Plattenkritik

One Without - Thoughts Of A Secluded Mind

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Release Date: 25.09.2009
Datum Review: 16.08.2009

One Without - Thoughts Of A Secluded Mind

 

 

Es meldete sich sehr spät in der Nacht bei mir. Lange war es ruhig geblieben, aber nun schien es mal wieder an der Zeit zu sein, Dampf abzulassen. „Hallo Gayment“ sagte es zunächst sehr zurückhaltend. Ich war im Tiefschlaf und reagierte daher nicht sofort. „GAYMENT“ schrie es und ich fiel fast aus der Kiste. „Hallo“ sagte ich verstohlen, wohlweislich was kommen würde. „Du kannst dir sicher denken, warum ich mich melde?“ „Wenn ich ehrlich bin: Ja!“. „Und“ fragte es immer noch mit einer ohrenbetäubenden Lautstärke. „Ich finde sie gut. Punkt!“ entkroch nach einer kurzen Ruhepause meinem Mund. „DU FINDEST SIE GUT, TICKST DU...“ „Halt“ intervenierte ich jetzt nicht mehr so diplomatisch „nicht in diesem Ton mit mir. Lass uns konstruktiv miteinander umgehen“ Das saß, denn auf dieser Ebene waren unsere Gespräche eher selten, eigentlich noch nie geführt worden. „Erkläre dich, du bist mir was schuldig“ kam es zögerlich, merklich zurückhaltender. Und das mit dem „etwas schuldig“ stimmte sogar, schließlich hat es mich in der Vergangenheit vor Fehlern bewahrt und zur Zurückhaltung gemahnt. „Ok, ich weiß, dass ONE WITHOUT sämtliche Trademarks in ihrem Repertoire haben, die sich zur Zeit verkaufen lassen. Als da wären: Eine Frontfrau, die sehr gut singen kann und dies auch ausschließlich tut; ein Background Shouter, der sich mit seinen Growls meist dezent zurücknimmt und wahrscheinlich nur da ist, weil er die Songs zumindest mitgeschrieben hat; viele poppige Refrains auf der einen Seite, aber auch ab und zu diese IN FLAMES Gitarrenriffs, die dem Debüt "Thoughts Of A Secluded Mind" einen etwas härteren Anstrich verleihen. „Und vergiss bei deiner Aufzählung bitte nicht das Aussehen der Bandmitglieder, da könnte einem ja glatt schlecht werden“ platzte es aus ihm heraus. „Einspruch! Aussehen tun alle, ob gut oder schlecht ist mir ehrlich gesagt scheißegal, solange das Resultat einige Runden in meinem Player überlebt und“ sprudelte es weiter aus meiner Rechtfertigung heraus „allein die Tatsache, das sie vielleicht einen Zeitnerv treffen macht aus mir noch lange keinen Gayment, du Sack!“ „Mir ist es einfach zuwider, das diese seelenlosen Baukastenbands ein Album nach dem anderen verkacken und mittlerweile wie eine Weichspüler Version der Originale klingen“ „Natürlich haben ONE WITHOUT mit (Melodic) Death Metal, mit dem sie angepriesen werden, nichts, aber auch gar nichts am Hut“ nutzte ich seine Klammerung an Schemata. „aber immerhin passt doch Melodic“ Es war still, dann auf einmal schallendes Gelächter seinerseits. Schnell setzte ich noch einen auf seine plötzliche Hochstimmung „was wäre denn, wenn ONE WITHOUT als talentierte alternative Metalband deklariert würden?“ Es beruhigte sich sehr schnell und konterte „was soll das denn am Resultat ändern?“ „Nichts natürlich, aber an der Herangehensweise, an das Brett vorm Kopf weg und Kopfhörer auf. Denn die Band hat ein Ohr verdient, schließlich befinden sich einige Perlen und schlicht großartige Songs auf dem ersten Album der Schweden. Und sie verbreiten eine intelligente Form der Traurigkeit und werfen mit Melancholie nur so um sich" „DEADLOCK für Arme, ohne Beine. Ich bin enttäuscht von dir“ waren seine letzten Worte, bevor es wieder in der Versenkung verschwand. Lange blieb ich noch wach und dachte über unser Gespräch nach. Wenn ich ganz ehrlich bin, geht mir mein schlechtes Gewissen oft an die Substanz. Dennoch bin ich immer wieder froh, das es in einer Album geschwängerten Zeit bei mir ist. Aber enttäuschen möchte ich es nie wieder.

Tracklist:
1. Farewell
2. Your Game
3. Before We All
4. Separation
5. Withered Serenade
6. Reign with Hate
7. Ignorance
8. Distance Between
9. Reachable Existence
10. Once in Silence
11. Lost to Solitude
12. Chained

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Clement

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Ich fühle mich zu alt