Plattenkritik

Pearly Gate Music - Pearly Gate Music

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Release Date: 07.05.2010
Datum Review: 15.06.2010

Pearly Gate Music - Pearly Gate Music

 

 

Da wäre mir ja gerade eben fast die Kippe aus der Hand gefallen, als ich vor meiner Wohnung stand, um der Sucht nachzugeben. Urplötzlich und aus heiterem Himmel war es da wieder: das sonore Tröten der Vuvuzela. Der Klang, dem man sich derzeit wohl kaum entziehen kann, so gerne man es auch möchte. Unvermittelt bricht es über einen herein und dröhnt auch gerne noch ein wenig nach, wenn man nur nahe genug am Klangerzeuger stand.

Was das alles mit Zach Tillman bzw. seinem Pseudonym PEARLY GATE MUSIC zu tun hat? Nun, auch dieser hat die Angewohnheit, seine ziemlich Lo-Fi gehaltenen Folkentwürfe durch plötzliche Lärmattacken ab und an aufzubrechen. So geht das recht flotte „Big Escape“ nach knapp zwei lethargischen Minuten plötzlich in einem dermaßenen Feedback-Gewitter unter, dass einem die Ohren schlackern.

Leider bleiben derlei Ausbrüche auf dem selbst betitelten Debüt zu selten, um darüber hinweg zu täuschen, dass hier größtenteils recht unspektakulär dem altbekannten Konzept des Singer/Songwriter-Tums gefolgt wird. Dabei zwar variabler und etwas zwingender als bei so manchem Kollege oder so mancher Kollegin, insgesamt aber doch zu selten, um ein wirkliches Alleinstellungsmerkmal zu sein. Bis zum nächsten Ausflug in stressigere Gefilde in Form des angenehm abwechslungsreichen „Gossamer Hair“ vergeht zu viel Zeit. Hier zeigt Tillmann, dass er ein richtig guter Vertreter seiner Zunft sein könnte, wenn er nur etwas häufiger derlei Überraschungsmomente in seine immerhin zumeist recht kompakt gehaltenen und angenehm roh produzierten Songs einbauen würde.

Zumeist jedoch geht er auf Nummer sicher, was der Musik nicht unbedingt zum Vorteil gereicht. Zu oft hat man schon die Kombination aus irgendwie angenehmer, irgendwie aber auch nichtssagender Stimme und bluesig-folkigen Gitarren gehört und auch textlich werden keine Bäume ausgerissen. Wenn Zach Tillmann in Zukunft häufiger die Katze aus dem Sack lässt, könnte da durchaus noch etwas zu holen sein. Derzeit geht er aber noch weitestgehend unter in einer regelrechten Flut aus zumeist ganz netten, letztlich aber auch furchtbar nichtssagenden Platten, die in diesem Bereich in letzter Zeit veröffentlicht wurden. Gelegentliche Lärmeskapaden hin, Ausflüge in temporeichere Gefilde her.

Tracklist:
1. „Golden Funeral“
2. „Big Escape“
3. „Navy Blues“
4. „Oh, What A Time!“
5. „I Woke Up“
6. „Gossamer Hair“
7. „Daddy Wrote You Letters...“
8. „I Was A River“
9. „Bad Nostalgia“
10. „Rejoice“

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Manuel F.

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Eher so der Kumpeltyp.