Plattenkritik

Blakroc - s/t

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Release Date: 27.11.2009
Datum Review: 28.11.2009

Blakroc - s/t

 

 

Wenn ein Label mit Zeilen wie „unquestionably one of the most forward-thinking and exciting hip hop records of recent years” wirbt ist das meist nicht mehr als bloße heiße Luft. Und wenn Gitarren auf schwarzen HipHop treffen wirkt das meist mehr mitleidig bemüht anstatt einer wirklich sinnvollen, substanzreichen musikalische Symbiose. Schön, vom Gegenteil überzeugt zu werden.

BLAKROC – so schimpft sich die Kollaboration zwischen den angenehm garargigen Blues-Rockern THE BLACK KEYS und zahlreichen mehr oder weniger prominenten (jedoch durchweg ordentlichen) HipHop-Figuren wie MOS DEF, Q-TIP, RZA, RAEKWON, OL‘ DIRTY BASTARD, PHARAOAHE MONC, LUDACRIS, JIM JONES, NICOLE WRAY, NOE oder BILLY DANZE (M.O.P.). Vielversprechend wie mutig – doch in seiner Endform mehr als überzeugend.

Geschuldet ist dies vor allem durch dieses gewisse Maß an Leidenschaft und Spielfreude, welches dieses Album wie ein roter Faden von Anfang bis Ende durchdringt. Das fängt schon beim eindrucksvollen, für HipHop-Verhältnisse eher ungewohnten Artwork an und hört bei der Energischkeit der einzelnen Stücke und Performances auf. 11 Songs mögen für ein HipHop-Album sicherlich eher wenig sein – doch wenn wirklich jeder davon zu unterhalten, wenn wirklich jeder das Spektrum dieses Projekts immer wieder aufs Neue auf die Probe zu stellen weiß ist dies leicht zu verzeihen.

Doch ist „Blakroc“ überhaupt noch straighter HipHop? Jaein. Auf der einen Seite trauen sich die übrigens angenehm roh und lebendig produzierten BLACK KEYS natürlich einiges, toben sich aus; auf der anderen Seite fungiert die Instrumentalisierung ähnlich zurückhaltend wie es bei übliches Beat-Sampling Gang und Gebe ist, sodass der kleine aber feine Unterschied erst beim genauen hinhören ins Auge sticht. Richtig gesampled wird hier jedoch nichts: „No samples were used on the record, it’s all live instruments and live vocals” – und da scheinen sie auch hörbar stolz drauf zu sein. Die Rap-Performances stehen dem natürlich in nichts nach. Hätte Mos Def „On The Vista“ auf seiner letzten, diesjährigen Langrille „The Ecstatic“ veröffentlich; er wäre eines der besten Songs der ohnehin schon großartigen Platte gewesen.

Zu hoch gegriffen ist die eingangs erwähnte Phrase also keineswegs. „Blakroc“ ist ein Album, ein Projekt, welches die Grenzen der Musik herausfordert und doch vertraut klingt, welches sich den Normen und Konventionen des Mainstreams entzieht, ja eher wie eine Jamsession unter Freunden im Proberaum nebenan klingt als wie das Major-Produkt, als das es teilweise verkauft wird. Nein, „Blakroc“ ist mehr: Ein Blumenstrauß aus Leidenschaft und Emotion, dessen Unbekümmertheit und Spielfreude einfach erfrischend klingt, Freude bereitet.

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Olivier H.

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"They said, Do you believe in life after death? I said I believe in life after birth" - Cursed