitt? SWMRS-Gitarrist Max Becker wird mit einer Rose beschenkt, steckt sich diese zwischen die Zähne und spielt artig weiter, während der Rest leicht neidisch dreinblickt. Zuschauer und Band. Sieht gut aus.
Die ersten Reihen verbringen den Großteil des Sets zur Hälfte im Zuschauerraum, zur anderen Hälfte auf der Bühne. Immer wieder werden die, die es nach ganz vorne geschafft haben, von hinten auf die Bühne gedrückt. Pogo sei Dank. Andere machen es sich daher direkt auf der Bühne bequem. Sitzplatz, erste Reihe. Gibt schlechtere Plätze. Sänger Cole Becker ignoriert das Ganze, weicht gekonnt aus und zieht seine Show weiter durch. Ein bisschen Platz bleibt ihm ja noch.

Der Amerikaner hat fleißig Deutsch gelernt und kann immer wieder mit ein paar deutschen Worten und Sätzen das Publikum zum Jubeln bringen. Und da man bekanntlich nie auslernt, gibt's noch während des Sets eine weitere Lehrstunde im Zuschauerraum von den Fans persönlich. Vorbereitung ist die halbe Miete.
SWMRS liefern eine gute Show, wissen welche Knöpfe sie drücken müssen und Hamburg spielt bereitwillig mit. Teilweise etwas irr grinst Cole Becker dabei in die Hamburger Gesichter, fuchtelt wild um sich herum und schnappt sich die St. Pauli Regenbogenfahne eines Fans. Coole Socke.
Zum Abschluss gibts noch ein Ständchen für den Vater eines Fans. Dann wird sich langsam unter tosendem Applaus zurückgezogen. Starker Auftritt und hunderte höher schlagende Teenie Herzen.