Plattenkritik

Steve From England - Serenity Is Just A Relic

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Release Date: 04.12.2010
Datum Review: 30.11.2010

Steve From England - Serenity Is Just A Relic

 

 

„Am Arsch!“

Das könnte die Beantwortung der Frage sein, wo sich denn auf „Serenity Is Just A Relic“ der Schnick-Schnack versteckt hält. Richtig. Schnick-Schnack: Fehlanzeige. Stattdessen brettern einem die 5 Hannoveraner einen Bastard aus krank-aggressiven Gekeife und melodiegetränkten Gitarren á la guten alten Good Riddance um die Ohren, dass der Kronleuchter auf dem Parkett zu zerschellen droht – sollte die Zimmerlautstärke nur minimalst überschritten werden.

Die 14 Perlen auf dem Longplayerdebut der Radaubrüder haben allesamt mächtig die Lunte an, wie sich bereits innerhalb von Sekunden beim Opener „Lighthouse“ feststellen lässt. Hochgeschwindigkeitsgerippe sowie massives Faustballen - mit diesen Praktiken sollte jeder reinhörfreudige Anwärter vertraut sein, den es sonst mindestens Hose und Schlüpfer kosten dürfte, wenn mit „Into Every White Ocean“ oder „Reject Guidance“ die nächsten Bolzaufrufe lauern. Der Schirmherr mit stets drückender Präsenz aka. Sänger Martin rammt den Dolch tief ins Trommelfell und toleriert über 40 Minuten nur vereinzelt Verschnaufmomente („Sacrifice“), zu geradlinig und bullig lässt es sich schliesslich schon durch den Albumtitel anmuten. „Serenity Is Just A Relic“ ist in seiner Gesamtheit eben jene Liga Kollateralschaden, die Kollegen wie THIS IS HELL oder SINKING SHIPS stets grinsend und direkt as fuck als Output-Abo präsentier(t)en. Hier spart man weder an Aggression noch schraubt man im Hause STEVE FROM ENGLAND Energiesparlampen in die Amps. Von Minute eins an über „Waste Away“ und „The Reason“ erzeugt der Silberling mit dem hübsch-verworrenen (modernen?) Cover das Gefühl des anhaltenden Schleuderprogramms einer grantigen Bostoner Old-School-Waschmaschine.

Doch weder Politisches noch Trainingshosen noch veganes Gepredige finden Platz auf dem gar nicht existenten (Mode)-Wimpel – im Stall von STEVE FROM ENGLAND zählen nur die wahren Werte: Musik, Musik, Musik. Und das auf einem Niveau, welches sich mit internationalen Szene-Zugpferden durchaus auf ein Rennen einlassen kann. Modewimpel: „Am Arsch!“. Musik: Groß.

Tracklist:

1. Lighthouse
2. Enlightenment
3. Into Every White Ocean
4. Reject Guidance
5. Deliverance
6. Famished, Ravenous, Starved, Voracious
7. Final Kiss
8. Sacrifice
9. Your Favourite Book
10. Miracles And Sedatives
11. Waste Away
12. Tire Traces On Our Corpses
13. The Reason
14. Cornea Regress

Autor

Bild Autor

Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.