Plattenkritik

Bring Me The Horizon - Sempiternal

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Release Date: 29.03.2013
Datum Review: 08.04.2013

Bring Me The Horizon - Sempiternal

 

 

Ach je – da hat der Liebe Gott wohl in den letzten Monaten Muse und Talent verschenkt. Nachdem für mich überraschend guten KSE Album nun das nächste von einer Band, von der ich nicht behaupten kann, dass sie besonders attraktiv auf mich wirken würde: BRING ME THE HORIZON.
Dass die Jungmannen von der Insel nicht mehr vorgestellt werden müssen, kann ich wohl getrost voraussetzen. Die juvenile Gemeinschaft um Hobby-Rockstar und wandelnde Litfaßsäule Oli Sykes sorgt in der öffentlichen Wahrnehmung schließlich oft genug für Kontroversen. Von den einen als infantile H&M Bengel ohne jegliches Talent (außer für eine gewisse Affinität Axel Rose an schlechten Manieren übertreffen zu wollen) verurteilt, für die anderen DAS Maß der modernen Dinge und modische Ikonen, sind die jungen Herren, die sich nach einem Ausspruch von Captain Jack Sparrow in „Pirates of the Caribbean“ („And now bring me that horizon!“) benannt haben, für mich bisher nur eine mittelmäßig interessante Band gewesen, die im Grunde nur durch ihre Alter aus dem musikalischen Einheitsbrei des „tiefer, schneller/langsamer, lauter“ derzeitigen adoleszenten Musikgeschmacks hervorsticht. Ja, und eben Oli Sykes. Zweimal live gesehen. Einmal fand ich sie mies, das war noch zu „Count Your Blessings“ Zeiten, mit KSE auf Tour (was für ein Zufall). 2009 auf dem WFF, fand ich sie großartig (mag auch am Bier gelegen haben). So oder so, die Band hat ihre Daseinsberechtigung. „Pray For Plagues“, „Tell Slater Not To Wash His Dick“ und „Chelsea Smile“ sind Songs, die sich dann auch tatsächlich auf meinem MP3 Player finden. Alles andere, inklusive drittem Album ging an mir vorbei.

Nun liegt mir „Sempiternal“ vor und ich bin tatsächlich äußerst angenehm überrascht. Gleich zu Beginn mit „And The Snakes Start To Sing“ - da singt ja jemand. Auch geht es nicht sofort in genre-typisches, frenetisches Geballer, sondern bleibt sphärisch und druckvoll. Ich will jetzt nicht Vergleiche zu anderen Bands und den Pop-Ikonen der 80er ziehen, aber der (positive) Vergleich wäre durchaus berechtigt. Da musste ich mich glatt hinsetzen und ganz genau hinhören. „Anti-Vist“ ist dann schon eher die Musik für die BMTH bekannt sind, aber: Auch wenn der Text etwas plakativ ist, hat der Song einen Killergroove, der zwar (ist halt so) etwas spartanisch vom Riffing her ist, aber sehr wirksam. Schöner Kontrast. „I Can Feel You In My Heart“ ist dann wieder etwas gesetzter mit viel Elektronik, die ich aber sehr stimmig und „schön“ finde. Man merkt schon, dass die Band von ihrem Keyboarder Jordan Fish profitiert. Ob dieser musikalische Output, den ich schon als wertvoll einstufen möchte, nun etwas mit dem Abgang von Jona Weinhofen zu tun haben könnte, bleibt reine Spekulation und für mich uninteressant. Interessant geht es auf „Sempiternal“ weiter: Crooked Young“, „Hospital For Souls“, „Empire“, „Sleepwalking“ (klingt hart nach LINKIN PARK – in den alten Zeiten, nur härter) und „House of Wolves“ sind Songs, die von der Dynamik her stimmig sind, in der Aufmachung sich zwar ähneln, aber keines Falls langweilig sind. Hier hat sich die Band wirklich sehr viel Mühe gegeben und mich (zumindest von ihrer Musik) überzeugt.
Insgesamt kann man sagen, dass die Band viele Anleihen aus Pop, New Metal und den stereotypen Core-Elementen.

Frisch, abwechslungsreich mit rotem Faden (wobei der rote Faden die Gradwanderung zwischen Eingängigkeit und Monotonie erfolgreich meistert) und einfach eine gute Scheibe, die Härte und Melodie miteinander verbindet. Maßgeblich gefällt mir dann Olis Gesang (halb geschrien, halb gesungen). Der Mann ist hörbar (zumindest stimmlich) gewachsen! Auch die Lyrics gefallen mir. Vielleicht hat die Band aus ihrer eigenen Vergangenheit gelernt und kann sich nun statt auf bunte Shirts und Arschloch-Spielen auf ihre Musik konzentrieren. Denn die gefällt mir dieses Mal sehr.

Ich gebe guten Gewissens (und von mir selbst überrascht):

Tracklist:
01. I Can Feel You In My Heart
02. The House Of Wolves
03. Empire
04. Sleepwalking
05. Go To Hell
06. Shadow Moses
07. And The Snakes Start To Sing
08. Seen It All Before
09. Anti-Vist
10. Crooked Young
11. Hospital For Souls

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Linc

Autoren Bio

Singer-Songwriter (LINC VAN JOHNSON & The Dusters) Singer (SUPERCHARGER) [DK] Vocal Coach seit 2011. Berufssänger/-musiker seit 2008. Studium Musik/Anglistik Bei ALLSCHOOLS seit 2006.