Plattenkritik

Alive At Last - Alive At Last

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Release Date: 18.01.2013
Datum Review: 31.01.2013

Alive At Last - Alive At Last

 

 

Heute wieder zu viele Sekunden mit Ausatmen oder Zähneputzen verschwendet? Zeitmanagement heißt das Zauberwort für Erfolg anno Zwanzigdreizehn – egal ob im drögen Alltag, beim Sightseeing im Familienurlaub – oder eben der Musik. Wie Studioaufenthalt gegen Qualitätskontrolle und Monatsfahrkarte gegen Sommerloch auszuloten sind – oder ob bloß Niedersachsen einmal mehr als Quelle allen Übels herhalten darf – ALIVE AT LAST wissen Antworten.

Um nicht unnötig weiter zu verwirren, benennt die Band aus Alfeld ihr Albumdebüt schlicht nach sich selbst. So kann schnell und ohne Umwege der Verantwortliche ausgemacht werden, dem mit „Break The Line“ oder „Forgive And Forget“ die eher trockenen Beiträge auf „Alive At Last“ zu Grunde liegen. Was musikalisch auf dem Nachfolger der „Anchors Aweigh“-EP weiter von metallischem Arenarock bis zur stampfenden Mosh-Core-Kelle reicht, ist trotz live eingespielter Produktion recht dünn und blubbernd gestrickt – allenfalls die Stimme von Sebastian Fricke schafft es in wenigen Momenten, sich trotz auffälligen Akzentes unerkannt durchs unspektakuläre Dickicht zu kämpfen.
„Devilution“ verhakt sich im drögen Riffdschungel und sickert an Punch und Dynamik vorbei – „Who We Are“ hält immerhin noch eisern an Hookline und Format fest. ALIVE AT LAST um Fricke, die Gitarristen Hans und Marv sowie Basser Viktor und Schlagzeuger Breuni vermischen, was ihnen Pop-, Hard- und Metalcore mit auf den Weg gegeben haben, seit sich die Band vor sechs Jahren eben dort zusammenfand, wo jetzt die zehn Tracks auf Band geholzt wurden. Ausgewaschene Breakdowns oder versucht stimmige Rhythmuswechsel wie in „Call November“ schaffen hier leider kein wahrhaft zwingendes Ergebnis. Einfach nicht sättigend trällern ALIVE AT LAST, was „The Ghost“ an etwa SILVERSTEIN vorbeispült, ohne dabei Melodie- oder Spannungsgespür einzutüten. Innerhalb der knapp vierzig Minuten, die „Alive At Last“ durch den Verstärker galoppiert, bekommt der Hörer so wenig Gipfelmomente serviert, wie das Covermotiv an Weihnachten erinnert.

Dass die Staubschicht auf dem Genre-Grabstein kaum ansetzen kann, unterzeichnen in der jüngeren Vergangenheit wieder zahlreiche (auch europäische) Bands. Wenn hier „At Last“ statt „At Least“ in eine nah am Puls gelegene Ruhestätte gemeißelt werden soll verlangt es etwas mehr als bloß einen gesunden Arbeitsappetit und vorbildliches Zeitmanagement. Niedersachsen-Bonus hin oder her.

Trackliste:

01. Devilution
02. Visions! Crash! Reality!
03. Burn These Bridges
04. Break The Line
05. Who We Are
06. The Ghost
07. The Beauty Of Something Little Less Golden
08. Call November
09. Forgive And Forget
10. Mountains

Autor

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Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.