Plattenkritik

Finn- Ole Heinrich - Du drehst den Kopf, ich dreh den Kopf

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Release Date: 01.11.2010
Datum Review: 18.06.2011

Finn- Ole Heinrich - Du drehst den Kopf, ich dreh den Kopf

 

 

Finn- Ole Heinrich & Spaceman Spiff- Du drehst den Kopf, ich dreh den Kopf, so müsste es eigentlich heißen. Zwei Wortakrobaten, einer auf dem Papier, einer mit der Musik. Sie tun sich zusammen zur Task Force, um den bösen Bodensatz eines jeden Menschen ans Tageslicht zu heben, wie einen großen Goldschatz. Songs von SPACEMAN SPIFF zwischen den Geschichten von FINN- OLE HEINRICH.

Wer jemals etwas von FINN- OLE HEINRICH gelesen hat, der weiß, dass er Wort nutzt, um die alltäglichsten, allgegenwärtigsten Dinge des Lebens äußerst detailiert zu beschreiben. Kein kleiner Fussel entgeht ihm in seinen Beschreibungen der Gegenwart. Dabei wird er keinesfalls langweilig, kleinkariert, sondern schafft es immer wieder, den Blick des Lesers, oder an dieser Stelle des Hörers, auf die banalsten Dinge zu wenden. Manchmal ist das gar nicht so uninteressant, denn viele Dinge werden von der allgemeinen Reizüberflutung überdeckt, verschluckt. Herr HEINRICH schreibt Geschichten, die so düster anmuten und deren Deskribtionen der eben genannten kleinen Dinge immer einen Hauch des Bekannten, Eigenen einflechten. So auch auf der hier erwähnten Platte. Er liest sie selbstredend selbst. Labradorhunde und Orangenmarmelade. Untermalt werden seine Geschichten auf „Du drehst den Kopf, ich dreh den Kopf“ von SPACEMAN SPIFF alias Hannes Wittmer mit den unterschiedlichsten Sounds. Der sich durchziehende Herzschlag bei dem Stück „Du drehst den Kopf, ich dreh den Kopf“, schwankt zwischen dem bedrohlich eigenen und einem fremden Takt, dem wir immer folgen. Er trifft den Nerv der Geschichte. Bisweilen wirkt die Szenerie extrem bedrohlich, wie sie durch den Raum wogt. Einzelne Szenen mit Musik untermalt. Es gibt sie auch, die schönen kleinen Momente. Diese werden auch benannt. Dankbar nimmt man sich bei „Der Hund kann wieder laufen“ einiger Takte ruhiger Musik an, um zwischen den dunklen Schilderungen einer unwirklich anmutenden Mutter- Kind- Beziehung einmal kurz aufzuatmen.

FINN- OLE HEINRICH und SPACEMAN SPIFF gelingt hier ein unglaublicher Brückenschlag. Zwischen den düsteren Geschichten mit den die Stimmung verstärkenden Sounds, wirken die Songs wie kurze Ruheinseln. Worte, Alltag, Geräusche zwischen Unwirklichem und Musikalischem und wir merken einmal mehr, wozu wir die Musik brauchen. Auch die Musik zu den Worten wenn sie gesungen werden. Nur für ein wenig Flucht. Und wenn es ein Mahnmal ist, dann ein gutes! Kein normales Hörbuch, kein Musikalbum, unbeschreiblich. Öfter mal was Neues.

Tracklist:
1. Mit Scherenhänden
2. Du drehst den kopf, ich dreh den Kopf
3. Melancholie und ich
4.-25. Der Hund kann wieder laufen
26. Photonenkanonen ½

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Jule

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wäre gern teil einer postfeministischen emopunkband/ verbalprimatin/ kuchenveganerin/ ich kann mir keine songtitel merken, selbst die meiner lieblingssongs vergesse ich.../ ich bin nicht betrunken, ich bin immer so/ fraujule.blogspot.de