Plattenkritik

Bridge To Solace - House Of The Dying Sun

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Release Date: 13.02.2009
Datum Review: 20.02.2009

Bridge To Solace - House Of The Dying Sun

 

 

Postapokalyptisches, das sich durch Artwork und Texte zieht, ein müdes Wortspiel im Titel und wenig Mut Neues zu wagen. Ein schlechtes Album ist "House Of The Dying Sun" der Ungarn BRIDGE TO SOLACE mit Sicherheit nicht. Nach jahrelanger musikalischer Evolution im Spannungsfeld Hardcore und Metal hätte man sich dennoch die oder andere zündende Idee mehr erhofft.

Womit wir direkt beim Thema wären. Hardcore ist auf dem mittlerweile dritten Album des Fünfers eigentlich nichts mehr. Rudimentär findet er sich in Stilmitteln wie Crew-Shouts, einer gewissen Schnörkellosigkeit im Songaufbau und vereinzelten Midtempo-Passagen wieder. Und in den Band- und Labelshirts des kräftigen Shouters Zoltán Jakab. Die Stärken der Band bestanden seit jeher darin direkte Metalsongs mit eingängiger Gitarrenarbeit und einem gewissen Hang zum Hymnischen zu legieren. Paradebeispiele hierfür wären der Opener 'Degeneration' oder das vor allem zum Ende hin ziemlich episch-ausladend werdende 'Ghosts And Thieves', welches bereits genannte Stilmittel mit gelungenen Soli gekonnt fusionieren lässt. Auch das hymnische Moment im nachfolgenden 'When There’s Nothing Left To Die For' weiß durchaus mitzureißen. Auf vielen der insgesamt neun Songs des Albums wirkt die ewige Aneinanderreihung von hochmelodischen Göteborg-Gitarren, ein bisschen Blastbeat-Schlagzeug und der recht eintönigen, wenn auch effektiven Stimme dennoch ein wenig ermüdend. DARKEST HOUR, die auf ihren ersten Werken ja ähnlich direkt waren, hatten immerhin noch den Rotz des Punk auf ihrer Seite. BRIDGE TO SOLACE hingegen verzetteln sich oftmals in der Sackgasse der Ideenlosigkeit und können auch durch eine ausgeprägte eigene Identität nicht allzu viel wett machen. Angenehm hervorzuheben ist der fast bedingungslose Verzicht auf einfallslose Breakdowns, interessant der textliche Ansatz in 'Like Sheep Led To Slaughter' allen Pseudorevolutionären im Hardcore (oder im Allgemeinen) ihre eigene Inhaltsleere und Widersprüchlichkeit vorzuhalten („And you will never know that all your molotows, that all the bricks you threw are just another power’s tools“). Jürgen Habermas nannte das mal in einem selbstredend wesentlich brisanteren politischen Kontext linken Faschismus – und distanzierte sich später von dieser Formulierung. Immerhin ein Punkt über den es gilt nachzudenken und zu diskutieren. Und dazu veranlassen einen ja nun nicht gerade übermäßig viele Veröffentlichungen heutzutage. Sehr gute fünfeinhalb Punkte.

Tracklist:

01: Degeneration
02: Like Sheep Led To Slaughter
03: House Of The Dying Sun
04: I Am Faithless, I Am The Misanthrope
05: Moondeath
06: The Spiritual Burial Ground
07: Ghosts And Thieves
08: When There’s Nothing Left To Die For
09: The Young And The Restless

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René

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There is plenty to criticize.