Plattenkritik

Lost Boyz Army - Unvergleichlich

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Release Date: 09.12.2011
Datum Review: 29.12.2011

Lost Boyz Army - Unvergleichlich

 

 

Kreativität scheint das Oi!-Business am Niederrhein nicht zwingend zu plagen. So reichte schon eine leichte namentliche Abweichung vom alten Arbeitgeber und zack – ist der neue Stolz von Ex-VERLORENE JUNGS-Chef Peter Niemann geboren. Geschraubt und geschwitzt wird hier wieder wacker, leider gilt es ebenso Verluste hinzunehmen. „Alles Gute und bis bald, wir sehen uns wieder in der Trinkerheilanstalt.“ Dann doch lieber Autoschüssel oder Mobiltelefon.


Als er also nach eigener Schnauze weitermachen wollte, versammelte Zoni 2008 ein neues Kollektiv an Musikern um sich, um mit „Unvergleichlich“ nun immerhin Longplayer Nummer zwei ins Rennen zu schicken. „Was Immer“, der eröffnende Titelsong oder die Mottohymne „Proletenpoesie“ fahren musikalisch gefestigt mit dicken Chören und dem nicht gerade zimperlichen und bewährtem Organ Niemanns durch die Republik, der raue und an positive Grenzen gesteuerte Sound macht das Chaos perfekt. Glücklicherweise sind Absinth, Tequila, Ouzo und Jägermeister nicht die einzigen Inhalte der vierzehn Songs – bei „Nimm Mich Mit“ kann man Linne, Zoni, Ätzer, David und Andre glatt lyrische Romantik und Tiefsinn „vorwerfen“. Der Beipackzettel nennt die LOST BOYZ ARMY dann „beobachtende Underdogs“ oder „Kumpels mit offenem Ohr“, doch nach oben hin ist oft noch Luft. „Immer Noch Der Junge“ spielt nur im seichten Mittelfeld, das deutliche „Nichts“ kommt dafür gut aus dem Arsch, bevor mit dem eingedeutschten NOFX-Cover „The Brews“ dann böse am Objekt gefoult wird.

Der Cocktail aus wütenden Suffgedanken und einholendem Bürgeralltag benimmt sich dennoch recht vorbildlich und hält, was von ihm erwartet wird: „Saufen, saufen, saufen“ können die anderen abhaken. „Unvergleichlich“ blättert in der Oi!- und Deutschpunkbibel wenigstens noch einmal um, bevor das Häkchen gesetzt und der Vertrag besiegelt wird. Die LOST BOYZ ARMY punktet vielleicht nicht übermäßig mit Coverartwork oder Namensgebung. Immerhin liefern sie dafür mit dem Nachfolger zu „VMK Negativ“ einen Silberling ans Messer, zu dem das Textsheet gehört, wie zum Neujahr der Sekt. Oder der Kümmerling. Oder der Brandy. Oder der Vodka. Oi!

Trackliste:

01 - Unvergleichlich
02 - Was immer
03 - Dagegen
04 - Der Auserwählte
05 - Proletenpoesie
06 - Nimm Mich Mit
07 - N Bisschen Anders
08 - Alles Gute
09 - Viel Zu Stolz
10 - Immer Noch Der Junge
11 - Nichts
12 - Was Denkst Du
13 - Wir Sind Die Jungs
14 - Wenn Wir Gehen

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Moppi

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Alt, langweilig, tierlieb.