Plattenkritik

SICK OF IT ALL – Blut & Schweiß: Die Geschichte der KOLLER-Brüder

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 02.05.2021
Datum Review: 02.05.2021
Format: Buch

SICK OF IT ALL – Blut & Schweiß: Die Geschichte der KOLLER-Brüder

 

 

Im Sinne der korrekten Zitierung habe ich im Titel etwas geschummelt, denn die hier vorliegende Autobiographie über das bekannte Brüderpaar Lou (Gesang) und Pete (Gitarre) ist mit "BLUT & SCHWEIß - Sick Of It All Die Geschichte der Koller Brüder" in den Läden zu finden. Der Titel ist eine Anspielung auf das erste SICK OF IT ALL-Album „Blood, Sweat and No Tears“, welches 1989 rauskam. Die Geschichte der größten Band der zweiten Welle des NYHC´s begann aber deutlich früher. Anfang der 1980er Jahre entdeckten die beiden, inspiriert durch ihre beiden älteren Brüder Steve und Matt, härtere Musik. Erst KISS, dann BLACK SABBATH und letztlich MOTÖRHEAD. Im Zuge dieser Steigerung in Punkto Härte wurden die Jungs dann auf die New Yorker Hardcore-Szene aufmerksam  und begannen verstärkt in die bekannten Clubs zu gehen, um Konzerte der lokalen Bands wie AGNOSTIC FRONT oder den CRO MAGS anzusehen. Mitte der 1980er Jahre gründete man dann eine Band, um „mit Kumpels zu Hause abzuhängen und stundenlang zu jammen“, wie Lou zu Anfang des Buches feststellt. Auch die Rollenverteilung innerhalb der Band lief ziemlich einfach, wie Pete zugibt: „Du singst und ich spiele Gitarre!“. Dass die Band seit über 30 Jahren die Bühnen der Welt bespielt und sich den Ruf einer der besten Livebands des Genres erarbeitet hat, hätte sich damals noch niemand vorstellen können.

Unter Zuhilfenahme des Co-Autors Howie Abrams, einem früheren Mitarbeiter des HC-Labels In-Effect Records, welcher später als Journalist tätig wurde, gibt es auf den knapp 300 Seiten des Buches eine lesenswerte Zusammenfassung der Bandgeschichte. Die beiden Hauptprotagonisten erzählen unterhaltsam den Werdegang einer der beständigsten Bands aus der Szene und räumen dabei einige Klischees aus dem Weg. So etwa der Vorwurf, dass alle Bands aus New York aus dem gewalttätigen Slum der Lower East Side stammen, dessen Zustände eher an eine Favela aus Brasilien erinnert. Pete erinnert sich: „Ich hab nie auf der Straße oder in einem besetzten Haus gelebt. Das waren die Zeiten von AGNOSTIC FRONT, WARZONE oder CRO MAGS. Wir sind in einem Einfamilienhaus in Queens aufgewachsen und das war auch gut so. Zum ersten Mal haben wir häusliche Gewalt erlebt, als ein Typ seine Frau nackt auf die Feuertreppe gesperrt hat, weil die beiden Streit hatten. Und da war ich 15!“.

Einen großen Teil des Buches nehmen sowohl die Erlebnisse diverser Touren (mit NAPALM DEATH, SEPULTURA, BIOHAZARD usw.) als auch die retrospektivische Aufarbeitung der bisherigen Studioalben ein, mit denen sich kritisch auseinandergesetzt wird. Man erfährt zwischen den Zeilen viel über die Konstellationen und Aufgabenverteilung der 4-köpfigen Band, wie etwa dass Drummer Armand Majidi einer der Hauptsongwriter ist oder Bassist Craig Setari oft mit den beiden Koller-Brüdern aneckt. Hervorragend auch eines der Schlusskapitel, in dem die Kinder der beiden Brüder zu Wort kommen. Lucy, Petes Tocher, mag an SICK OF IT ALL besonders: „Ich schaue mir Dad gerne an. Ich mag es, wenn er sich beim Gitarrenspielen dreht.“.

Summa summarum hat Iron Pages Books hier mit der deutschen Übersetzung der Autobiografie alles richtig gemacht und ein sehr informatives wie unterhaltsames Werk unters Volk gebracht. Freundes des NYHC-Sounds sowie alle SICK OF IT ALL-Fans müssen hier zugreifen. Es lohnt sich!

Autor

Bild Autor

Benjamin

Autoren Bio

OLD SCHOOL