Plattenkritik

Auxes - Ich Kann Nicht Mehr

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Release Date: 01.04.2010
Datum Review: 31.03.2010

Auxes - Ich Kann Nicht Mehr

 

 

Man sollte vom Titel eines Albums nicht auf den Inhalt schließen. Dieser kommt nämlich erst zur wahren Entfaltung, wenn man ihn sich gemütlich im Ohrensessel mit einem guten Glas Wein breit gemacht hat und entspannen will. Allerdings wird man von Auxes dann ziemlich schnell aus eben jenem rausgeblasen.

Auxes präsentieren feinsten dreckigen Punkrock. Ungehobelt und rau. Rotzige Stimme, schrammelige Gitarren. So muss das! Bierseliger Chorus, Tempo. Auxes gehen nach vorne, da hin wo es weh tun könnte, dahin wo es weh tut. Was soll man dazu noch mehr sagen. Auxes stecken ihren akustischen Stachel genau fett fies tief in die ohnehin schon eiternde Wunde der Gesellschaft. Aggressive Texte von einer Wortwahl, wie man sie oft bei jüngeren Bands misst. Das autoritäre Subjekt erwecken aus resignierter Starre. Mal ordentlich aufrütteln und zum Weitermachen und zur Veränderung anfeuern. Kapitalismuskritik in Zeiten der Wirtschaftskrise. Man schreit nach dem Doktor mit den Pillen. Fragt sich, ob um einen rum alle unnormal und am Durchdrehen sind oder ob man selbst schon zum Störfall der persönlichen Freiheit geworden ist. Irgendwie nicht mehr können, trotzdem verzweifeln an dem Wissen, dass man es selber machen muss oder eben deshalb. Sich befreien aus den Klauen. An Aufgeben darf man nicht einmal in den kleinsten schwachen Momenten denken. Die Suche nach Sicherheiten darf nicht in einem trostlosen Job hinter irgendeiner Ladentheke enden. Nächtliche Terrorträume können Wahrheit werden, doch sollte man sich nicht von ihnen einschüchtern lassen. Auch wenn man schweißgebadet aus eben jenen erwacht. Nicht dem hingeben, was die Gesellschaft einem an Normalität suggeriert. Hochzeit, Heim und Herd können nicht alles sein. Da fehlt der Raum und die Luft zum Atmen. Hervorzuheben wäre in diesem Falle der Song Panic Attack. Dieser klingt im Gegensatz zum restlichen Album so leichtfüßig, als hätten Auxes sich an eben jene schon gewöhnt und flögen auf ihr durchs eine Welt der Unfreiheit. Ansonsten wird viel geschimpft, gemotzt und gemoppert. Es bleibt einem ja auch nicht viel anderes übrig. Außer atmen vielleicht.

Von der Analyse der Umstände zur konkreten Kritik und Vorschlägen zur Änderung derer. Der perfekte Bogen ist gespannt. Auxes sind ebenfalls kein festes Gefüge, sondern bestehen aus stetig wechselnder Besetzung. Lediglich Dave Laney von Milemarker und Challenger ist und bleibt wo er ist: an der Front der Band. Sie ist sein Projekt. Somit bilden Auxes die Forderungen, welche sie an die unumstößlich scheinenden Umstände stellen nicht nur musikalisch ab, sondern weisen den Weg in die praktische Umsetzung derer. Vorteilhaft hierzu auch die Verteilung der Band von Europa bis über den Teich in die USA. Auxes Leben die Veränderung, die sie in der modernen Welt sehen wollen. Hallo Mahatma (Propa)Gandhi! Positiver Wandel und Veränderung, jetzt! Wie vorbildlich.

1.Chronological Chaos
2.Bad Luck, Motherfucker
3.International Rates
4.Breathe! Breathe! Or Doctor! Doctor!
5.Art Critisism
6.Second Shift
7.Panic Attack
8.Night Terrors
9.Bump In The Night
10.Bottom Of A Well
11.Hit Em When They´re Down
12.Live Form The Station
13.Coffee Time!

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Jule

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wäre gern teil einer postfeministischen emopunkband/ verbalprimatin/ kuchenveganerin/ ich kann mir keine songtitel merken, selbst die meiner lieblingssongs vergesse ich.../ ich bin nicht betrunken, ich bin immer so/ fraujule.blogspot.de