Plattenkritik

Tokio Hotel - Humanoid

Redaktions-Rating

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Release Date: 02.10.2009
Datum Review: 02.10.2009

Tokio Hotel - Humanoid

 

 

Ein bisschen Boulevard abseits des Hardcore schadet niemandem. Und wenn man bedenkt, dass der von mir hoch geschätzte Autor Jan Wigger (Spiegel Online) einer Platte wie "Humanoid" 7 unironische Punkte gibt, dann muss da auch was dran sein. Also weg mit der neuen RUINER, her mit "Humanoid". Und ohne Umschweife: Eine Überraschung, das ist es.

Denn wenn man sich schon Verpackung der "Standart-Version" inkl. Booklet anschaut, so verwundert es schon, dass Produktion und Sound eher "Normal" als total glatt und ausgebügelt ist. Gleich nach Öffnen der CD dann die ersten Schnäppchen. Via Bestellhotline die stolze 14Cent pro Minute aus dem Festnetz kostet kann man T-Shirts für 22,99 und Kapuzenpullis für 39,99 kaufen. Alles für Girlies, versteht sich. Ebenso gibt es dann "Realtones" und "Wallpaper" für "dein Handy". Keiner der Preise ist Taschengeldfreundlich ausgelegt und als sei das nicht genug der Geldmache scheint es, als sei im Booklet an allem gespart worden. Schlecht animierte Computerbildchen die Bill, Tom und ihre zwei unscheinbaren Kollegen auf Motorrädern zeigen und Lyrics, die anhand von industriell metallischer Schrift zu Papier gebracht ist. Kein Fan kann hieran ernsthaft Freude haben.

Legt man dann die Platte in den Player verwundert es umso mehr, dass der Sound irgendwie flach klingt und der Gesang von Bill Kaulitz (die Frau in der Beziehung Tom und Bill) völlig unbearbeitet und schief rüberkommt. Überhaupt fehlt "Humanoid" ein wenig der Druck und die musikalische Fülle um tatsächlich ernst genommen zu werden. Und das sage ich nicht, weil ich zu der Rasse gehöre die von vornherein diese Band schlimm findet. Dank Wigger kamen nämlich Kaulitz und Co. auf einen wirklich annehmbaren Status bei mir, der nun leider wieder gesunken ist. Außer PR-Maschinerie und naiven Teenies steckt hinter "Humanoid" nämlich nichts.

Aber da beginnt ja quasi der Clou, mit welchem man im Falle TOKIO HOTEL ein ganzes Buch füllen könnte. Anders als andere Bands wurde hier tatsächlich nichts gecastet. Vier Freunde aus der Schule (die inzwischen übrigens abgebrochen ist. Die Dankesliste im Album beweist es) die Musik machen. Glückliche Umstände sorgten für den Deal und schon haben Vier Jungs ausgesorgt. Gleich von Anfang an wussten die Gebrüder Kaulitz allerdings was sie wollten und hatten schnell den Plattenvertrag, wie auch einen Exklusivvertrag für Merchandise, was vielen großen Künstlern sogar verwehrt bleibt. Hinzu kommen dann kleine Skandälchen a la: "Tom Kaulitz schlägt Mädchen ins Gesicht" und fertig ist der Lack. Alles richtig gemacht. Eben nur nicht musikalisch.

Tracklist:

Komm
Sonnensystem
Automatisch
Lass Uns Laufen
Humanoid
Für immer Jetzt
Kampf Der Liebe
Hunde
Menschen Suchen Menschen
Alien
Geisterfahrer
Zoom

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Raphael

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