Plattenkritik

LYGO - Misere

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Info

Release Date: 15.04.2016
Datum Review: 14.04.2016
Format: Vinyl

Tracklist

 

1. Da Sind Fragen
2. Spiritus
3. Post Mortem
4. Suchthilfe
5. Schiffe Versenken
6. Fosca

Band Mitglieder

 

Daniel Roesberg - Schlagzeug
Simon Meier - Gitarre, Stimme
Jan Heidebrecht - Bass, Stimme

LYGO - Misere

 

 

Geheimtipp? Wie viele mittelmäßige Bands, die es aufgrund musikalischer Defizite einfach nicht aus der Nische geschafft habe, wurden oder haben sich selbst schon, als Geheimtipp betitelt. Geheimtipp? Was ist das überhaupt? [Substantiv; Maskulin; jemand, der unter Eingeweihten als besonders aussichtsreich gilt] oder in diesem Fall LYGO.

LYGO kommen aus der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn, spielen in der klassischen 3-Mann-Punk-Formation (Gitarre, Bass,  Schlagzeug) und veröffentlichen mit „Misere“, nach ihrem Debütalbum „Sturzflug“, ihren zweiten Longplayer „Misere“ in Form einer EP. 6 Songs auf 12inch Vinyl. Fein gepresst und hübsch verpackt. Deutsch-Punk/Post-Punk ala PASCOW oder LYVTEN. Und das mit jeder Menge Wut im Bauch.

Es kracht. Gitarrist und Texter Simon Meier und Bassist Jan Heidebrecht schreien sich 6-Songs am Stück nicht nur die Kehle, sondern all die Wut, Zweifel und längst verblasste Hoffnungen aus dem Leib, auch wenn das gesangliche Wechselspiel auf Platte relativ schnell zu einem Brei aus Emotionen verschwimmt. All die Wut, die Felix Schönfuss auf dem Weg von FRAU POTZ zu ADAM ANGST verloren hat, scheinen LYGO feinsäuberlich aufgesammelt zu haben und auf „Misere“, ohne jegliche Reserven, in die Waagschale zu werfen. Dabei schaffen es LYGO weder stumpfen Krach zu erzeugen, noch eingängige Refrains zu vernachlässigen.  „Misere“ baut, über die komplette Spielzeit, ein Spannungsfeld aus Energie auf, das kaum zu durchbrechen ist. In Sekunde 1 wird der Backstein aufs Gaspedal gelegt und bis zur letzten Sekunde keinen Milimeter nach links noch nach rechts verrückt. 19 Minuten Vollgas.

Produziert wurden die 6 Songs von Nico Vetter (prettylivesessions) der hier großartige Arbeit geleistet hat. „Misere“ klingt durchweg fett, groß und erfolgreich. LYGO haben es auch der grandiosen Produktion zu verdanken, dass jeder Song dermaßen energiegeladen klingt.

Und wenn die Platte dann auch noch so hübsch ist,… Die 12″ Platte kommt auf farbigem, transparent rotem Vinyl inkl. Download Code, bedruckter Karton-Innenhüllen mit allen Texten, sowie einem Inside Out Cover aus schwerem Karton und breitem Rücken. Zusätzlich gibt es, neben der „normalen Erstauflage“, auch noch 100 limitierte Exemplare mit zusätzlicher Slipmat, welche es nur in diesem Set geben wird. Da schlägt das Sammlerherz gleich ein wenig schneller.

LYGO können es ohne Zweifel mit PASCOW, LYVTEN oder FREIBURG aufnehmen. LYGO haben genug Emotionen für 2 oder 3 Bands und sparen nicht damit jene auf Platte zu pressen. Nichts Geheimtipp – LYGO haben nicht nur eine „aussichtsreiche“ Zukunft - LYGO haben mit "Misere" schon längst abgeliefert.

Autor

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Janik E.

Autoren Bio

Janik E. // 24 // love music. hate fascism.