Plattenkritik

Kodiak - Split With Nadja

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Release Date: 27.11.2009
Datum Review: 21.12.2009

Kodiak - Split With Nadja

 

 

Von Demontage und Erkenntnis

Ein sonniger Tag in einem fiktiven Jahr. Die Straßen sind gezeichnet von geschäftigem Treiben. Leute rufen in ihre Telefone, verliebte Paare schlendern an den Schaufenstern vorbei, ein Hund reißt sich von der Leine eines kleinen Jungen ab und läuft ohne Vorwarnung über die Straße. Das herannahende Auto kann in letzter Sekunde bremsen. Der Fahrer kurbelt das Fenster runter und schreit unverständliche Worte in Richtung Junge und Hund. Der laute Verkehr verschluckt jedoch jede einzelne Silbe des Fahrers und so kommt es auch, dass niemand das unheimliche unterirdische Grollen wahrnimmt. Weit hinten am Horizont ziehen dunkle Schatten auf, und noch ahnt niemand, dass die Welt in einer knappen Stunde gänzlich anders aussehen wird als zuvor. Die Schatten sind nur die ersten Vorboten und doch ziehen sie in einer rasenden Geschwindigkeit über den Himmel, setzen sich vor die strahlende Sonne, bis sie diese gänzlich verdunkelt haben. Die Ferngespräche werden abrupt beendet, das Hupen und der Lärm verstummen von der einen auf die andere Sekunde. Der Hund zieht den Schwanz ein, bellt laut auf und läuft zurück zu seinem Besitzer. Dieser nimmt ihn jedoch gar nicht mehr wahr, denn sein Gesicht ist, wie das aller anderen gen Himmel geneigt, mit einem Ausdruck des Entsetzens. Jetzt, da es unheimlich still geworden ist, nehmen auch die ersten das immer lauter werdende unterirdische Grollen wahr, welches aus den tiefen der Erde immer weiter nach oben zu steigen scheint. Die ersten panischen Schreie aus den Nebenstraßen werden begleitet durch die folgende Eruption. Die Erde beginnt zu beben, erst leicht, dann in vollem Ausmaße und in unregelmäßigen Abständen immer wieder. Häuser brechen zusammen wie Kartenbauten. Die Trümmer begraben die Menschen, die eben noch fröhlich über den nächsten Urlaub plauderten, unter sich. Verletzte wo man hinsieht, Schmerzensschreie, verzweifelte Gesichter. Die Überlebenden suchen Schutz, doch auch für sie kommt jede Hilfe zu spät. Die Erde rächt sich und genießt das Spektakel in vollen Zügen. Mit der letzten Eruption bricht die Straße und ein riesiger Krater tut sich auf. Autos verschwinden im Nichts, immer noch fallen die Trümmer der Häuser unaufhaltsam gen Boden. Die Straßen sind gepflastert mit Leichen und Verletzten, die ihren letzten Atemzug in Richtung des Himmel aushauchen. Das letzte was sie sehen, ist, wie dieser sich öffnet und brennende Gesteinsbrocken in Richtung Erde rasen. Die Auswirkungen der Einschläge erleben nur noch die wenigsten. Über allem steht das Ebenbild von Mutter Erde, welche die Arme triumphal in die Höhe reißt und bitterböse lacht.

Was nach dem Inferno überlebt hat, ist lediglich ein Schwarm Insekten, der ziellos durch das Land streift. Eine lautes Surren ist das einzige, was zu hören ist. Es gleicht einem melodischen Störgeräusch und ändert sich mit jedem Richtungswechsel des Schwarms. Von den Menschen ist nichts mehr übrig geblieben, abgesehen von einem Haufen Asche und die Bruchteile der Zivilisation, die sie einmal ausmachte. Jene, die dachten, sie könnten sich die Erde, ihre Welt, zu eigen machen, wurden eines Besseren belehrt. Mit einer unbändigen Kraft hat sie ihnen gezeigt, dass die Zeit des Verzeihens vorüber ist. Diesmal sollte es kein Erbarmen geben. Gegen die Insekten, die nun stärkste Rasse auf dem Planeten, konnte sie nichts ausrichten. Rastlos zieht der Schwarm umher und übertönt jedes mögliche Geräusch durch sein Surren. Die Insekten finden eine Gestalt, verlassen und allein auf einem Felsbrocken sitzen und lassen sich auf ihr nieder, um dort zu nach und nach zu verstummen, bis Stille herrscht. Nachdenklich und doch grinsend sitzt Mutter Erde da, denn sie weiß, dass sich alles irgendwann wiederholen wird.

Es ist nicht einfach eine Platte zu beschreiben, wie die Split von KODIAK und NADJA. Bilder beschreiben das Gehörte wohl meist am Besten und in dem vorliegenden Fall ist der Unterschied der beiden Seiten einfach zu krass, um sie in einem „normalen“ Text zu verarbeiten. KODIAK frönen während ihres Songs dem Drone in überzeugender Form. Selten wird das Schlagzeug angepackt und erst ab der Hälfte entwickelt sich eine unglaubliche Dynamik, die alles unter sich begräbt. Was jedoch immer präsent ist, sind die mehr als intensiven und lang gezogenen Gitarrenanschläge und düsteren Untertöne. NADJA hingegen agieren völlig anders. Hier herrschen eigentlich nur Störgeräusche vor, die eigentlich keinerlei Dynamik entfalten dürften, es aber dennoch tun. Irgendwie wirkt das nach dem Gewitter, welches KODIAK vorgelegt haben, mehr als entspannend. Im Klartext gibt es hier also zwei Stücke mit jeweils etwa 20 Minuten Spielzeit, die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch derart gut zusammenpassen. Klar ist, es wird nicht jedem gefallen und nicht jeder wird die Wertung nachvollziehen können. Aber lasst euch eins gesagt sein, ich habe die Musik und mein Kopfkino mehr als nur genossen!

Tracklist:

1. Kodiak - MCCCXLIX The Rising End
2. Nadja - Kitsune Fox Drone

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Alex G.

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