Interview mit Fell Asleep

11.06.2008
 

 

Stellt euch zunächst bitte einmal vor. Wer seid ihr und woher kommt ihr? Wie lange macht ihr als Band schon die Bühnen unsicher?

Wir sind FELL ASLEEP und kommen als Band ursprünglich aus Senden bei Münster. Inzwischen sind wir allerdings wild in NRW verstreut.
Angefangen haben wir 2006, wobei es in der Besetzung ohne Andi vorher schon andere Projekte gab.

Wer bei euch in der Band ist für was zuständig? Wer ist der Schreihals, wer schreddert in welche Saiten, wer darf mit seinen Sticks draufhauen?

Andi singt und schreit, die beiden Phil(l)ips picken die Wanderklampfe, Matthias ist für die Tieftonfraktion verantwortlich und Giulio überblickt das Geschehen von hinten an den Trommeln.

In welche Schublade dürfen wir euch packen?

Die Schublade klemmt heute mal.
Wir stehen im Rockregal zwischen den Flippers und Slayer.
Ansonsten treffen es die abgelutschten Bezeichnungen Screamo und Emocore ganz gut.

Für welche Ohren und für welchen CD-Player ist eure EP “11pm: escape“ bestimmt?

Ehrlich gesagt haben wir bei den Aufnahmen genauso wenig über den Adressatenkreis nachgedacht, wie über das strikte Einhalten von Genregrenzen. Dazu kommt eben auch, dass es unsere Debut-Platte ist und wir uns während der Aufnahmen im Sommer 2007 ganz klar noch in der Stilsuche befanden. Die EP ist demnach für alle rockfähigen Ohren bestimmt - unabhängig von Alter und Geschlecht.

Vor was flieht man denn um 11 Uhr abends? Was steckt hinter dem Titel?

11 Uhr – kurz vor 12. Der Titel hängt hier ganz klar mit dem Inhalt der Texte zusammen, in denen es oft um gesellschaftliche Missstände geht. Um 11 Uhr ist der Tag schon weit vorangeschritten, allerdings ist der Tag eben noch nicht zuende. Man hat es nun selbst in der Hand, die letzte Möglichkeit zur Flucht zu ergreifen oder sich dem bedrückenden Schicksal widerstandslos hinzugeben. Es ist als eine Art Chance zu verstehen, denn es war uns wichtig, dass der Titel eine positive Aussage hat.

Für den Textfanatiker: Welche Themen behandelt ihr in euren Texten?

Textlich befinden wir uns, wie schon gesagt, meist im gesellschaftskritischen Bereich. Es geht um Themen aus dem Alltag, teils autobiographisch, aber auch oft ohne direkte persönliche Verbindung. Grob gesagt schreiben wir über das, was uns auf den Sack geht und darüber, wie sich unserer Meinung nach diese Missstände ändern lassen. Es geht um Kindesmisshandlung, Behindertendiskriminierung, Gruppenzwang, um den Verlust von Freundschaften, aber auch um die ganz persönlichen Fehler, die man sich eingesteht und versucht zu ändern.

Für den Klangfanatiker: Wie geht es klangtechnisch auf eurer Platte ab?

Wir finden, dass die Platte abwechslungsreich ist, da kein Lied dem anderen gleicht. Es ist uns wichtig, dass unsere Musik nicht eintönig und langweilig, sondern authentisch und ehrlich ist. Daher haben wir viele unterschiedliche Parts in die Lieder eingebaut. Ruhige, wie auch harte Passagen, machen das Bild der Platte aus. Doch reden kann man viel, also hört selbst rein!

Euer Lieblingssong von der EP? Und warum?

Die Songs sind alle sehr unterschiedlich. Jeder hat seine Favoriten und sicherlich fällt es jedem Musiker schwer diese Frage zu beantworten, da man doch in jedem einzelnen Song sein Herzblut verarbeitet und verwurstet hat. Es ist nicht leicht, sich auf einen Lieblingssong zu einigen, doch bei unserem Song Credence sind wir da alle einer Meinung.

Warum habt ihr „Fell Asleep“ als Bandnamen gewählt? Steht der Bandname nicht im Gegensatz zu eurer Musik oder ist die wirklich einschläfernd?

Es war uns von Anfang an wichtig, dass der Name nicht zu lang und gut einprägsam ist, nicht zu kompliziert, aber auch nicht zu plakativ. Auf FELL ASLEEP konnten wir uns dann alle einigen. Die Interpretationen des Bandsnamens kamen erst später. Thematisch suchen wir immer nach Dingen, die in unseren Augen in der Gesellschaft zu wenig erwähnt und nicht oft bedacht werden, solche die quasi eingeschlafen sind. Auf der anderen Seite macht man sich kurz vor dem Einschlafen viele Gedanken, über sich und die Welt außerhalb seines Kinderzimmers, wobei oft neue Ideen entstehen, die dann wiederum in die eigene Musik mit einfließen. Das mit dem einschläfernd ist uns dann auch irgendwann aufgefallen, keine Ahnung wie wir das noch mal geradebiegen können, doch der Gegensatz gefällt uns mittlerweile.

Welche Erfolge sind bereits auf eurem Erfolgskonto zu verzeichnen?

Generell sehen wir es erst mal als Erfolg an, dass die ganze Sache trotz der räumlichen Entfernung läuft.
Dabei ist natürlich jeder gute Gig ein Erfolg für uns.
Auf unserem Konto können wir bisher beispielsweise den Einzug ins Finale des niederländischen Geuzenpopwettbewerbs, das Erreichen des 2. Platzes beim MySpaceLive-Voting, des 8. Platzes beim Vainstream-Voting und natürlich unsere Deutschlandtour im September 2007 verzeichnen.
Der für uns wahre Erfolg ist jedoch, zu sehen, dass es Leute gibt, die sich für unsere Musik interessieren und sich eine CD kaufen. Diese kleinen Erfolge geben einem die Bestätigung, für das was man macht.

Welche Ziele habt ihr im Moment vor Augen?

Wir haben zur Zeit eine kleine Livepause bis zum Sommer eingelegt, um neue Songs zu schreiben und um uns musikalisch weiter zu entwickeln.
Als Ziel für Herbst/Winter 2008 und 2009 haben wir uns gesetzt, möglichst viel live unterwegs zu sein und unseren Stil ganz klar abzustecken, ohne dabei eintönig zu klingen.
Die logische Konsequenz dieser Überlegung ist dann natürlich das Veröffentlichen unseres ersten Albums, was wir auch für 2009 planen.

Welche Erfahrungen habt ihr als Band schon gemacht, seitdem ihr auf den Bühnen unterwegs seid?

Die wichtigste Erfahrung an der ganzen Sache ist für uns, dass man sowohl als Band, wie auch als beste Freunde, eine schöne Zeit erlebt. Es ist eben das Drumherum: Neue Leute kennen lernen, neue Bands hören und natürlich jedes Mal die Show. Dabei ist es egal, ob man 300 km pro Weg fährt, um vor 3 zahlenden Gästen zu spielen oder ein Wochenende nach Belgien, um dort im Winter nach einem Gig in einer Garage zu schlafen.

Gibt es auch negative Erfahrungen, die ihr gemacht habt?

Klar, gab es dabei auch ein paar negative Erfahrungen.
Wir sind beispielsweise einmal für eine Show im Ruhrgebiet gebucht worden. Als wir ankamen wusste allerdings niemand wer der Verantwortliche war und es wurden keinerlei Vorplanungen getätigt. Ohne Werbung und technische Ausstattung kann so was dann natürlich schwierig werden...
Insgesamt würden wir aber sagen, dass man mit der Zeit einfach dazu lernt. Gerade in Bezug auf die Menschenkenntnis.


Ein paar letzte Worte an die Leserschaft:

Erstmal Danke für das Interesse.
Lieber Leser, Liebe Leserin:
Wer bis hierhin gekommen ist, ohne einzuschlafen (man beachte das unglaubliche Wortspiel), der kann auch kurz auf unsere MySpace-Seite (www.myspace.com/fellasleepmusic) gehen, die CD und die Buttons kaufen und uns mit einer gesunden Portion Lob überschütten.
Danke

FELL ASLEEP
Matthias, Phillip, Philip, Andi, Giulio