Plattenkritik

Devil Sold His Soul - Empire Of Light

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Release Date: 21.09.2012
Datum Review: 28.09.2012

Devil Sold His Soul - Empire Of Light

 

 

Nach dem faszinierenden Vorgänger “Blessed & Cursed“, der die Engländer in mein Herz hob, ist es nun Zeit, Farbe zu bekennen. Mit einem neuen Label (bereits das dritte!) und leichten Nuancierungen im Sound startet das neue Album „Empire Of Light“ (ebenfalls das dritte) mit „No Remorse, No Regrets“ gleich mit einem der Höhepunkte.

Hier wird fast schon cineastisch eine moderne Melange aus Post, Emo und Stimmung geschaffen, die den Begriff Atmo-Core als Eigenmarke von DEVIL SOLD HIS SOUL patentieren lässt. Das reicht aber noch nicht, denn „A New Legacy“ schlägt ebenso wuchtig zu. Ein gereifter Sänger Ed Gibbs und ein insgesamt etwas bodenständigeres, sofort zu umschließendes Songwriting ist die oben bereits angesprochene Erweiterung im Universum dieser Band. Wo andere versuchen, hinzukommen, sind sie bereits. Das demonstriert „VIII“, denn hier setzen sie auf ein treibendes Tempo und zeigen z.B. den englischen Architekten, wie bei einer harten Wurst an das weiche Innere zu kommen ist, ohne etwas kaputt zu machen. Hinzu kommt dann noch neu gewonnene Variabilität, was spätestens bei „It Rains Down“ hörbar geworden ist. Der Track verliert trotz einer Vollbremsung und das Schalten in den Rückwärtsgang nicht an Fahrt und zeigt sich sehr Melodie verliebt, wenn auch der ruhige Beginn durch wütende Abschnitte bei gleichbleibender Intensität durchbrochen wird. Und er endet abrupt.

Eindrucksvoll zudem, wie unglaublich authentisch sie klingen, alles nimmt der Hörer ihnen ab, jeder Ton hat ohne Kalkül seine Daseinsberechtigung. „The Waves And The Seas“ zeigt wiederum dieses wunderbare Aneinandereihen von zarter, gebrechlicher und fast in den Kitsch kippender Stimme zu der anderen Seite der Stimmbänder, die, die für fürchterliche Wutausbrüche bemüht werden. Schön, dass sich die Musik genau dort anpasst und untermalt, was Ed’s Vibe verbricht. Am Ende des Songs kommt dann aber die klare Gesangsstimme, die mannigfaltig unterlegt wurde, mit fast bombastischen Klangwelten zusammen und sie zelebrieren einen Ausklang, bei dem sich alle in den Armen liegen und das Thema mitfiebern. Spätestens hier beweisen DEVIL SOLD HIS SOUL, dass sie Keys brauchen, aber nur, um zu unterstützen, nicht, um zu die Brücke einstürzen zu lassen. Dieser dezente Teppich, der immer auch mal wieder zur Oberfläche begehrt und seine Augenblicke bekommt und auch seine nicht hinweg zu denkenden Momente hat, setzt insgesamt dem Beiwohnenden nicht zu, sondern reicht ihm die Hand.

Bei „Sorrow Plagues“ geht es dann wieder etwas ruppiger zu, hier zeigen sich die Engländer von ihrer unnahbaren Ader, die auf Vertracktheit und Vehemenz heftig zu pulsieren beginnt. Ein in der Mitte gelagerter Abgehpart hinterlässt auch einige Bisswunden am Gesäß, so, als wolle die Band beweisen, dass sie keinen Beweis mehr antreten müsse.

Bis zu dieser Stelle war in jedem Song etwas Neues zu entdecken, etwas Verborgenes zu heben. Fast blind vom Anblick dieses Schatzes offenbart „Time And Pressure“ dann eine Zusammenfassung des Albums und reicht die Sonnenbrille zum Schutz der Augen. Aber der Lichtschutz währt nicht lang, denn mitten im sich steigenden Gefecht bricht die Hölle in Form eines Doomfalls mit stimmlicher Gänsehautbegleitung los und es findet eine Umkehr statt, die sich dann wieder im anfänglichen Motiv fängt und dieses ausleben lässt. Lasst euch dann nicht vom elektronischen Beginn des nächsten Stücks „Salvation Lies Within” und dessen ruhiger Weiterleitung in eine nachdenkliche, durchgehend ruhige Nummer täuschen, DEVIL SOLD HIS SOUL sind eine Rockband und - dieser Einschub sei erlaubt - kommen aus England, so dass „Empire Of Light“ eine immer durchschimmernde Rotznäsigkeit und ein Hang zum latent exzessivem Schnoddrigen inhärent ist. „Crusader“ ist dann eine gemessen zum bisher Beschriebenen eine relativ unspektakuläre Nummer, die auch und vor allem durch Stimmungswechsel lebt. Hier ist aber besonders prägnant die stimmliche Versiertheit von Mr. Gibbs, dessen Klarstimme mit Wiedererkennung vor allem dadurch gekennzeichnet ist, dass ihr ein leicht feminin nasaler Schimmer anhaftet (und das ist auch das großartige an ihr).

Apropos Stimme, das Schicksal von „The Verge“ wird von dieser stimmlichen Eigenart bestimmt und erinnert an einen alten Wein, dessen Entkorkung gerade in der Luft liegt. Unterstützt wird sie diesmal vom Rest der Band, so dass hier zwar wieder und wieder ein ruhiger Abgang gezimmert wurde, der aber darüber hinaus interessant gestaltet wurde. Auch eine große Stärke dieser Band, sich durch Wiederholungen erst recht im Gehirn festzusetzen und dieses Mittel nicht der Schritt ins Grab der Langatmigkeit bedeutet.

Am Ende thront dann folgerichtig „End Of Days“, und der rockige Beginn wird gesteigert, es werden noch einmal alle Kräfte gebündelt und DEVIL SOLD HIS SOUL begeben sich in einen Rausch, bevor es dann zu Ende ist. Letztlich kann das gesamte Werk auf dem Smartphone mit zwei gespreizten Fingern zum letzten Track geschrumpft werden, dann fungiert dieser als Inhaltsverzeichnis. Bei vielen Bands eine Idiotenwiese, hier jedoch atmosphärisch (hoch zehn) moderne Musik, die schlicht als Erlebnis zu kennzeichnen ist.

Eine 10 wie beim Vorgänger gibt es diesmal nicht, denn „Blessed & Cursed“ war genau das richtige Album zur richtigen Zeit und ein Schuss mitten ins <3. „Empire Of Light“ trifft nicht mittig, dennoch trifft es es und bringt es damit eine kurze Zeit zum Stillstand.


Tracklist:
01. No Remorse, No Regrets
02. A New Legacy
03. VIII
04. It Rains Down
05. The Waves And The Seas
06. Sorrow Plagues
07. Time And Pressure
08. Salvation Lies Within
09. Crusader
10. The Verge
11. End Of Days

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Clement

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Ich fühle mich zu alt