Plattenkritik

SET IT OFF - Upside Down

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Info

Release Date: 07.10.2016
Datum Review: 18.10.2016
Format: CD Vinyl Digital

Tracklist

 

1. Something New
2. Uncontainable
3. Life Afraid
4. Upside Down
5. Want
6. Diamond Girl
7. Tug of War
8. Admit It
9. Hypnotized
10. Never Know
11. Crutch
12. Me W/O Us

Band Mitglieder

 

Cody Carson – Gesang
Dan Clermont – Gitarre
Zach DeWall – Gitarre, Bass
Maxx Danzinger – Schlagzeug

SET IT OFF - Upside Down

 

 

Wenn die schlimmsten Befürchtungen wahr werden, sieht man sich mit einer Realität konfrontiert, die man zunächst nicht wahrhaben will. Wenn eine Pop-Punk Perle zur mittelmäßigen Mainstream Musikgruppe mutiert, trifft genau das ein. Die Fassungslosigkeit überwiegt die Akzeptanz. Was genau mit SET IT OFF in den letzten Jahren passiert ist, dass so etwas wie „Upside Down“ entstanden ist, bleibt ein Rätsel.

 Es fing alles so schön an. Pop war bei SET IT OFF schon immer ein fester Bestandteil, aber mit einer ordentlichen Prise Rock und teilweisen Punk-Elementen ließ es sich gut ertragen. Sehr gut sogar. Mit „Duality“ kündigte sich 2014 schon ein etwas neuer Trend an, hin zu mehr Pop. Aber dennoch hatten die Musik und Texte eine Ernsthaftigkeit und Emotionalität, welche die Lieder hörenswert machten. Das alles ist beim neuesten Werk „Upside Down“ nun futsch. SET IT OFF klingen wie ausgewechselt. Wäre die Stimme von Sänger Cody nicht so unverwechselbar, könnte man glatt meinen es handele sich um ein frühes Justin Timberlake oder Bieber Album. „Something New“ ist als erstes Lied noch einigermaßen annehmbar. Es fungiert wohl als sanftes Intro in die neue musikalische Welt von SET IT OFF. „Uncontainable“ begibt sich dann schon deutlicher auf die Reise in die Pop-Welt. So richtig weh tut’s dann zum ersten Mal bei „Life Afraid“. Es ist ja schön und gut, dass sich SET IT OFF voller Tatendrang und ohne Angst in die Produktion ihrer Musik gestürzt haben. Aber wenn es dem Zuhörer dann beim Hören Angst und Bange wird, hat man das Ziel als Band vielleicht doch verfehlt. Karibische Töne durch Trompeten und Steel Pan lösen eher Gänsehaut als das Gefühl der warmen Sonne auf der Haut aus. Auch das lustige Vor- und Nachsing-Spiel mit Frauen und Männern á la Justin Timberlake in Señorita ist kaum zu ertragen. Anscheinend funktioniert Fremdschämen auch beim Musikhören. Vielleicht würde es ja helfen den Kopf in den Sand zu stecken, wenn man sich gemäß „Upside Down“ sowieso schon in einer verkehrten Welt befindet. Der titelgebende Song plätschert mit den Bläsern so dahin. Es gleicht einer seichten Unterhaltung durch einen Rosamunde Pilcher Film. „Diamond Girl“ schafft die Atmosphäre eines Swingerclubs, klingt angestaubt und altbacken. Das Kopfschütteln kann man direkt bei „Tug of War“ weiterführen. Immerhin, „Admit It“ hat zumindest eine bemerkenswerte Coolness, klingt aber dennoch wie als würde es direkt der Büchse aus dem Kühlschrank entspringen. Zum ersten Mal etwas Charakter zeigen SET IT OFF in „Hypnotized“. Leider nur durch den Versuch Codys zu rappen. Wenn er und seine Mitstreiter etwas Neues probieren, ziehen sie es auch ohne Rücksicht auf Verluste durch. Das muss man ihnen lassen. Ein bisschen Hoffnung, dass immer noch etwas der alten Ehrlichkeit in der Band steckt, kommt bei „Never Know“ und „Crutch“ auf. Das letzte Lied „Me W/O Us“ klingt wie ein misslungener Versuch ein Justin Bieber Lied nachzuahmen.

„Upside Down“ ist 0815 Pop - klingt so, wie lauwarmes Essen schmeckt. Es hört sich unecht, gefühl- und leidenschaftslos an. Neues zu probieren und sich musikalisch weiterzuentwickeln gehört für viele Bands zweifellos zu einem unvermeidbaren Prozess. Dagegen spricht auch nichts. Aber was SET IT OFF mit „Upside Down“ liefern, stellt im wahrsten Sinne des Wortes die ganze vorherige musikalische Welt von ihnen auf den Kopf. Das Ergebnis ist für langjährige Fans unzumutbar, spricht aber vielleicht eine größere Gruppe jüngerer Mädchen an, die damit glücklich werden.

Autor

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Katharina

Autoren Bio

Anglistin, freie Journalistin, Uni-Angestellte...kurz gesagt lesen, schreiben, reisen