Plattenkritik

Messerstecher Herzensbrecher - Auf Teufel komm raus

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 04.06.2010
Datum Review: 22.07.2010

Messerstecher Herzensbrecher - Auf Teufel komm raus

 

 

Unter die unzähligen begangenen Menschenrechtsverletzungen im Gefangenenlager Guantanamo Bay zählt ja seit längerem auch schon die Folter mit Musik. Bei aufgedrehter Lautstärke und in ständigen Wiederholungen geraten hier Songs von CHRISTINA AGUILERA bis DEICIDE zur pursten Tortur für die Insassen, die nicht gestehen wollen. Der purste Horror.

Diesen möchten auch MESSERSTECHER HERZENSBRECHER vertonen. Oder genauer: „Morbide Hymnen über die tiefen menschlichen Abgründe“ und das liest sich dann so: „Gib ihr dein Blut, gib ihr deinen Saft. Heut gibt sie es dir richtig, heut macht sie dich platt.“

Wie sich die Musik dazu anhört? Primitiver (dabei immerhin annehmbar produzierter) Psychobilly wahlweise mit Neanderthaler- oder 3-Promille-Schlagergegröhle direkt aus der Hölle. Und nein, das ist in diesem Fall kein Kompliment. Nun sind die Dortmunder mit Sicherheit nicht die erste Band, die diesen Stil fährt und ich muss gestehen, dass ich innerhalb dieser Szene nicht bewandert bin. Nach „Auf Teufel komm raus“ hat sich mein Interesse, dies zu ändern auch wahrlich nicht gesteigert.

Es mag mit Sicherheit irgendwo eine Zielgruppe geben, die auch noch Zeilen Marke „Die Kühlkammer ist voller Körperglieder, doch er muss es tun, immer wieder. Es ist ein innerer Zwang voller Gewalt und in seiner kleinen Welt macht er euch alle kalt.“ für gehobene Dichtkunst halten und besoffenes Gegröhle als „gelungenen Gesang“ bezeichen. Aber die finden sicher auch Mario Barth „voll lustig“ und RAMMSTEIN „voll provokant“.

Wenn es das Ziel von MESSERSTECHER HERZENSBRECHER war, eine Art Vertonung eines Horrorfilmes zu erschaffen, dann ist ihnen dies nicht gelungen. Ihnen geht einerseits jegliche Subtilität ab, andererseits mangelt es auch an jeder Form von Charme und Ideen. Stattdessen gibt es 18 (!) mal das vertonte Grauen im negativen Sinne.

Die größte Leistung der Band dürfte also sein, die Qualen, denen die Insassen in Guantanamo ausgesetzt sind auch für Otto-Normalverbraucher zumindest ansatzweise erfahrbar zu machen. Sogar schon auf Zimmerlautstärke. Gesetzt dem Fall, er verfügt über die nötige Portion Masochismus, sich ein Album wie „Auf Teufel komm raus“ tatsächlich länger als einen Song lang anzuhören.

„Scheiß auf die Politik, scheiß auf die Konfession. Sex, Bier und Psychobilly heißt unsere Religion.“ Noch Fragen?

Tracklist:
1. „Rein“
2. „Der Leichenräuber“
3. „Die Meine“
4. „Psychobilly Rebel“
5. „So schön“
6. „Schwarzes Herz“
7. „Letzte Lüge“
8. „Kind dieser Nacht“
9. „Heut’ Nacht!“
10. „Der Boxer“
11. „Vollmond Baby“
12. „Lack 2010“
13. „Das Messer“
14. „Ein Langer Weg“
15. „Sex, Bier und Psychobilly“
16. „Gangsterzug“
17. „Der Vampir von D.“
18. „Raus“

Autor

Bild Autor

Manuel F.

Autoren Bio

Eher so der Kumpeltyp.