Plattenkritik

Biohazard - "Reborn In Defiance"

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 20.01.2012
Datum Review: 21.01.2012

Biohazard - "Reborn In Defiance"

 

 

BIOHAZARDs Kultscheibe “Urban Discipline” und das wegweisende, doch meiner Ansicht nach oft verkannte, “Mata Leao” sind Grundpfeiler einer jeden guten Plattensammlung, wenn es um den Bereich (Rap)Core geht, der seinen Teil zur späteren Crossover-Welle beigetragen hat. Was Mitte der 90er mit “Mata Leao” (ich weiß nicht, wie man dieses Gekrösel über dem 'a' macht, sry) und Bands wie DOWNSET oder den frühen THUMB gut angefangen hatte fand dann später in LIMP BIZKIT eine pervertierte Form der Grenzüberschreitung zwischen den Genres. Doch das ist eine andere Geschichte.
Nach den eben genannten Alben verlor ich BIOHAZARD für lange Zeit aus den Augen und somit aus dem Sinn. Die folgenden drei Alben erscheinten in meiner Wahrnehmung unter ferner liefen. 2003 brachten sie das uninspirierte „Kill Or Be Killed“ auf den Markt. Meine Aufmerksamkeit erhielt Frontmann Evan Seinfeld dann erst wieder 2004 und zwar für seine Ehe mit der Pornodarstellerin Tera Patrick mit der er in die Pornobranche Einzug hielt. Der Vorstoß endete für Spyder Jonez tatsächlich nicht nur im heimischen Schlafzimmer, bei seiner nunmehr Ex-Frau, aber ich kann nicht beurteilen, ob Evan in jenem anderen Metier ebenso zu überzeugen weiß wie hinter seinem Bass und als Sänger für BIOHAZARD. Vielleicht kann hier einer der Leser über Seinfelds „schauspielerisches Talent“ Auskunft geben?
Nach „Means to an End“ 2005, kündigten die Amis immer wieder ein neues Album an. Doch es blieb aus. Dann gab es doch noch einen musikalischen Leckerbissen, als Billy Graziadei (Gitarre) und Evan bei der Roadrunner Anniversary Show auftraten. Das war chic.
Dann hörte man unlängst Evan verlässt die Band und hat unter anderem mit dem Bassisten von STATIC-X jetzt eine Band die ATTIKA 7 heißt und die unerhört schlecht ist!! Sein Ersatz Scott Roberts der auch schon auf „Means to an End“ aushalf, füllt derzeit die Lücke.
Und BIOHAZARD? Nun die legen abermals ein Album vor. Über Nuclear Blast erscheint in Kürze „Reborn In Defiance“ und es mag sein, dass sich hier wieder ein Meilenstein á la „Urban Discipline“ ankündigt. BIOHAZARD erfüllen meine Erwartungen an sie mit Songs wie 'Countdown Doom', 'Come Alive' und 'Vengeance Is Mine' können wohl als standardisiertes BIOHAZARD Rezept gewertet werden. Gangvocals, derbes Riffing, eingängige Hooks, Sprechgesang vermischt mit hartem Shouting, was die Songs so unverkennbar macht. Und ehrlich: Es fällt gar nicht so dermaßen auf, dass Evan nicht mehr dabei ist. Hatte ich nicht erwartet.
„Deacy“ und „Reborn“ sind griffige, melodiöse Songs die sich sofort im Hirn festsetzen und einen latent nervigen Ohrwurm hinterlassen.
„Vows of Redemption“ ist ein Lied, dass mich dann doch überrascht hat. Mit einem Piano am Anfang baut sich der Song langsam über cleane Gitarren und Rap, über einen melodiösen Mittelteil langsam auf und gewinnt mehr und mehr an Intensität. Am Ende wird es eine Power-Ballade, die ich so noch nicht von BIOHAZARD gehört habe. Dennoch: Ich glaube das die Band für sich hier einen neuen Maßstab gesetzt hat, der bei den Fans ankommen kann. Bieten solche Elemente eben angenehme Abwechslung. Stagnation und das ewig selbe Album will man ja im Regelfall auch nicht. Der Spannungsbogen wird dann mit der nächsten Nummer mit Balladen-Charakter gehalten: „You Were Wrong“ schlägt in dieselbe Kerbe wie „Vows of Redemption“, besitzt jedoch nicht mehr das Überraschungsmoment seines 'Vorgängers', dennoch spricht auch für ihn seine Eingängigkeit, die einen schnellen Zugang des Hörers ermöglicht.
Doch am Ende sind es Songs wie 'Skullcrusher' oder 'Never Give In' die BIOHAZARD eben am Besten zu Gesicht stehen, auch wenn dieser wieder die Erwartungshaltung der Fans erfüllen dürfte. „Why change a winning team?“ In diesem Sinne ist dieser Song wohl der beste auf der Platte. Da sieht man im Geiste schon die Live-Action im Pit. Macht einfach Laune und lädt zum Tanzen ein. Natürlich haben auch andere Songs auf der Platte Mitsing-Charakter, doch 'Skullcrusher' sticht für mich besonders hervor, dicht gefolgt von 'Never Give In'.
„Season In The Sky“ ist wohl das Lied, das am meisten heraussticht. Auch wenn ich es lobend erwähnen will, vor allem weil unerwartet für mich gewesen, ist dieses instrumentale Outro irgendwie...unpassend. Ich glaube hier sind manche Stilistiken ausgelotet worden,
Lyrisch kritisch, zynisch, bissig und persönlich. So kennt man es, so mag man es.
Fazit: Es gibt hier spannende Momente, die es wert sind dass man sich auf sie einlässt. BIOHAZARD entwickeln hier Potential in eine Richtung, die ich ihnen so nicht zugetraut hätte. Auch die Gitarrensoli geben den Songs zusätzlich ein angenehmes Flair. Im Großen und Ganzen aber eine überschaubare Platte, durch starke Homogenität, mit wenigen Ausnahmen. Für mich sind die Songs, die ich erwähnte und die ich als Hörprobe empfehlen möchte.
Oft hat es eine Band nach dem Weggang des Gesichts und der Stimme schwer. Ich hoffe für BIOHAZARD, dass dem nicht so ist, denn im Vergleich zu dem was ihr Ex-Sänger gerade macht, ist dieses Album sehr gut! Es mag den Anschein haben, dass mit Billy das „mealticket“ immer noch in der Band ist. Na dann: Mahlzeit!

6 Punkte.

Linc

Tracklist

1. 9:IIIX6.941
2. Vengeance Is Mine
3. Decay
4. Reborn
5. Killing Me
6. Countdown Doom
7. Come Alive
8. Vows of Redemption
9. Waste Away
10. You Were Wrong
11. Skullcrusher
12. Never Give In
13. Season The Sky

Autor

Bild Autor

Linc

Autoren Bio

Singer-Songwriter (LINC VAN JOHNSON & The Dusters) Singer (SUPERCHARGER) [DK] Vocal Coach seit 2011. Berufssänger/-musiker seit 2008. Studium Musik/Anglistik Bei ALLSCHOOLS seit 2006.