Plattenkritik

War From A Harlots Mouth - Voyeur

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Release Date: 19.10.2012
Datum Review: 25.10.2012

War From A Harlots Mouth - Voyeur

 

 

Streicher funktionieren immer. Ausnahmslos. Besonders dann, wenn man Atmosphäre aufbauen möchte. Diese ist bedrohlich. Weiß zu fangen. Bis sie sich löst. Abrupt. Ohne Vorwarnung. Und der Kampf beginnt. WAR FROM A HARLOTS MOUTH bereiten einen nur kurz auf „Voyeur“ vor. Möglicherweise sind sie wütender geworden. Möglicherweise bleibt aber auch alles einfach nur beim Alten. Warum auch nicht. War doch bislang alles super. Wenngleich man behauptet, dass Stillstand im gleichen Moment auch Rückschritt bedeutet. Wer aber bei „Vertigo“ an Stillstand denkt, hat irgendwas falsch gemacht. Weniger Gefrickel, mehr Geballer. Von vorne herein.

Was sich auf „In Shoals“ ankündigte wird hier konsequent weitergeführt. WFAHM bewegen sich weiter. Tiefer in düstere Gefilde. Chaotisch zwar immer noch und dabei näher dran an ION DISSONANCE, als sie es jemals waren. Das zeigt ein „Terrifier“ recht eindeutig und auch eindrucksvoll. Etwas jedoch fehlt. Was, das ist ganz einfach: die Überraschungen. Die Wendungen innerhalb der Songs. Alles gekonnt gespielt, alles sehr rabiat. Alles aber leider auch recht ähnlich. Und was die Effekte auf der Stimme sollen, die diese immer wieder verzerren und in Bruchstücke zerfallen lassen, fragt man sich vergebens.

All diese Kritik, welche durchaus konstruktiv zu verstehen ist, verschwindet aber mit „The Black Lodge“ im vermeintlichen Nichts. Die Melodie, mit der hier aufgewartet wird, kommt urplötzlich und überrascht dafür umso mehr. Sie verweilt nicht lange, ist aber dennoch mehr als präsent und brennt sich ein. Und dann heißt es nur noch „Fire walk with me“ (Grüß Gott, Twin Peaks), bis „Beyond Life And Death“ erneut mit bedeutungsschwangeren Streichern daherkommt. Ab jetzt überschlagen sich WAR FROM A HARLOTS MOUTH in ihrer eigenen Brutalität. „To The Villains“ zermalmt alles, während „Krycek“ eher durch be- und erdrückende Slow Motion überzeugt. Plötzlich clean Vocals. „Scopophobia“ hat also eine weitere Überraschung parat. Sehr erfrischend und erneut unerwartet. Wäre doch nur die gesamte Platte auf diesem Niveau, es wäre ein wahres Fest.

Leider ist dem nicht so und leider kann all das aber nicht über die, nennen wir es ideenleere, erste Hälfte von „Voyeur“ hinwegtäuschen. Schade eigentlich, denn ein Großteil der folgenden Stücke beweist, welches Potential in der Band immer noch schlummert und nicht erfolgreich genutzt wird. Zum Abschluss und als Bonus folgen dann noch mit „Dolph Lundgren“ als sehr gelungenes WILL HAVEN Cover und einer Demo Version von „To The Villains“, die produktionstechnisch mehr Herz zeigt als das gesamte Album, welches doch wirklich sehr glatt wirkt, zwei nette Gimmicks. Der fade Beigeschmack, der einem suggeriert, dass man irgendwie mehr erwartet hätte, aber bleibt. Beim nächsten Mal dann. So bleibt's bei sieben wohlwollenden und sympathischen Punkten.


Tracklist:

01. Origin
02. Vertigo
03. H(a)unted
04. Terrifier
05. Of Fear And Total Control
06. Temple
07. The Black Lodge
08. Beyond Life And Death
09. To The Villains
10. Krycek
11. Scopophobia
12. Catacombae
13. Epiphany
14. Dolph Lundgren (Bonus Will Haven Cover)
15. To The Villains (Bonus Demo Version)

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Alex G.

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