Plattenkritik

Jimmy Eat World - Damage

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Release Date: 07.06.2013
Datum Review: 28.06.2013

Jimmy Eat World - Damage

 

 

- Starten wir mit einer Quizfrage: Wer prägte Ende der 90´er maßgeblich den neuen Musiksil "Emo"? Nennen sie zwei Bands.
- THE GET UP KIDS und JIMMY EAT WORLD!
- Richtig!

Doch was passierte dann? Beide Bands sorgten damals dafür, dass zahllose Menschen nach dem Tod von Kurt Cobain und damit NIRVANA etwas hatten, wobei sie sich richtig schön im eigenen Leid suhlen konnten. Nein, das ist nicht negativ gemeint. Es geht einfach darum auch mal in eine andere emotionale Richtung zu schauen. Langer Rede kurzer Sinn: Prägende Zeiten, prägende Bands. "Clarity" von JIMMY EAT WORLD und "Something To Write Home About" von den GET UP KIDS liefern sich auch heute noch harte Kämpfe um den ersten Platz der großartigsten Platten dieser Zeit, sogar des Erscheinungsjahres.

Während sich die GET UP KIDS später entschieden eine kurze Pause einzulegen, futterten sich JIMMY EAT WORLD so durch die Zeit. "Chase This Light" aus dem Jahre 2007 kündigte bei JIMMY EAT WORLD die Trendwende an. Es riss nicht mehr so richtig. "Invented" war danach die Fortschreibung dessen. Live war dann auch nicht mehr wirklich viel los. Die Band alterte und wurde im Gegensatz zu wenigen Kollegen nicht besser, sondern langweiliger, ruhiger, vorraussehbarer. Erwachsen eben. Das soll nun nicht heißen, dass "Damage" eine ruhige Platte ist, aber wer gehofft hatte, dass JIMMY EAT WORLD nochmal Hits wie auf "Clarity" oder "Bleed American" kreiieren, wird enttäuscht sein. Keine aufregenden Breaks, keine schreiende Verzweiflung und zu aller Tragik auch kaum noch diese wahnsinnig guten zweistimmigen Gesangsparts.

Die Instrumentalisierung verkommt zu häufig zu einem breiigen Krach, was zum Vorteil für ihre in der Vergangenheit mauen Liveauftritte werden könnte. "How´d You Have Me" beginnt vielversprechend, Percussion könnte passen, aber die Gitarre tut genau das eben Genannte und das mit einer Eintönigkeit, dass die Boxen scheppern. "Please Say No" ist die obligatorische Ballade, doch selbst Akkustikgitarren und Akkordauflösungen können so eintönig sein. Spannungsbögen sucht man vergeblich.

Was noch an JIMMY EAT WORLD erinnert ist die Stimme von Jim Adkins, sonst ist nicht viel übrig geblieben von damals. Vielleicht wollten sie sowas RADIOHEAD- oder COLDPLAYmäßiges versuchen. Vielleicht funktioniert dieses Emoding ab einer gewissen persönlichen Entwicklungsstufe nicht mehr so richtig. Vielleicht sollte man sich, wenn schon in eine andere Richtung, dann gut weiterentwickeln. Vielleicht wäre das mit dem "s" der dritten Person Singular doch mal eine gute Idee... Zum Trösten bleibt "Clarity".

Tracklist:
1. Appreciation
2. Damage
3. Lean
4. Book Of Love
5. I Will Steal You Back
6. Please Say No
7. How´d You Have Me
8. No, Never
9. Byebyelove
10. You Were Good

Autor

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Jule

Autoren Bio

wäre gern teil einer postfeministischen emopunkband/ verbalprimatin/ kuchenveganerin/ ich kann mir keine songtitel merken, selbst die meiner lieblingssongs vergesse ich.../ ich bin nicht betrunken, ich bin immer so/ fraujule.blogspot.de