Plattenkritik

Antitainment - Ich kannte die, da waren die noch real!

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 02.07.2010
Datum Review: 05.07.2010

Antitainment - Ich kannte die, da waren die noch real!

 

 

ANTITAINMENT sind auch eine dieser Bands, die abliefern kann was sie will, da es ohnehin in irgendeiner Art und Weise geil ist. Und warum? Weil es eigen ist! Keine andere deutsche Band verknüpft straighten Hardcore/Punk mit chaotischen Keyboard-Sounds, überraschenden Breaks und Texten, die zwischen bitterböser Ironie und messerscharfer Kritik an Mensch, Leben und Gesellschaft immer wieder ins Schwarze treffen. So auch auf „Ich kannte die, da waren die noch real!“. Schon allein der Albumtitel versteckt soviel Arschtritt in sich, dass außenstehende sich vielleicht ernsthaft fragen könnten, wie die Frankfurter das denn nun meinen. Aber die Tradition lässt sich eben auch hier weiterführen. Wie schon auf den Vorgängeralben weckt der Albumtitel das größte Interesse, welches bei den Songtiteln natürlich weitergeführt wird. So entwickelt sich dieses „ich kannte die..“ zum Running-Gag der Platte und steckt die komplette Musikindustrie in einen Sack um sie über Bord zu werfen. Ob nun DIY, Major oder die Mitt-40er die musizieren als „jammen“ bezeichnen um sich irgendwie jünger zu machen. ANTITAINMENT erzählen aber auf den 11 Songs innerhalb von 23 Minuten eben noch mehr Geschichten. Sie müssen scharfe Beobachter sein, packen sie doch das Leben, mit dem man täglich konfrontiert ist, in die kleinen Chaospraktiken, die so eben immer dann richtig intensiv und fesselnd sind, wenn ANTITAINMENT sich gegen sich selbst am auspielen sind. So ist das großartige „und was hast du so gemacht“ das unscheinbare Highlight, während selbst der Opener dieser Platte irgendwie dominierend den Rest in den Schatten stellt. Aber das ist wohl eben auch das Ergebnis der unzugänglichen Musik, die ANTITAINMENT ja seit jeher zum Aushängeschild ihrer selbst machten. Aber was rede ich eigentlich. ANTITAINMENT haben mal wieder das geschaffen, was man von ihnen erwartet: Kritik, Attitüde und Humor gepackt in ihre eigene kleine Ode an den Hardcore, der sie auch nach diesem Album noch immer real bleiben lässt. Top!

Tracklist:

1. Eigentlich wollte ich ja nicht mehr über Musik reden
2. 3 Tage schlafen
3. Eigentlich wollte ich ja nicht mehr über Musik reden sondern verkaufen
4. Der Weg liegt voll mit Scheisse
5. Eigentlich wollte ich ja nicht mehr über Musik reden sondern jamen
6. Gegen Dich und Deine Freunde
7. Neulich im Seminar für Existenzgründung
8. Eigentlich wollte ich ja nicht mehr über Musik reden sondern raven
9. Das Halbe ist die Lebensordnung
10. Und was hast Du so gemacht?
11. The Sound of Produktionszwang

Autor

Bild Autor

Raphael

Autoren Bio

.