Plattenkritik

PUP - Morbid Stuff

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 05.04.2019
Datum Review: 09.04.2019
Format: CD Vinyl Digital

Tracklist

 

01. Morbid Stuff
02. Kids
03. Free At Last
04. See You At Your Funeral
05. Scorpion Hill
06. Closure
07. Bloody Mary, Kate and Ashley
08. Sibling Rivalry
09. Full Blown Meltdown
10. Bare Hands
11. City

Band Mitglieder

 

Stefan Babcock
Nestor Chumak
Zack Mykula
Steve Sladkowski

PUP - Morbid Stuff

 

 

Berg: Eins. Stefan Babcock: Null. Nach einem anstrengenden, achtstuendigen Hike durch die Natur Neuseelands kommt der Frontmann am Gipfel der Bergspitze an - und sieht nichts ausser Wolken. Keine zwei Meter weit reicht die Sicht. Fotos auf seinem Telefon dienen als Alibi fuer den Ausblick. Acht Stunden. Dabei sind es wohl kaum Situationen wie diese, die das dunkle Songwriting Babcock's anfeuern.
 
Das dritte PUP-Album "Morbid Stuff" ist anders. Nicht unbedingt optimistischer. Aber aussichtsreicher. "Motivation, it comes and goes, keepin' expectations low / So when I let you down, I won't feel so bad" singt Babcock im Strophenteil von "Free At Last", einem der Schluesselsongs der Platte - kurz bevor er im Chorus die Zweifel und Motivation einer ganzen Generation ankreidet: 
"Just 'cause you're sad again, it doesn't make you special at all" schafft es dank Rotz und Dynamik eindeutig aufs Siegertreppchen des noch jungen Jahres. PUP lassen Verstaerker und Pedale kraechzen, das Schlagzeug poltern, die Katze aus dem Sack. Der Titelsong ist erst vertrackt, dann poppig, immer ehrlich und zugleich angepisst und verspielt. Mit "Kids" praesentiert die Band aus Toronto Surfpunk, der das "Punk" gross schreibt und sogar an FIDLAR oder SWAIN vorbeishreddet. "And I've embraced the calamity, with an attachment and a passive disinterest / Living out the back of my '97 Camry wondering how the hell I got myself into this".
 
Noch nie haben Depressionen so ansprechend geklungen. Hymnisch und robust wird "Closure" ins Ziel gesteuert, dagegen scheint "Bloody Mary, Kate and Ashley" mit seinen klingelnden Gitarrenlicks und abgehackten Takten fast schizophren. "Sibling Rivalry" macht da weiter, wo "If This Tour Doesn't Kill You I Will" den hungrigen und alle Regeln ignorierenden Hoerer abgesetzt hat. "You said that it's a sign / let's get high out of our minds / And throw away the map / just to see what would happen" Gestatten, Mittelfinger. Die Kanadier haben ihr eh schon markantes und trickreiches Songwriting weiteren Kilometern auf der Autobahn des Lebens ausgesetzt - das Ergebnis ist trotz Feinschliff von Dave Schiffman (u.a. THE STRUMBELLAS, WEEZER, BAYSIDE) ein Brocken, der zum Rausrotzen statt im Halse stecken bleiben gemacht wurde. Geht es etwa nach "Full Blown Meltdown", so erklaert Babcock: "And I'm losing interest in self-help, equally bored of feeling sorry for myself". Hingegen mimt "See You At Your Funeral" den perfekten Einstieg in die Welt von PUP: Ein Powerpop-Wolkenkratzer, humorvoll, duester, chaotisch, aufgekratzt. Mit "Morbid Stuff" schleichen sich PUP erhaben und verdient auf die Ueberholspur (und das ausgerechnet via Rise Records) - und nehmen hoffentlich nie wieder den Fuss vom Gaspedal. 
 
 
 

Autor

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Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.