Plattenkritik

Kaizers Orchestra - Violeta Violeta (Vol. 1)

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Info

Release Date: 28.01.2010
Datum Review: 21.01.2011

Kaizers Orchestra - Violeta Violeta (Vol. 1)

 

 

Ompa Til Du Dor – Tanze Polka bist du stirbst

Nicht die gemütliche Kneipenpolka mit vorgegebenen Tanzschritten ist hier gemeint. Nein - viel mehr psychotische Ausraster in einer von der Endzeit angehauchten Welt, mit von Dreck verklumpten Arbeiterstiefeln an den Füßen, sind die Assoziationen. Zieht eure von Essenresten und jeglichen Exkrementen beschmutzten Unterhemden aus und schmeißt sie in die lodernden Flammen. Schnappt euch irgendeinen großen, schweren, stumpfen Gegenstand und schlagt auf Ölfässer ein bis diese sich der Gewalt beugen und in sich zusammenknicken.

Kaizers Orchestra sind zurück nach ihrem eher halbseidenen Ausflug in die poppigeren Gefilde. Auf Violeta Violeta Vol.1 kochen sie wieder ihre ganz eigene Suppe, wie schon seit ihrem Debüt Ompa Til Du Dor, welches vor knapp zehn Jahren in Norwegen erst ein kleiner persönlicher und dann ein landsübergreifender Erfolg wurde. Der Kontrabass wird hart bearbeitet und zart gezupft. Die Gitarren sägen fröhlich vor sich hin oder schieben sich in pathetische Höhen und die Geigen heben sie noch ein Stückchen weiter hinauf. Das Harmonium zittert, das Schifferklavier wird geschwungen und mit jedem knüppelartigen Gegenstand wird auf alles geschlagen was gerade zur falschen Zeit am richtigen Ort ist.

´Philemon Arthur & The Dung´ gibt den langsamen, aber rhythmisch schiebenden Einstieg inklusive Chorgesang, in dieses als Triologie angelegte Konzeptalbum. Worum es geht tut eigentlich nichts zur Sache, aber es scheint schon wie auf Maestro vor Psychopathen, Mord und tödlichen Krankheiten zu wimmeln. Das Kleid der Mutter wird dort auch schon mal in Benzin getränkt (´Din Kjole Lukter Bensin Mor´).
Bei ´Diamant Til Kull´ und ´Femtakt Filosofi´ ist man dann noch überraschter als zu Beginn, dass Norwegisch in der Tat eine musikalische und vor allem rhythmische Sprache sein kann. Janove Ottesen hat zwar bereits bewiesen, dass er durchaus auch in der Lage ist Songs auf Englisch zu verfassen und zu interpretieren, aber gerade die fremde Sprache macht die Musik von Kaizers Orchestra nochmals reizvoller.

Bis zu ´Hjerteknuser´ geht es, mal dynamischer mal pathetischer, weiter mit malträtierten Fässern, Kuhglocken, schrägen Harmoniumklängen, lauten Männerchören, schlingerndem Akkordeon und norwegischen Gesang, über unter anderem einen Psycho unterm Hut (´Psyco Under Min Hatt´). Aber gerade die erst Single versumpft etwas zu sehr im schmachteten Radioformat, auch wenn durchaus noch gute Elemente wie ein drückendes Schlagzeug vorhanden sind - verschenkt. ´Svatter Katter & Flosshatter´ bietet dafür einen grandiosen dramatischen Blechbläsereinsatz, wie er auch in alte Titelmelodien von vergilbten Spionagefilmen passen könnte. Der Ausklang erlaubt sich dann sogar ein fröhlich klimperndes Glockenspiel und man freut sich wieder auf ein neues Album von Kaizers Orchestra, obwohl hier nur mit alten Zutaten etwas Neues zusammen gebraut wurde.


Tracklist:
1. Philemon Arthur & the Dung
2. Diamant til kull
3. Femtakt filosofi
4. Din kjole lukter bensin, mor
5. En for orgelet, en for meg
6. Tumor i ditt hjerte
7. Hjerteknuser
8. Psycho under min hatt
9. Svarte katter & flosshatter
10. Sju botter tarer er nok, Beatrice

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Kilian

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