Plattenkritik

Thrice - Beggars

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Release Date: 18.09.2009
Datum Review: 15.09.2009

Thrice - Beggars

 

 

Was war das doch für eine Entwicklung, die THRICE seit dem Anbeginn ihrer muskalischen Karriere hingelegt haben! Nach den ersten wackeligen Gehversuchen in Form von „Identity Crisis“ und den mehr gefestigten Schritten namens „The Illusion Of Safety“ und „Artist In The Ambulance“ entschied man sich dazu mit dem eigenen Stil zu brechen. Mit „Vheissu“ folgte ein grandios durchdachtes Stück Musik, welches den neuen Stil der Band prägen sollte und mit dem „The Alchemy Index“ Vierteiler haben sich die Herren dann übertroffen und sich selbst ein Denkmal gesetzt. Was sollte danach noch kommen? Genau darüber wurde im Vorfeld, schon lange bevor „Beggars“ erschien diskutiert. Die Meinungen waren einstimmig und diese besagten, dass THRICE es schwer haben werden, an diesen Erfolg noch einmal anzuknüpfen. Es kam, wie es kommen musste, das Album schwirrte lange vor seiner Veröffentlichung im Internet herum, wurde gehört und die Band wurde zeitgleich in der Luft zerrissen. Da ist sie wieder, diese Feindseligkeit gegenüber Fortschritt und Weiterentwicklung. Sogar die Aussage, dass eine komplette Neuorientierung stattgefunden habe, stand im Raum. Nun, so falsch lag dieser Kommentar letztlich nicht. Vorab sei gesagt: Es ist richtig, THRICE können nicht an ihr Meisterwerk anknüpfen, wollen das vielleicht auch gar nicht und erfinden sich so ein Stück weit neu.

„Beggars“ beginnt stark, sehr stark sogar. „All The World Is Mad“ als vertrackter und durch seinen Refrain doch so eingängiger Opener funktioniert wunderbar und versetzt den Hörer direkt in die richtige Stimmung. Doch die Veränderung ist zu spüren. Irgendetwas ist mit THRICE passiert. Aggressionen gibt es in den Stücken der Band schon länger nicht mehr, doch das, was man hier hört erinnert stellenweise einfach an ausgeklügelte MUSEsche Töne. Das gefällt auf jeden Fall nicht schlecht, wenngleich es zum Anfang auch etwas ungewohnt ist. Die ruhigen Elemente, welche die letzten Releases ausmachten, finden ihren Weg durch das Songgerüst, brechen es auseinander und fügen es an anderer Stelle dann wieder zusammen. Es folgt einer der stärksten Tracks der Platte. „The Weight“ wirkt in sich so bluesig, dass man es fast nicht glauben kann. Die Gitarrenlinie ist mehr als stimmig und die Stimme von Dustin Kensure wirkt so zerbrechlich und gleichzeitig doch so präsent und stark. Neben den Gitarren kann aber auch die Schlagzeugarbeit von Riley Breckenridge mehr als nur überzeugen. Er gibt den Takt an und kann dabei nur punkten. Im Gegensatz zum vorherigen Song wirkt hier die Strophe mehr als der Refrain, auch wenn dieser eine gewisse Art von Energie versprüht. Vom Songwriting her befindet man sich hier in absoluter Oberklasse.

Nach so einem fulminanten Start kann doch eigentlich nichts mehr schief gehen, mag man sich denken. Das kann es aber doch und zwar genau dann wenn man als Lückenfüller solch belanglose Tracks, wie das folgende „Circles“ beifügt. Der Song ist nicht schlecht, kann aber schon jetzt nicht mit dem bisher gehörten mithalten. Er wirkt irgendwie uninspiriert, aber dennoch durch seine Ruhe irgendwie schön. Das Problem ist nur, das man einfach eine gewisse Erwartungshaltung an die folgenden Tracks hat, die hier nicht erfüllt wird. Gleiches gilt auch für „Doublespeak“. Ein wirklich netter Song ohne Höhe- und Tiefpunkte. Und genau da liegt der Knackpunkt, es passiert einfach nichts. Die Songs dröppeln Stück für Stück vor sich hin, ohne einen wirklich vom Hocker zu reißen. Nach mehrmaligem Hören schleicht sich aber auch hier eine gewisse Eingängigkeit und besonders ein absoluter Wiedererkennungswert ein, was der erste Durchgang nicht vermuten lässt.

Für die etwas schwächeren Tracks wird man aber mit „Wood & Wire“, dem wohl melancholischsten und gleichzeitig stärkstem Stück auf „Beggars“ belohnt. Der Song handelt von einem Menschen, der trotz seiner Unschuld zum Tode verurteilt wird und man begleitet ihn auf seinem letzten Weg. So tragisch sich die Geschichte anhört, so gestaltet sich auch die Musik. Eine zerbrechliche Songstruktur trifft auf eine noch zerbrechlichere Stimme und beides zusammen sorgt für enorme Gänsehaut. Das hier gehörte hat mehr Singer/Songwriter Qualitäten als so manches Release der Menschen, die sich als solche ausgeben. Absoluter Höhepunkt der Platte! Genau hier erfährt „Beggars“ dann auch wieder Aufwind und die letzten Minuten können den Hörer noch einmal richtig packen. „Talking through Glass“ zeigt ein letztes Mal das alte Gesicht der Band, bevor man sich mit dem letzten und titelgebenden Song gar an leicht dem Postrock angehauchten Tönen versucht, sich dabei auf Glatteis begibt, letztlich aber nicht ausrutscht und auch diese Aufgabe meistert.

Schlussendlich bleibt zu sagen, dass sich THRICE, wie erwartet, erneut weiterentwickelt haben. Ja, sie können nicht an „The Alchemy Index“ und auch nicht an „Vheissu“ anknüpfen. Dazu muss aber gesagt werden, dass hier soundtechnisch, bis auf kleine Ausnahmen, eine komplett neue Band agiert. Diese Band, wir nennen sie weiterhin und fortan THRICE, weiß was sie will und ist dafür sozusagen über Leichen gegangen. Eines kann man ihr aber nicht vorwerfen und das ist, sich selber immer und immer wieder zu kopieren. THRICE sind tot, lang lebe THRICE!

Tracklist:

01. All The World Is Mad
02. The Weight
03. Circles
04. Doublespeak
05. In Exile
06. At The Last
07. Wood & Wire
08. Talking Through Glass
09. The Great Exchange
10. Beggars

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Alex G.

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