Plattenkritik

TERRORGRUPPE - Tiergarten

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Info

Release Date: 15.01.2016
Datum Review: 27.11.2015
Format: CD Digital

Tracklist

 

01. Blutbürger
02. Schlechtmensch
03. Wie es der Staat mag
04. Der Maximilian
05. Tiergarten
06. Dauerabo
07. Leider keine Zeit
08. Winnetou
09. Mitfahrzentrale ins Glück
10. Küsse töten
11. Immer besser
12. Schmetterling
13. Blaupause einer Urlaubspostkarte
14. Dumm aber lieb

TERRORGRUPPE - Tiergarten

 

 

Soso, die TERRORGRUPPE haut also auch mal wieder ein Album raus. Muss man da jetzt Großes erwarten? Naja, nicht so wirklich, aber aus nostalgischen Gründen kann man ja mal reinhören. Die Musik der Berliner verbinde ich am ehesten mit meiner Schulzeit. Da hat man sich als kleiner pseudoanarchistischer Skaterpunk das Mäppchen mit den Logos von WIZO, NOFX und eben der TERRORGRUPPE zugekleistert; DIE ÄRZTE waren damals auch noch cool, HOSEN aber schon gefährlich nah am Schlager. Aus den Stöpseln vom Walkman oder aus der Stereoanlage dudelten das "Tresenlied", "Nazis im Haus" oder "Mein Skateboard ist wichtiger als Deutschland"; kannte bei uns jeder, auch wenn die Gang um Johnny Bottrop nie auch nur annähernd an den Erfolg der großen Kollegen rangekommen ist. Wollte man aber ja auch nicht, das wär ja nicht Punk.

 

Doch während man selbst inzwischen erwachsen ist und die Schulzeit lange hinter sich hat, scheint sich bei der TERRORGRUPPE in den letzten Jahren nicht soviel getan zu haben. Die Herren spielen immernoch ihren höchst melodischen Poppunk (oder Aggropop) mit leichter Ska-Schlagseite, was sich auf "Tiergarten" besonders durch den übermäßigen Gebrauch einer Orgel bemerkbar macht. Die große Stärke der TERRORGRUPPE war es ohnehin schon immer, eigentlich recht ernste Themen fröhlich darzubieten und irgendwie anti-aggressiv dagegen zu sein. Entsprechend geht es lyrisch immernoch recht unbeschwert gegen die gleichen Feinde: Nazis, Wutbürger, das System, Arbeit, Spießertum, etc. pp.

 

Das klappt teilweise ganz gut, so wie im leider ja recht aktuellen Eröffnungsdoppel "Blutbürger" und "Schlechtmensch", über weite Strecken wirken die Ergüsse der Berliner aber einfach reichlich infantil, mitunter stumpf und vor allem schon tausendmal gehört. Versteht mich nicht falsch, einem Nazi kann man nie genug aufs Maul hauen, aber insgesamt wirkt es doch ein wenig so, als würde die TERRORGRUPPE seit 20 Jahren aus dem gleichen Textbuch zitieren. Als 15-Jähriger fand ich das natürlich total cool, hauptsache dagegen, aber aus heutiger Sicht wirkt das alles nicht mehr wirklich revolutionär. Da hilft es auch nicht, dass die Musik zwar fröhlich und beschwingt ist, ab der Hälfte des Albums aber irgendwie auch einfach nur noch belanglos an einem vorbei rauscht, ohne dass von den Melodien viel hängen bleibt.

 

"Tiergarten" ist sicherlich kein schlechtes Album, eigentlich ist es einfach nur mehr vom Selben. Deutschpunkfreunde können also sicher mal ein Ohr riskieren, für mich persönlich muss ich aber feststellen, dass mich diese Art der Musik heute nicht mehr wirklich mitreißen kann.

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Hans

Autoren Bio

Meine großen Leidenschaften: Literatur und laute Musik. Plattenkritiken liegen nahe.