Plattenkritik

Axewound - Vultures

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Release Date: 12.10.2012
Datum Review: 05.10.2012

Axewound - Vultures

 

 

Alles andere als Kreativität und Detailliebe inhaliert das schlaksige Bandlogo auf dem Cover von „Vultures“. Trotzdem öffnet das Gekritzel ganz nebenher Schubladen wie von Geisterhand und richtet imaginäre Blicke auf gut statuierte Merchandisetische, an denen Flaggen oder bestickte Rucksäcke bloß die ersten Sprossen der Leiter bevölkern. Wen interessiert bei solch einer stählernen Containerladung Klischeepotential noch, wer hier mit wem und welchen Mitteln wohin langt. Und ob am Ende nicht sogar einer heult.

Danke, Internet! Mit deiner Hilfe können Bands endlich auch transatlantisch gegründet werden. Und wie im Falle AXEWOUND hoffentlich auch existieren. Probieren geht über blamieren, ratterte es unter den Haarprachten von Matthew Tuck und Liam Cormier erstmals Ende 2011, als feststand, dass BULLET FOR MY VALENTINE und CANCER BATS nicht das Ende vom Regenbogen markieren würden. Metal, das kapieren Waliser doch genau wie Kanadier. Und besagte Hauptbands kapieren genügend tollwütige Anhänger weltweit. Nur dieses Verlangen nach mehr Fundament, mehr Thrash-Besteck und mehr Haarspitzenbrutalität – das sollen ab jetzt hinkende Fünfminüter wie „Post Apocalyptic Party“ oder das den morgendlichen Wecker ersetzende „Burn Alive“ ausbaden.
Herauskommen will nach gut vierzig Minuten trotzdem bloß ein Album, das zwischen ATREYU-artigem Formatmetal („Cold“) glitzert und sich nicht mal vor hymnisch-theatralischen Operetten wie „Collide“ schämt. Den grenzwertigen Flüstergesängen und melodischen Fausthieben, die z.B. auch „Exorchrist“ als grinsenden Single-Anwärter verkünden aber ist es zu verdanken, dass sich „Vultures“ durch vielerlei Geäst des modernen Metaller-Waldstücks hangelt, auch und vor allem, weil es das kann.

Was ursprünglich mehr PANTERA oder SLIPKNOT werden sollte, spinnen Tuck und Cormier mit ihren Rekruten Mike Kingswood (GLAMOUR OF THE KILL) Joe Copcutt von RISE TO REMAIN und Jason Bowld (PITCHSHIFTER) zu einem grantigen Ungetüm zusammen, dass mit „Blood, Money And Lies“ anständig in den Wunden herumseziert, die dem eigentlichen Arbeitgeber vielleicht zu blutig oder klamm erschienen.
Ob es die kurzen Freudenmomente während Bowlds Schlagzeugspiel sind, denen man ein ausartendes Sammelsurium an Toms und Becken zusprechen möchte, oder das schaumig keifende Organ, mit dem Cormier auch seine CANCER BATS stets trocken ins Ziel bringt, wissen AXEWOUND auch (noch) nicht penibel zu beantworten. Lieber verschreiben sie „Vultures“ als Einstiegsmedikament, damit der ätzenden Trendepidemie „Zweitband“ unter fordernden Blicken mehr als nur ein seelenloses Rezept entgegengehalten werden kann.

Trackliste:

01. Vultures
02. Post Apocalyptic Party
03. Victim Of The System
04. Cold
05. Burn Alive
06. Exorchrist
07. Collide
08. Destroy
09. Blood, Money And Lies
10. Church Of Nothing

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Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.