Plattenkritik

GHOST - Ceremony And Devotion

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Info

Release Date: 19.01.2018
Datum Review: 14.12.2017
Format: CD Digital

Tracklist

 

1. Square Hammer
2. From The Pinnacle To The Pit
3. Con Clavi Con Dio
4. Per Aspera Ad Inferi
5. Elizabeth
6. Body And Blood
7. Devil Church
8. Cirice
9. Ghuleh/Zombie Queen
10. Year Zero
11. Spöksonat
12. He Is
13. Mummy Dust
14. Secular Haze
15. Absolution
16. Ritual
17. Monstrance Clock

Band Mitglieder

 

Papa Emeritus III – vocals
Fire – lead guitarist
Water – bassist
Wind – keyboardist
Earth – drummer
Ether – rhythm guitarist

GHOST - Ceremony And Devotion

 

 

Seit knapp zehn Jahren geistern GHOST jetzt schon durch die Musiklandschaft und verbreiten, nicht ganz ohne Augenzwinkern, ihre blasphemischen Thesen. Die maskierte Kongregation, bestehend aus fünf namenlosen Ghulen und einem satanischen Anti-Papst auf der Kanzel, machte mit intensiven Liveshows und ihrer Mischung aus melodischem Heavy Metal, 70s Hard Rock, etwas Doom und einem Hang zu fast schon fluffiger 60s-Pop-Eingängigkeit schnell auf sich aufmerksam. Seit dem 2010er Debüt "Opus Eponymous" konnten GHOST so auch außerhalb der Metalszene stetig wachsende Erfolge verzeichnen, 2015 gab es für die Single "Circle" vom Album "Meliora" sogar einen Grammy. Zwar musste sich kürzlich aufgrund rechtlicher Streitigkeiten der schwedische Musiker Tobias Forge (REPUGNANT, Ex-CRASHDÏET) als Frontmann Papa Emeritus zu erkennen geben und so das lange gehütete Geheimnis um seine wahre Identität lüften, dem Erfolg dürfte das aber keinen Abbruch tun; SLIPKNOT hat die Demaskierung der einzelnen Mitglieder schließlich auch nicht geschadet. Dass es bei GHOST in erster Linie um Entertainment geht, dürfte klar sein und dem steht auch das Wissen um das Alter Ego des finsteren Papstes nicht im Wege.

 

Erstklassiges Entertainment bieten GHOST auch auf ihrem ersten Livealbum "Ceremony And Devotion", denn für ihre Bühnenqualitäten sind die Schweden schließlich berühmt und berüchtigt. Außerdem kann man nach drei erfolgreichen Alben und zwei EPs ruhig mal zur großen Audienz laden und das ganze Spektakel dazu noch aufzeichnen. Mitgeschnitten wurde die fröhliche schwarze Messe im Sommer 2017 während der US-Tour zur "Popestar"-EP, den Ansagen nach zu urteilen hauptsächlich in San Francisco. Entstanden ist dabei ein vorbildliches Livealbum, welches kaum Wünsche offen lässt. Falls die Scheibe doch an verschiedenen Orten aufgenommen wurde, so merkt man das zu keiner Zeit, die Übergänge sind fließend und alles wirkt wie aus einem Guss. Dabei kommt der Sound druckvoll und glasklar aus den Boxen, aber eben nicht zu perfekt.

 

Ein Großteil der dargebotenen Stücke erhält live eine dezent rauere, ja metallischere Kante als in der Studioversion und Papa Emeritus, der hier übrigens bestens bei Stimme ist, variiert munter bei der Interpretation des Materials. Beispielsweise rollt er gelegentlich das R ("Rrrritual") und bei "From The Pinnacle To The Pit" und "Mummy Dust" werden Growls mehr als nur angedeutet. Überhaupt gibt Papa Emeritus ganz den charmanten Entertainer und führt seine Ghule souverän durchs Programm. So animiert er seine Schäfchen regelmäßig zum Mitsingen und Klatschen (nicht Headbangen!), was diese selbstverständlich mit lautem Jubel und Gesang quittieren. Zwischen den Nummern unterhält der teuflische Papst mit skurrilen Ansagen; die scherzhaft makabre Ausführung über die kulinarischen Vorzüge von Fleisch und Blut vor "Body And Blood" und die Aufforderung zur kollektiven "Nächstenliebe" als Einleitung zum abschließenden "Monstrance Clock" schaffen es jedenfalls problemlos in meine persönliche Top 10 der denkwürdigsten Ansagen auf einem Livealbum.

 

Zur Songauswahl muss eigentlich nicht mehr viel gesagt werden, auch hier bleiben GHOST ihren Jüngern nichts schuldig. Eröffnet wird das Spektakel mit dem unverschämt eingängigen Rocker "Square Hammer", danach führt die Setlist stilsicher durch sämtliche Schaffensphasen der Band. Dabei kommen frühe Hits wie "Elizabeth" (nur auf CD) und "Ritual" genauso wenig zu kurz wie bombastisches Material der Marke "Year Zero" oder der doomige Grammy-Gewinner "Circle".

 

Insgesamt bietet "Ceremony And Devotion" also einen gelungenen Querschnitt durch das bisherige Schaffen von GHOST, transportiert aber auch das nötige Livefeeling, um nicht nur als bloße Best-of-Sammlung zu enden. Damit eignet sich die Platte sowohl für Einsteiger als auch für Fans der ersten Stunde. Wie sehr in Sachen Soundqualität und Publikumslautstärke im Studio nachgebessert wurde, weiß man natürlich bei solchen Aufnahmen nie, es entsteht aber auf jeden Fall eine authentische Liveatmosphäre und darauf kommt es ja letztlich an. Der einzige Wermutstropfen ist die etwas fragwürdige Entscheidung, "Ceremony And Devotion" nicht gleich als DVD aufzuzeichnen. Angesichts des nicht ganz unwichtigen visuellen Aspekts der Auftritte von GHOST hätte das durchaus Sinn ergeben. Aber auch so schlägt sich die Truppe hervorragend.

 

Edit: "Ceremony And Devotion" ist bereits seit dem 1. Dezember in digitaler Form erhältlich, in physischer Form erscheint das Livealbum am 19. Januar 2018 mit zwei Bonustracks ("Elizabeth" und "Secular Haze").

 

Edit 2: Wie immer bei Livealben sehe ich auch hier von einer Bewertung nach Punkten ab, spreche aber im vorliegenden Fall eine klare Empfehlung aus!

 

Autor

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Hans

Autoren Bio

Meine großen Leidenschaften: Literatur und laute Musik. Plattenkritiken liegen nahe.