Plattenkritik

Nashville Pussy - "From Hell To Texas - Live And Loud In Europe"

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 20.01.2012
Datum Review: 05.03.2012

Nashville Pussy - "From Hell To Texas - Live And Loud In Europe"

 

 

Am 20.01. diesen Jahres erschien eine CD, der ich mit Spannung entgegen blickte: NASHVILLE PUSSY mit ihrem neuesten Output „From Hell To Texas – Live And Loud In Europe“. Diese Band hatte ich bis dato noch nie gehört. Immer wieder von ihnen gelesen und von ihrer opulenten Bühnenshow erzählt bekommen, ihrem rohen Sound gehört und ihrer unkonventionellen Gangart, die den Rock´n´Roll in seinem Kern zu neuem Leben erwecken solle. Mit berechtigter Annahme vielen wieder vor den Kopf zu stoßen: Ich habe nichts von dem gefunden.
12 Songs, remixed und in neue Reihenfolge gebracht, werden durch eine zweite CD mit 16 Live Tracks komplettiert. Für Fans dieser Band definitiv ein Leckerbissen, umfasst diese CD doch Songs wie „Say Something Nasty“ oder From Hell To Texas“, „Ain´t Your Business“ und „Drunk Drivin´Man“. Doch insgesamt fühle ich mich nach dem Hören irgendwie unbefriedigt. Was der Opener und auch „I´m So High“ an Hörgenuss versprechen, wird leider auf Dauer öde. Die ewig selbe Leier aus (meiner Sicht) unnötigen Texten, denen jeder Tiefgang fehlt und dabei muss es ja nicht immer die zündende Idee zur Weltverbesserung sein, aber wenn so gar nichts außer Unfug kommuniziert wird, dann erwarte ich doch wenigstens, dass es mich zum Lachen bringt. Was die Integrität der Band angeht, bleiben keine Fragen offen. Ich bin überzeugt, dass sie den Großteil ihres Images auch genauso ausleben. Vielleicht habe ich auch nur einen schlechten Tag erwischt.
Musikalisch geht es genauso räudig zu Werke. Eine abgefahrene Mischung aus Blues, Swamp und Sleeze überfällt mich, die mir aber sehr, sehr gut gefällt. Auch wenn es mit der Zeit etwas zu homogen klingt, weil keiner der Musiker derart herausragend ist, dass man sich zurücklehnen und einem fulminantem Solo lauschen möchte. Wäre hier wohl auch unangemessen, da es der Musik etwas mehr Glanz verleihen würde, die die PUSSYs wohl eher zu vermeiden suchen. Schaut man sich ein paar Videos an, findet man genügend provokantes Material, die zu einer Sexismus-Rassismus-Debatte führen könnte. Wenn man es denn so wollte und wenn man die Band dahingehend interpretieren will. Ich will das nicht. Auch wenn da drei Südstaaten-Flaggen auf der Bühne hängen und man mit jeder Pore das Redneck Image pflegt, so führe ich das auf den Wunsch des Entertainments zurück oder auf Nationalstolz, der für Amerikaner nicht untypisch ist und der uns Deutschen ja außer zu Fußball-Zeiten komplett abgesprochen wird. Daher mag es für uns nicht nachvollziehbar sein, wie man auf den Süden der USA stolz sein kann. Aus welchen Gründen auch immer. NASHVILLE PUSSY sind es und darüber hinaus auch auf ihre beiden Damen in der Band. Vollbusig, schwitzend und tättowiert, wenig bekleidet in BH, Lack und Leder, wirken Bassistin und die Lead-Gitarre spielende Band-Chefin immer etwas angetrunken und bereit, jeden Mann im Publikum lebendig auf zu fressen, aus purer, animalischer Wollust. Dem einen gefällt das, dem anderen nicht. Zu Recht kann man sich hier fragen, ist es die Musik oder die hier kräftig verspritzten Estrogene, die die Säfte zum Wallen bringen.
Nun, bis auf den immer gleich agierenden Gesang, ist die Musik schlicht, aber nicht ohne Reiz. Die Männer spielen optisch eine eher untergeordnete Rolle, denn es sind die Frauen die alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Diese Optik, sowie das Image unterstützen Live die Musik, wodurch sie gleich attraktiver klingt, als die reine CD. Ich finde nicht unbedingt, dass das für die Musik spricht, aber für die Qualität des Gesamtprodukts.
Um weibliche Stimmen einzufangen (und die politische Korrektheit zu wahren), bat ich zwei mir nahestehende (weibliche) Personen diese Band zu bewerten, mit besonderem Hinblick auf die Show. Musikalisch bei beiden durchgefallen, meinte die eine „die benehmen sich wie Schlampen“, die andere meinte „die tun nur das was Tausende Typen seit Generationen machen und sehen dabei sogar noch besser aus, als die meisten dieser Herren“. Interessanter Ansatz.
Ich für meinen Teil bewerte „nur“ die Musik und die ist leider austauschbar. Solide, aber austauschbar.

Tracklist:

CD 1 (Remixed und neue Reihenfolge)
1. From Hell To Texas 02:07
2. Drunk Driving Man 3:33
3. Ain`t Yo Business 02:29
4. I´m So High 03:55
5. Late Great USA 02:08
6. Speed Machine 03:04
7. Dead Men Can`t Get Drunk 02:55
8. Why Why Why 2:51
9. Lazy Jesus 03:02
10. Stone Cold Down 04:05
11. Pray For The Devil 3:58
12. Give Me A Hit Before I Go 03:55

CD 2 ( Bonus Live CD “Live And Loud In Europe”)
1 Say Something Nasty - Durango, Spain
2 From Hell To Texas - Prague, Czech Republic
3 Aint Your Business - Bratislava, Slovakia
4 Piece of Ass - Vigo, Spain
5 Come On, Come On, Come On - Prague, Czech Republic
6 Hate and Whiskey - Prague, Czech Republic
7 Late Great USA - Prague, Czech Republic
8 I'm So High - Ris Orangis, France
9 Struttin Cock - Weinheim, Germany
10 Snake Eyes - Deventer, Netherlands
11 I'm the Man - Deventer, Netherlands
12 Why Why Why - Deventer, Netherlands
13 The Bitch Just Kicked Me Out - Vigo, Spain
14 Drunk Drivin' Man - Bratislava, Slovakia
15 Go Motherfucker Go - Deventer, Netherlands
16 Goin' Down - Bratislava, Slovakia

Autor

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Linc

Autoren Bio

Singer-Songwriter (LINC VAN JOHNSON & The Dusters) Singer (SUPERCHARGER) [DK] Vocal Coach seit 2011. Berufssänger/-musiker seit 2008. Studium Musik/Anglistik Bei ALLSCHOOLS seit 2006.