Plattenkritik

EASTWOOD - It Never Gets Easy

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Info

Release Date: 18.09.2020
Datum Review: 03.11.2020
Format: Vinyl Digital

Tracklist

 

1. Fair-Weather Friends
2. False Start (ft. Nathan Hardy)
3. Two Dollar Hamm's
4. Fine
5. Hate to Hurt
6. Two Story Window
7. Never Age
8. Blood of Jesus
9. I (Don't) Need You
10. Living the Dream
11. Waves

Band Mitglieder

 

COLE CRUTCHFIELD - voc, git
SCOTTY MCELWAIN - git
ZACK HAY - bass
DEVIN GNAGIE - drums

EASTWOOD - It Never Gets Easy

 

 

EASTWOOD, das ist das Nebenprojekt von Cole Crutchfield, einem der Gitarristen von KNOCKED LOOSE. Oder sollte man sagen sein Hauptprojekt? Der beiliegenden Pressemitteilung ist zu entnehmen, dass das Debütalbum „It Never Gets Easy“ das wichtigste Projekt ist, an dem er je gearbeitet habe. Kann es halten, was da versprochen wird?

Zunächst einmal ist es nicht die Musik, die man erwartet, wenn man diese Referenz liest. Und genau das war auch das Kalkül Crutchfields – die Zuhörer auf dem falschen Fuß zu erwischen. EASTWOOD sind bisher ein absoluter Geheimtipp. Das wird sich mit „It Never Gets Easy“ ändern. Zwei EPs, eine davon akustisch und eine elektronisch, sowie ein WEEZER-Cover hat die Band bisher auf dem Kerbholz. Nun also das erste Album auf Pure Noise Records. Das perfekte Label für EASTWOOD, tummeln sich unter deren Flügeln doch sowohl Szenebands aus dem Metal-Bereich als auch aus dem Pop-Punk-Bereich.

Auf „It Never Gets Easy“ erwarten den Rezipienten freudige, instrumentell eher unbeschwerte Klänge mit zumeist traurigem Gesang und viele catchige Refrains, die bestens die Teenie-Filme der 2020er Jahre untermalen könnten – wenn diese Musik denn nun wieder angesagt ist. Der Stilwechsel von MACHINE GUN KELLY könnte wieder für mehr Aufmerksamkeit für die Rock-Sparte sorgen, und Pop-Punk ist ja eigentlich in den letzten Jahren zumindest kurz vor dem Mainstream sehr beständig geblieben. Dementsprechend ist Fans von THE STORY SO FAR, NECK DEEP und BLINK-182 dieses Album vorbehaltlos zu empfehlen. Auch ein bisschen Third-Wave-Emo ist drin in dem Mix, sodass auch Anhänger von FALL OUT BOY, JIMMY EAT WORLD oder SUGARCULT auf ihre Kosten kommen.

In den ersten drei Songs beweisen EASTWOOD gleich ihre große Variabilität im Sound – mit „Fair-Weather Friends“ ist der ohrwurmträchtigste Chorus an den Anfang des Albums gestellt, in „Two Dollar Hamm’s“ wird vom stilsicheren Clean-Gesang stellenweise ins Shouting übergegangen (was sich auch an anderen Stellen auf der Platte noch wiederholt), während „False Start“ und „Fine“ eher ruhige Seiten zum Vorschein bringen und mit Bottleneck-Gitarren und ausgiebigen Soli detailverliebt ausgeschmückt sind. Dieses Konzept aus mal rockig-laut, mal balladesk-leise zieht sich weiter durch die Platte. Alles allerdings unter einem kohärenten poppigen Rock-Mantel. Die Produktion ist sehr klar und sauber, was den Pop-Faktor nochmal erhöht. Der Vorrat an guten Melodien geht EASTWOOD auch auf Albenlänge nicht aus, „I (Don’t) Need You“ sticht dann als Single nochmal deutlich heraus und erinnert mit seinen sonnigen Gitarren und dem hohen Gesang an „Good Nature“ von TURNOVER. "Living the Dream" dreht im direkten Anschluss nochmal den Grunge-Faktor hoch und erinnert leicht an SUPERHEAVEN, bevor "Waves" die Platte emotional schwelgend beendet.

Thematisch geht es um verflossene Liebschaften, falsche Freundschaften, die Überbewertung des Tourlebens – und in einem Song sogar um Jesus. Inhaltlich gibt es hier einige Redundanzen (vor allem die gescheiterten Romanzen von Cole) und trotz des kurzen religiösen Bezugs keine Offenbarungen. Tiefgründig ist anders. Alles in allem eine gute, kurzweilige Platte, die leicht verdaulich ist und dem Zuhörer nicht viel abverlangt. Nichts, was man nicht vorher schon oft gehört hätte, aber sehr gut exekutiert.

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Marcel

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