Plattenkritik

CITIZEN – As You Please

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 06.10.2017
Datum Review: 17.10.2017
Format: CD Vinyl Digital

Tracklist

 

01. Jet
02. In The Middle Of It All
03. As You Please
04. Medicine
05. Ugly Luck
06. World
07. Fever Days
08. Control
09. Discrete Routine
10. I Forgive No One
11. You Are A Star
12. Flowerchild

Band Mitglieder

 

Mat Kerekes- voc
Nick Hamm - git
Bass Eric Hamm - bass
Ryland Oehlers - git
Jake Duhaime – drums

CITIZEN – As You Please

 

 

Ich muss ja gestehen, dass ich CITIZEN bislang nur wenig auf dem Schirm hatte und die mir bisher bekannten Songs immer recht schnell in Vergessenheit gerieten. Fehler? Jein. Citizen haben mit „As You Please“ ihr drittes Studioalbum veröffentlicht und klingen immernoch genauso, wie ich die Band in Erinnerung habe: hymnenhafter Midtempo-Emo im Neo-Grunge-Stil mit entspannt melancholischem Gesang und eingängigen Refrains.

Dabei klingt die Band aus Ohio erwachsener, gesetzter und strukturierter als auf ihren Vorgängern und bisweilen wie eine softere Variante von SIGHTS & SOUNDS. Lyrisch handelt die Platte vom „Ground Zero einer Epidemie“ (laut Pressetext), als Inspiration dazu diente die Trostlosigkeit von Mat Kerekes´ Heimatstadt Toledo.

 "All of our ears to the floorboards // My eyes are falling everywhere // I know who is in the backyard // But who's that living in our home?“

Die Epidemie der anhaltenden Perspektivlosigkeit und Unzufriedenheit der dort ansässigen Jugendlichen besingt er bereits im Eröffnungstrack „Jet“ und wird thematisch bis zum Ende der Platte durchexzerziert. Dabei werden die Songs durchgängig von einer traurigen Grundstimmung getragen, welche nur selten Platz für Hoffnungsschimmer lassen. Während Klein- und Vorstadtmusik alá FEINE SAHNE FISCHFILET und ZUGEZOGEN MASKULIN hierzulande oftmals kämpferisch, aggressiv und/oder ironisch ist, klingen CITIZEN  bereits vollständig resigniert.

"I'm a slave to odds // giving everything I've got // You remind me of // You remind me of something I'm not"

Die Höhepunkte des Albums wurden bereits im Vorfeld veröffenlicht, allen voran „In The Middle Of It All“, welcher mit seinem Falsettgesang fast zum lupenreinen Popsong mutiert, dank der Noisefragmente am Ende aus dem CITIZEN-Kosmos ausbricht und sich, trotz anfänglicher Gewöhnungsschwierigkeiten, im Gehörgang festsetzt.

Die übrigen 11 Songs ähneln sich sowohl im Sound als auch im Aufbau sehr, unterscheiden sich aber bei genauerem Hinhören in ihren Nuancen. Der Titeltrack „As You Please“ ist fast balladesk, „Fever Days“ und der Opener „Jet“ sind Alternative-Rock-Hits, dazu verirren sich auf dem Album vereinzelte elektronische Spielereien und ein paar genreuntypische Instrumente wie z.B. Orgeln im vorletzten Song „You Are A Star“. Die Intensität und der Spannungsbogen des Songs "Discrete Routine" ist großartig, sorgt dank der permanenten Wiederholung der Worte "Where Does She/He Goes?"  für Gänsehaut und erinnert dabei an das letzte Album von PIANOS BECOME THE TEETH.

An vielen Stellen ist hörbar, dass die Bandmitglieder sehr gute Songwriter sind, aber mehr Potential haben, als sie auf „As You Please“ zur Schau stellen. Gelegentlich werden Assoziationen zu BRAND NEW geweckt, an die Klasse reichen CITIZEN bislang noch nicht heran. „As You Please“ ist ein kurzweiliges Emo-Alternative-Rock-Album, welches auch nach mehreren Hördurchläufen nicht langweilig wird. Ob CITIZEN damit dennoch wieder in Vergessenheit geraten, wird sich in ein paar Monaten zeigen.

 

Autor

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Sebastian

Autoren Bio

Basti // 30 // Berlin // Hiphop bis Blackmetal