Plattenkritik

Curse - Uns

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Release Date: 31.10.2014
Datum Review: 29.10.2014

Curse - Uns

 

 

CURSE ist wieder da! Nach vier Jahren Pause- zumindest in Sachen Rapgesang- bringt CURSE ein neues Album raus. Die Erwartungen hängen hoch. Doch es mag einem bereits bei den ersten Klängen das Herz aufgehen, denn genau so klingt auch seine neue Platte. Einige werden schnell sagen wollen: "Klingt wie CASPER in erwachsen." Ja und nein, denn da steckt doch mehr drin. Einige Tricks hat der Mindener dem Bielefelder doch vorraus. Mindestens an Lebenserfahrung, die es in Songs zu verpacken gilt.
Direkt bei "Tatooine" reißt einem CURSE mit voluminösem Sound das Herz auf, macht dabei keinen Krach und rennt einen mit so sympathischer Offenheit entgegen, dass man meint, einen alten Freund nach zu langer Zeit wiederzutreffen. Bei CURSE ist wirklich viel passiert. Er wollte eine Pause machen, darauf warten, dass die Inspiration ihn wieder heimsucht und drängt eine neue Platte zu machen. Darauf, dass er es schafft sich von den einengenden Erwartungen frei zu machen und wieder er selbst zu sein. Und genau mit diesem Warten scheint CURSE alles verdammt richtig gemacht zu haben. Er schafft das "Uns" mit wohltuenden Inhalten zu füllen.
Schon in Zeiten als deutschsprachiger Hiphop erfolgreich wurde, mischte er mit, galt aber da schon eher als der bebrillte Nerd, der auch gerne mal einen Blick unter die Oberfläche riskiert. Es bewies Bodenständig, ohne viel Bohei, Gepose und Gebashe. Diese grundehrlichen Eigenschaften hat CURSE ausgebaut. "Uns" ist noch ein Stück tiefgründiger geworden. Dabei macht er, was gerade bei den Massen schwer en vogue ist: Melodischen Hihop. Zur Vertonung setzt er neben klassischen Beats auf einiges an Instrumentarium. Klavier, Schlagzeug, Bläsersätze. Dazu gesellen sich Chöre und liebliche Damengesänge. Textlich bewegt er sich dabei immer noch im Suchen nach Sinn und Orientierung, kommt dabei aber immer öfter zu dem Schluss, dass man bei sich selbst suchen muss, wenn man die Welt finden will. Es passt ganz vorzüglich: Melodien nehmen sich zurück, wenn Inhalte im Vordergrund stehen und schubsen an, wenn Inhalte Ansporn geben. Milde. Vorteil Minden.
Schon lange der Urvater des ruhigen, sinnhaften Hiphop, bei dem sich neue Größen wie CASPER sicherlich den ein oder anderen Schachzug abgeschaut haben. CURSE macht Mut, legt die Hand tröstend auf de Schulter. Dabei treibt er ganz natürlich zwischen Melancholie (nicht Depression), Nachdenklichkeit und tanzbarer Heiterkeit. Hoffnungsvoll ist er bei "Herz zurück", wahre, ernste Geschichten gibt es bei "Kristallklarer Februar" in welcher er das letzte Zusammentreffen mit einem Freund und Kollegen beschreibt und dessen Beerdigung versucht zu begreifen.
Es gib keine dumpfen Beats, kein stumpfes Selbstdarstellungsgehabe. Es geht um "Uns nicht um "Mich". Das macht "Uns" zu einem angenehmen aber nicht nichtssagenden Hörerlebnis, das sich in die Gehörgänge schmiegt.
Und es gibt mehr als eine Sache, die man sich als Kampfparole gegen den Alltag zu Herzen nehmen sollte. "Schweigen ist nur Gold, nur wenn es uns nicht krank macht" aus "Erst seit ich da bin" trifft die Essenz. Vielleicht die Antwort, die CURSE in den letzten Jahren so lange gesucht hat. Eine Antwort, die eigentlich keine ist. Vielleicht wäre auch das ein Ansporn die Dinge, die uns wie Steine im Magen liegen auszusprechen. Wie es CURSE mit "Uns" so wunderbar nach langer Zeit wieder getan hat. Und wenn CURSE einen bei "Menschen" mit der Bitte "Dann bleib mit mir jung" in die Stille entlässt, dann weiß man, dass man nichts lieber täte als das.

Tracklist:
1. Tatooine
2. Millionen mal schon
3. Wir brauchen nur uns
4. Du träumst wie ich
5. Fibiameleyalude
6. Ende feat. FIBI AMELEYA
7. Sie fallen feat. ELIF
8. Herz zurück
9. Kristallklarer Februar/ Für P.
10. November feat. TUA
11. Erst seit ich da bin
12. Menschen

Autor

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Jule

Autoren Bio

wäre gern teil einer postfeministischen emopunkband/ verbalprimatin/ kuchenveganerin/ ich kann mir keine songtitel merken, selbst die meiner lieblingssongs vergesse ich.../ ich bin nicht betrunken, ich bin immer so/ fraujule.blogspot.de