Plattenkritik

Hail Of Bullets - On Divine Winds

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Release Date: 08.10.2010
Datum Review: 07.10.2010

Hail Of Bullets - On Divine Winds

 

 

Ich muss ganz ehrlich sagen: Ich habe nicht viel vom neuem HAIL-OF-BULLETS-Album erwartet. Und eigentlich wollte ich gar kein neues, war doch „…Of Frost And War“ so einmalig in Sound und Wirkung, dass ein Plagiat diese Wirkung nur zerstören könnte. „On Divine Winds“ ist dieses Plagiat geworden. Und trotzdem wieder ein Hit.

2008: Wann hat der Oldschool-Death-Metal noch das letzte Mal einen Mammut hervorgebracht? Aber nein, die Zeit der Mammute ist vorbei, sie sind ausgestorben. Was es jetzt gibt sind nur noch kleine Elefantenbabys welche immer mal die Großtaten der 90er zitieren, aber selten so wirklich die Power und das monumentale von damals ausstrahlen wollen. Wer sorgt also dafür dass ich diese Tage auch mal was anderes höre als 90er-Jahre-Rumpelproduktion, wenn ich was gutes von der alten Schule haben will? Klar: Hier und da gab es Ausnahmeerscheinungen wie REPUGNANT oder TRIBULATION, doch den wahren – auch medial wahrgenommenen – Eckpfeiler mussten wieder die Schwergewichte von damals setzen. HAIL OF BULLETS veröffentlichten ihr Debüt „…Of Frost And War“ – und klar, das hört man dem Ganzen an, das erste Mal ist es nicht für die Jungs hinter dieser Band. Mitglieder von ASPHYX, THANANTOS und GOREFEST stecken hinter dem Ganzen – allen voran Wunderstimme Martin van Drunen, welcher mit seinem markanten Organ schon ich-weiß-nicht-wie-viele Bands zur Qualität verholfen hat (z.B. PESTILENCE, BOLT THROWER, ASPHYX etc.). Um die Vertonung des Zweiten Weltkriegs ging es. Sicherlich etwas, was zunächst nicht spektakulär klingt, doch in seiner Wirkung letztendlich doch überwältigend war: Dieser gewaltige Gitarrensound, diese monumentale Atmosphäre, diese gequälte Stimme, welche nicht besser das Leid der Menschen verkörpern könnte – selten hat man so intensiv und so der Realität nah die Grausamkeit des Krieges in ein musikalisches Gewand gekriegt. Tatsächlich: Ein Old-School-Death-Metal konnte auch im Jahr 2008 noch überwältigen, noch faszinieren. Und mal ganz abgesehen davon: War je der Begriff „DEATH Metal“ passender?

Nun war „…Of Frost And War“ zwar eine geglückte Erfrischung im Dickicht belangloser Veröffentlichungen, doch ich bin halt so ein Mensch der schöne Erlebnisse manchmal besser unangetastet lässt, um die Schönheit dieser Erinnerung nicht kaputt zu machen. Aufhören wenn’s am besten ist, sagt man doch. Was nicht heißen soll dass ich „…Of Frost And War“ nicht mehr hören würde, nur wollte ich einfach kein neues Album, weil ein solches die Magie des Vorgängers nur zerstören könnte. Außerdem: Was sollten HAIL OF BULLETS machen? Noch mal den Zweiten Weltkrieg vertonen? Ja doch, das tun sie – nur ist es diesmal der Pazifik als Schauplatz, nicht Russland. Klingt langweilig, klingt nach eben dieser Schändung guter Erinnerung, aaaaber: „On Divine Winds“ ist eben richtig richtig gut wieder geworden. Dabei spricht doch eben alles für jene Schändung: Ähnliches Szenario, grundsätzlich gleicher Sound, gleicher Reiz, aber: gleich wie 2008 ist auch, dass ich schon lang nicht mehr von einer Oldschool-Death-Metal-Platte überwältigt wurde. Und dies tun eben Van Drunnens Jungs wieder. „On Divine Winds“ gefällt zwar aus denselben Gründen wie sein Vorgänger, führt aber eben deshalb nur die Magie des Debüts weiter, anstatt sie zu zerstören. Und wer so eine epische Melodie wie in „To Bear The Unbearable“ schreibt oder eine derartig bedrohliche Atmosphäre wie in „Tokyo Napalm Holocaust“ aufbaut hat eh gewonnen. Daher: Ganz großes Death-Metal-Kino wieder – und eine Erfrischung, die man sich ruhig gönnen darf.


Tracklist:

1. The Eve Of Battle
2. Operation Z
3. The Mukden Incident
4. Strategy Of Attrition
5. Full Scale War
6. Guadalcanal
7. On Choral Shores
8. Unsung Heroes
9. Tokyo Napalm Holocaust
10. Kamikaze
11. To Bear The Unbearable

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Olivier H.

Autoren Bio

"They said, Do you believe in life after death? I said I believe in life after birth" - Cursed