Plattenkritik

Grantig - Medizin

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Release Date: 01.05.2009
Datum Review: 25.03.2009

Grantig - Medizin

 

 

„24 Jahre lang ohne Licht. Vielleicht kann dir dein Gott verzeihen, ich kann es nicht!“ Gute Metalalben sind rar geworden. Die Etablierten schwächeln, die jungen Wilden toben sich auf anderen Spielwiesen aus oder versuchen, wie die schwächelnden Etablierten zu klingen. Aus München kommt das Heilmittel, die „Medizin“, die uns ein Jahr nach dem guten Debüt ”so muss es sein” wieder auf die Beine hilft. Nach den ersten Tönen beginnt unverkennbar Dr. GRANTIG, seine riffbetonte Salbe auf die Wunden der nach tiefer gestimmten und brettharten Sounds suchenden Anhängerschaft zu schmieren. Und der Onkel Doktor entfernt die durch zu viel Core und Schminke verursachten Verunreinigungen der Musikerseele mit dem Ergebnis einer porentiefen Reinheit (komponiert nach dem deutschen Metalgebot). Gebranntmarkt sind die elf Gebote durch die raue, tiefe Stimme von Jonathan Schmid, die allerdings auf „Medizin“ etwas dynamischer eingesetzt wurde. Das der tiefer gelegte Udo Lindenberg aber diesmal nicht Monotonie erzeugt liegt vor allem an den brodelnden Songs, die förmlich den Ärger über diese Welt erkennen lassen. Hier wird New Orleans genauso beackert wie ein schwarzes San Francisco, hier ist die Liebe zu einer Band spürbar, die vor Jahren als Cowboy aus der Hölle ritt. Gewiss verleiten diese Affinitäten zu einem Vergleich, aber GRANTIG sind als größten Plus immer GRANTIG. Fast könnte von einem unnachahmlichen Groove der Herren aus Süddeutschland gesprochen werden, nach zwei Alben vielleicht ein wenig zu früh. Auf jeden Fall hat sich das Quartett musikalisch weiter entwickelt und zeigt sich auf „Medizin“ deutlich gereifter als noch auf dem Debüt, aber auch wesentlich bissiger und verspielter. Die deutschen Texte wissen zu gefallen, porträtieren sie doch das mitunter grausame Zeitgeschehen (der Anfangssatz ist aus „Dein Paradies“) und bilden somit einen guten Überblick über das Innenleben einer Band. Ein dreckig inszeniertes TON, STEINE, SCHERBEN Cover passt sich nahtlos in den Sound einer Gruppe, von der noch zu hören sein wird. Hoffentlich!

Tracklist:
1. Medizin [03:52]
2. Dein Paradies [03:05]
3. Warum geht es mir so dreckig [03:23]
4. 11 Minuten [04:15]
5. Guten Appetit [02:15]
6. Du bist nicht allein [05:19]
7. Wie fühlt sich das an [03:26]
8. Nur für dich [03:37]
9. 24 Jahre [02:58]
10. Zwiespalt [Die letzte Stadt [03:45]
11. Auf Wiedersehen [04:21]

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Clement

Autoren Bio

Ich fühle mich zu alt