Plattenkritik

Ulver - War Of The Roses

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Release Date: 29.04.2011
Datum Review: 25.04.2011

Ulver - War Of The Roses

 

 

ULVER, welche Worte soll man noch groß über die Karriere dieser Gruppe verlieren? Vielleicht kann man sie so zusammenfassen in dem man sagt, dass die Norweger es bisher in ihrer Karriere immer geschafft haben allen populären Strömungen aus dem Weg zu gehen und stattdessen ihren eigenen Pfad zu beschreiten. Beginnend mit ihrem Folk Black-Metal Opus „Bergtatt“ über den Neofolk von „Kveldssanger“, den Trip-Hop auf „Perdition City“ bis zum Freejazz und Ambient auf den letzten beiden Alben „Blood Inside“ und „Shadows Of the Sun“, haben es die Wölfe bisher immer geschafft gegen jegliche Konventionen zu agieren und viele Felder abseitiger Musik zu beackern.

Mit ihrem neuen Album „War Of The Roses“ schließen ULVER nun an das großartige „Shadows Of The Sun“ an.
Was das neue Werk der Norweger wohl auszeichnet ist dessen Livetauglichkeit. Beweis genug dafür ist wohl, dass sie es komplett auf ihrer Tour dargeboten haben. Sind die Songs noch weniger komplex als die der Vorgänger? Nein, so einfach kann man es sich nicht machen. Wo „February MMX“ fast poppig, treibend und groovig eröffnet, erscheint das zweite Stück „Norwegian Gothic“ rein musikalisch als Antagonist des ersten Liedes. Minimalistisch mit elektronischen und klassischen Elementen instrumentiert, greift es jedoch beinahe die selbe Atmosphäre. Das folgende achtminütige „Providence“ ist, zu Beginn mit einer tollen Klaviermelodie gesegnet, wohl das melodischste Stück auf ULVER neuem Album. Eine Art Halbballade, bei der Krystoffer 'Garm' Ryggs Unterstützung durch die Soulsängerin Siri Stranger bekommt und die im Verlauf der Spielzeit immer weiter in avantgardistische Züge entgleist. „Normaler“ geht es im psychedelischen „September IV“ zu. Die Instrumente umspielen geschickt die Singstimme Garms und erzeugen eine getragene, entspannte Stimmung. Das Lied schwillt zum Ende hin immer weiter an, verpufft dann aber ohne den ganz großes Höhepunkt und lässt den Hörer zuerst einmal ratlos zurück.
Das anklagende „England“ arbeitet gleich zu Beginn mit vielen Soundflächen, klingt dabei aber nie überladen oder undurchsichtig. Mit den abschließenden „Island“ und „Stone Angels“ haben ULVER zwei Stück ans Ende des Albums gesetzt die unterschiedlicher kaum sein könnten. „Island“ überzeugt durch seinen dichten Klang, die eingesetzten Samples von Meeresgeräuschen und einer tollen Melodieführung, wohingegen „Stone Angels“ ein wahrer Monolith ist. Knapp 15 Minuten lang, trägt hier Multiinstrumentalist Daniel O´Sullivan ein Gedicht des Schriftstellers Keith Waldrop vor. Seine Erzählung wird dabei von einem Drone-, Ambient-, Industrial- Gewand umgarnt. „Stone Angels“ ist wohl der härteste Brocken auf „War Of The Roses“ aber sobald sich auch dieses Lied erschlossen hat, liegt einem ein Werk in den Händen, welches abwechslungsreicher und gleichzeitig homogener kaum sein könnte.

Doch „War Of The Roses“ ist immer noch nicht der Endpunkt von ULVERs Reise. Man kann sich vorstellen, dass sich dieses Album ganz anders anhören würde, wenn es die Norweger in einem Jahr noch einmal aufnehmen würden.
Es nimmt den Hörer mit auf eine Reise ins Hier und Jetzt der Band ULVER, reizt ihn dabei bis aufs äußerste und fordert ihm alles ab um diesen Berg der „War Of The Roses“ darstellt zu erklimmen. Wenn man dann jedoch den Gipfel erreicht hat, liegt unter einem ein weites Land voller kleiner versteckter Details und interessanter Geschichten, die einen für diesen mühevollen Aufstief belohnen.





Tracklist:

1. Februar MMX
2. Norwegian Gothic
3. Providence
4. Semptember IV
5. England
6. Island
7. Stone Angels

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Manuel

Autoren Bio

Ich schreibe Artikel. Manchmal schlecht, manchmal gut, immer über seltsame Musik.