Plattenkritik

CASPER - Lang lebe der Tod

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 01.09.2017
Datum Review: 10.09.2017
Format: CD Vinyl Digital

Tracklist

 

1. Lang lebe der Tod
2. Alles ist erleuchtet
3. Keine Angst
4. Sirenen - Prolog
5. Sirenen
6. Lass sie gehen
7. Morgellon
8. Wo die wilden Maden graben
9. Deborah
10. Meine Kündigung
11. Flackern, flimmern

CASPER - Lang lebe der Tod

 

 

CASPER hat sich lange Zeit gelassen. Ein Jahr später als ursprünglich geplant wurde "Lang lebe der Tod" veröffentlicht, da der gute CASPER ganz einfach nicht zufrieden war mit dem neuen Werk. In der heutigen eine durchaus ungewöhnliche und ebenso mutige Entscheidung. Es sei vorweg genommen: Die Zeit hat sich gelohnt.

Mit dem ersten Track "Lang lebe der Tod" zeichnet CASPER eine düstere Stimmung. Eine Stimmung, die im Verlauf des Albums durchbrochen wird und doch immer wiederkehrt. Verzerrte Sirenen leiten das Album ein und es ist nicht CASPER, der das Album gesanglich selbst einleitet. Der erste Track enthält gleich drei Features: BLIXA BARGELD, DAGOBERT und SIZARR. Wenig später setzt CASPER dann zum ersten Mal seine rauchig-bellende, einzigartige Stimme ein und lässt die Hunde los. 

"Alles ist erleuchtet" präsentiert sich mit starkem Beat und kraftvollen Rap-Einlagen. Die "Alles ist erleuchtet"-Shouts sind schon jetzt prädestiniert für Konzert-Singalongs.

Das vorab veröffentlichte "Keine Angst" ist das wohl eingängiste Stück der Platte. Die Hook (mit DRANGSAL) brennt sich ins Hirn und animiert automatisch zum Mitsingen. Ob in der Dusche, im Auto oder auf einem Konzert. Der Kopf nickt, die eigene Stimme erhebt sich:

"Keine Angst! Denn alles, was hier war, ist morgen vielleicht schon egal, außer Gefahr. Keine Angst! Denn das, was du jetzt bist, ist nicht, was du für immer sein wirst. Nicht für immer sein wirst. Nicht für immer sein wirst. Nicht für immer sein wirst. Keine Angst!"

"Sirenen" greift die erwähnte düstere Stimmung wieder auf. Das Intro wirkt bedrohlich und anziehend zugleich. Der Beat wabert sich vom Hinter- in den Vordergrund und zurück. Der Track insgesamt ist etwas sperrig, bleibt gleichzeitig aber sofort im Gehörgang. AHZUMJOT und PORTUGAL. THE MAN werden in "Lass sie gehen" gefeatured. CASPER verarbeitet darin seinen Ruhm und die Distanzlosigkeit von Presse und Fans. In seinem starken Text zitiert CASPER ganz nebenbei die DONOTS:

"Bin eingeladen aber geh (ey), zu der Preisgala da nicht hin (ey). Will die scheiß Nazis gar nicht sehen (ey), dann ohne mich".

"Morgellon" bezieht sich auf die Novelle "Morgellon" von Jan Wehn, in der sich der Autor mit Verschwörungstheorien und Reichsbürgern auseinandersetzt. Musikalisch erinnert mich der Track und insbesondere die Hook sehr an FRITTENBUDE. "Wo die wilden Maden graben" verarbeitet weniger Elektro-Einflüsse als "Morgellon" und ist ein relativ straighter Rap-Rock-Song, der am Tempo-Regler schraubt. Im Track verstecken sich Anspielungen auf KETTCARs Song "Graceland":

"Das ist Neverland, Baby." 
"Das ist Springbreak, Baby.

Nach "Wo die wilden Maden graben" schraubt CASPER das Tempo zurück und die düstere Stimmung kehrt zurück. "Deborah" ist ein bedrückender und gleichzeitg der ruhigste Track der Platte. In diesen ruhigen, traurigen Momenten gefällt mir CASPER persönlich immer am besten. Wenig Instrumentales, dafür ganz viel CASPER. So auch auf dem anschließenden "Meine Kündigung". Mein persönlicher Lieblingstrack von "Lang lebe der Tod". CASPER packt in dem Song viele Magie-Metaphern, zielt also auf die Unterhaltungsbranche, zu der auch das Musikbusiness, in dem er sich selbst so erfolgreich bewegt, gehört:

"Aber zum Ende nun, achtet auf Hände gut, Nicht die lächelnden Assistentinnen, seht mir zu. Die Lasershow, der Nebelrauch, bloß Illusion, wie sonst alles im Leben auch. Da nahm das ätzende Verraten, verdammte Wechseln der Lager, den Fetzen restlichen Spaß aus den Hallen. Nach einer letzten Verbeugung vor der lechzenden Meute. Dann dem betäubendsten, lautesten Knall brech ich zusammen."

Das abschließende "Flackern, flimmern" baut sich langsam auf. Zu Beginn bedient es sich der Ruhe der beiden vorangegangen Tracks. Der erste Part geht in die Hook über und CASPERs Band setzt ein und untermalt den Text kraftvoll. Nach einem Gitarrensolo-Interlude fährt die Stimmung erneut runter. Im zweiten Part rappt CASPER erneut. Im Anschluss wird das große Finale der Platte eingeleitet. Die Regler werden hochgeschoben und CASPERs Stimme bewegt sich durch das Band-Gewitter.

Das Warten auf "Lang lebe der Tod" hat sich gelohnt. CASPER hat ein teils düsteres, teils schönes Album auf die Beine gestellt, auf dem sich Rap-, Rock- und Elektro-Elemente die Klinke in die Hand geben. Keine Angst, dieses Album wird so schnell nicht egal sein.s

 

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Peter

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