Plattenkritik

Local Natives - Gorilla Manor

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Release Date: 29.01.2010
Datum Review: 13.03.2010

Local Natives - Gorilla Manor

 

 

Die momentane Folk und Freak-Folk Bewegung hat uns in letzter Zeit so einiges beschert. Fabelhafte Bands wie die Fleet Foxes, Mumford & Sons, The Dodos und viele mehr unterliefen den „Großmarkt“ und setzten ihre Vorstellung von Musik frei. Dabei trafen sie den richtigen Nerv bei vielen Musikhörern. Aber man fragt sich, ob die Blase nicht bald platzen wird. Braucht man noch mehr Bands die Folk und Chorgesänge á la Crosby, Stills, Nash & Young neu interpretieren? Hat ein Album, wie das der LOCAL NATIVES wirklich eine Daseinsberechtigung oder hat es sich mit schnellen Flossenschlägen gerade noch in eine Schaumwelle gerettet?

Mit Schaum und anderen Wellenformen könnten sich die LOCAL NATIVES auskennen, da drei der fünf Bandmitglieder aus Orange County kommen. Wobei Surfmusik auf dem Album "Gorilla Manor" keine Rolle spielt, man der Band aber eine Sonnen-Beseeltheit nicht absprechen kann. Der dreistimmige Gesang, der zwei Gitarristen und des Keyboarders, bestimmt das Album. Viele Ahs, Uhs und Ohs werden hier intoniert, aber sie nerven in keinem Moment sondern hüllen den Hörer viel mehr in einen wohlig warmen Klangteppich des Wohlempfindens. Das Ganze driftet dabei aber nicht ins allzu Gefällige ab, da das Album durchweg sehr rhythmusbetont ist. Überall klackert und scheppert die Percussion an den richtigen Stellen.

Folk für die Tanzfläche, wenn der Kopf nicht mit dem Wippen aufhören kann.

Das Album beginnt mit zwei enorm starken Songs, wobei gerade "Airplanes" den Hörer auf die Knie zwingt. Das Lied hat alles was dieses Band im Gesamtpaket ausmacht. Einen leicht treibenden Rhythmus der vom Klavier unterstützt wird, wunderschönes Fingerpicking und natürlich den herrlichen mehrstimmigen Gesang.
Wenn im Refrain „I love it all so much, I call, I want you back“ intoniert wird und der Sänger dabei seinem verstorbenen Großvater nachtrauert, dann kann einem nur noch das Herz aufgehen. Dieses hohe Level wird bei den nächsten Songs nicht ganz gehalten, muss aber auch nicht. Spätestens mit dem rockigen "Camera Talk" haben sie einen wieder im engmaschigen Netz gefangen, aus dem es kein entkommen mehr gibt. Bei "Warning Sign" zeigen uns die LOCAL NATIVES dann auch noch, dass das Genre Americana sogar im Jahr 2010 sehr lebendig sein kann.

Die fünf Musiker haben sich vor einigen Jahren gegen ihre Alltagsjobs entschieden, um sich vollkommen auf die Musik zu konzentrieren. Als Zeichen zogen sie alle zusammen in das "Gorilla Manor", welchem sie im Albumtitel Tribut zollen. Für diese Fünf hat es sich definitiv gelohnt und für alle Besitzer des Albums auch, denn es ist sicherlich ein früher Höhepunkt im noch jungen Jahr.


Tracklist:

1. Wide Eyes
2. Airplanes
3. Sun Hands
4. World News
5. Shape Shifter
6. Camera Talk
7. Cards And Quarters
8. Warning Sign
9. Who Knows Who Cares
10. Cubism Dream
11. Stranger Things
12. Sticky Thread

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Kilian

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