Plattenkritik

Blackeyed Blonde - Bitches

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Release Date: 23.05.2014
Datum Review: 31.05.2014

Blackeyed Blonde - Bitches

 

 

Jungs, was hab ich mich gefreut, weil Ihr wieder am Start seid. Ehrlich, Ihr habt gefehlt. All diese aalglatten Pop-Punk-Hardwurst-Metalcore-Clowns, die in der Zwischenzeit die vermeintliche Szene mit ihren leeren Phrasen bevölkert haben und ihre Messages in möglichst kryptischen Texten verpackten, was gingen diese Bands uns auf die Nerven. Echt. Nun seid Ihr aber endlich wieder da, seid sowas von "back on the map" dass ich vor Freude Hüpfschnecke im rosanen Tutu hopsen will, denn endlich ist wieder Spaß angesagt und Aussagen “straight in your face“.

Ja Jungs, diese Zeilen würde ich echt gerne schreiben...Ehrlich...Wäre da nicht ein fast unüberwindbares Aber...

Schlagzeugsound vermatscht, Gitarren zu dumpf, auch die Raps kommen nicht klar; klingt alles ein wenig nach Brei, zu undifferenziert. Verdirbt einem schon frühzeitig die Neugier und vor allem den Spaß, versteht Ihr, oder? Der königliche Groove, den die früheren Platten verstreuten, wo ist der hin? Wem habt Ihr Säcke den Funk verkauft? Natürlich versprühen auch heute noch Eure Texte diese unumstößliche Anziehungskraft, weil die Identifikation mit Ghetto- und Fäkalsprache eben auch dem hintersten Dorfbewohner leicht fällt, aber die Leichtigkeit des Funks fehlt einfach. Und darüber kann auch nicht hinweg verhelfen, dass Ihr nun komplett auf deutsch motzt und pöbelt.
Denn mittlerweile bewegt sich die stumpf groovende Mucke doch eher auf – Achtung Schimpfwort – Nu-Metal Niveau. Und das überrascht in Summe doch eher wie eines dieser leidigen Ü-Eier, von denen man als Erwachsener schon beim Kauf weiß, dass der Inhalt nicht viel hergibt und die Kinder am Ende doppelt enttäuscht sind, da auch die Schokoladenhülle wenig taugt, weil schlicht nicht ausreichend.

Ich kenn Eure Antworten darauf. Wenn es mir nicht passt, solle ich doch was anderes hören, Euch doch egal. Richtige Einstellung, Musiker sollten stets tun, was sie für richtig halten, egal was Andere meinen darüber denken zu müssen. Und klar, Ihr seid auch nicht mehr die Jüngsten, Ihr habt Euch – Achtung Phrase – künstlerisch weiterentwickelt. Sagt jeder, nur die Wenigsten wissen dann zu überzeugen. Der Weg vom funkigen Crossover zum stumpfen und beliebigen Nu-Metal ist – natürlich immer rein subjektiv betrachtet – wie die vermeintliche Weiterentwicklung des punkigen Hardcore zum nichtssagenden Beatdown-Müll; schlicht und ergreifend für den dicken verpickelten Hintern oder die Schüssel darunter.

„Tanz Du Sau“ schreit Ihr mir einladend mit dem Opener ins Gesicht, doch die ausflippenden Tanzeinlagen wollen sich nicht einstellen, statt dessen bleib ich wie angewurzelt mit offenem Mund stehen und frage mich in welchem saarländischen Gulli Ihr Eure Identität, Euren Sound in den Jahren Eurer Auszeit verloren habt. Mir bleibt keine Wahl, ich „Schreibs auf“; für die Nachwelt, für die, die wissen wollen, was das einstige Zugpferd aus der Heimat des „Saarstahl“ anno 2014 musikalisch fabriziert. „Schmeiss Doch Weg“ - ja, ich bin fast soweit, dass ich genau dies tue, denn der auf CD gepresste Einheitsbrei, den Ihr uns auf „Bitches“ serviert ist auf einem Niveau, das selbst ich darunter noch locker Fallschirm springen könnte. Alternativ könnte ich auch über eine selbst verordnete Einweisung in die „Klapsmühle“ nachdenken, dort würde man wenigstens „Tief“ Ursachenforschung betreiben um meine Probleme mit der neuen BEB zu analysieren.
„Du Bist“...ja, ich weiß und kann es verstehen, dass Euch das aufregt, das jemand anscheinend derart unreflektiert über Euch und Eure Kunst richtet, an Eurer Stelle würde ich da auch 'nen Ausraster bekommen. Und ich bin wirklich so frei zu behaupten das BLACKEYED BLONDE im Jahre 2014 musikalisch nur noch eine sehr durchschnittliche Kopie aus RAMMSTEIN und LIMP BIZKIT sind. Und da ich wahrscheinlich zu den Wenigen gehöre, die schon die Originale nicht auf Albumlänge ertragen, sieht's mit 'ner Kopie nicht wesentlich besser aus.
Sicher, im Saarland, in Saarbrücken, also „In Der Stadt“ wird man und auch frau Euch feiern, außerhalb der Grenzen des angeblich schönsten Bundeslandes der Republik werden Euch wahrscheinlich noch nicht mal mehr „5 Bitches“ zuhören. Schade!

„Wort ist Brot“ - da bleibt sogar ich lieber bei der Wurst. Manchmal ist es eben doch besser, man lässt die Toten ruhen. Dann fallen Erinnerungen leichter und auch das weinende Auge wirkt weder aufgesetzt noch peinlich.

Kommen wir also zum leidigen Abschluss – der Punktevergabe. Ich gebe einen Punkt dafür, weil Ihr Eure Hintern hoch bewegt habt und nicht nur noch grillend im Garten des spießigen Familienidylls rumsteht und Schwenker verzehrt (Saarland=Schwenker=Klischee). Einen weiteren Punkt kriegt Ihr, weil Ihr Euch für ein sympathisches junges Label entschieden habt, anstatt Ärsche küssend auf das nächste große Ding bei irgend einem Major zu machen. Und einen letzten gibt es, weil Ihr Euch endlich mal wieder um Eure Instrumente kümmert, anstatt nur mit den Geschlechtsteilen wedelnd vor dem Spiegel zu stehen. Das war's aber auch schon. Haken wir es einfach unter Übung ab…

Tracklist:
1.Tanz Du Sau
2.Tief
3.Schmeiss doch Weg
4.Schreibs Auf
5.Wort ist Brot
6.5 Bitches
7.Du Bist
8.In Der Stadt
9.Klapsmühle
10.Saarstahl

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Markus L.

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Wenn mich interessieren würde, was andere über mich denken, könnte man sicherlich mit mir über meine Einstellung und den ganzen Bla diskutieren. Tut es aber nicht, ergo kann man es sich auch ersparen. Beratungsresistent eben!