Plattenkritik

Most Precious Blood - Do Not Resuscitate

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Release Date: 01.02.2011
Datum Review: 13.05.2011

Most Precious Blood - Do Not Resuscitate

 

 

Wenn es eine Band gibt, die es versteht blanken Hass simpel und dennoch intelligent zu vertonen, dann sind es ohne Zweifel New Yorks MOST PRECIOUS BLOOD. Spätestens als auf "Our Lady Of Annihilation" Ex-ONE KING DOWN Fronter Rob Fusco hinters Mikro rückte, trumpfte die INDECISION Nachfolge-Band ganz groß auf. Nach unzähligen Touren, wahrlich pulverisierenden Live-Auftritten und dem absoluten Über-Album "Merciless" verschwanden MOST PRECIOUS BLOOD dann plötzlich von der Bildfläche, angewidert von dem, was sich plötzlich so alles "Hardcore-Band" schimpfen durfte. Eine Tour mit den damals immer mehr werdenden Fashion-Victims des eigenen Labels? Undenkbar. Nichts desto trotz schlägt der 5er jetzt so plötzlich und unerwartet zurück wie er verschwunden war. Und das in gewohnt kompromissloser Manier.

Auch wenn MOST PRECIOUS BLOOD nach 4 Jahren Funkstille wieder ein Album veröffentlichen, so muss man damit rechnen, dass die Band nicht wirklich vor hat, zu alter Aktivität zurückzukehren. So hart es für mich als Verfechter der These, es handele sich bei MPB um eine der großartigsten und komplettesten Bands überhaupt, auch ist - nicht nur der Album-Titel deutet auf Schwanengesang hin. So überrascht es auch nicht, dass das letzte Wort am Ende der 12 Songs ein "Goodbye" ist.

Musikalisch überrascht "Do Not Resuscitate" vor allem in der ersten Hälfte mit vergleichsweise traditioneller wirkendem Material. Was nach dem gelungenen Intro losgetreten wird, passt erstmal ungewöhnlich gut zum Trademark-Sound der Heimatstadt. Dass die New Yorker aber schon immer um einiges moshiger, brutaler und Mid-90er inspiriert waren, wird auch schnell deutlich. So klingt das ganze auch heute noch nach einer grenzenlos hasserfüllten Schnittmenge aus STRIFE, INDECISION und TURMOIL auf der einen und THE HOPE CONSPIRACY und RUN WITH THE HUNTED auf der anderen Seite. Die schnellen Parts reißen alles nieder, die Breakdowns sind markerschütternd, nur die ein oder andere subtile Melodie stimmt versöhnlich. Stellvertretend für diese haarsträubende Brutalität sei das alles niedermähende "Functional Autist" genannt. Und auch, wie der schnelle Anfang von "Meth Miles" in einen absurd fiesen Double-Bass Part übergeht weiß so nur eine Band hinzukriegen - MOST PRECIOUS BLOOD. Und über alle dem thront Fuscos grenzenlos feindseliges Organ. Kaum ein anderer Sänger vermag es, sich mit so viel Dynamik in die eigene Wut hineinzusteigern. Wenige spucken derart authentisch klingend Gift und Galle. Dazu dann noch kleine Experimente wie die Elektro-Einsätze im Groove-gewaltigen "Upstate Ghost" und es bleiben keine Fragen offen. MOST PRECIOUS BLOOD können es noch.

Auch wenn "Merciless" weiterhin MPB's bestes Album bleiben wird und die Produktion nicht die drückende Dichte der Vorgänger besitzt, so ist "Do Not Resuscitate" einmal mehr eine Urgewalt von einem Album, das nur während der sehr stilsicheren Akkustik-Nummer "Of Scattered Ants That Swarm Together" mal ein Durchatmen zulässt, bevor mit "Animal Mother" schon wieder alles platt gemacht wird. Bleibt nur zu hoffen, dass sich die eingangs erwähnte Befürchtung, es handele sich um das finale Werk von MOST PRECIOUS BLOOD, nicht bewahrheitet. Authentische Bands wie diese werden gebraucht. Und überhaupt: MOST PRECIOUS BLOOD spielen immer noch alles und jeden an die Wand. 8,5 Punkte.

TRACK LISTING

1. A Danger To Myself And Others
2. Shut The Fuck Up, Jailbreak
3. Meth Miles
4. Blame It On Altered Beast
5. Stuart Is A Dead Man Walking
6. Upstate Ghost
7. Enthusiastic Eugenicist
8. Functional Autist
9. Graveyard Postcards
10. Of Scattered Ants That Swarm Together
11. Animal Mother
12. Do Not Resuscitate

Autor

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Sascha

Autoren Bio

http://www.shocksmusic.bandcamp.com