Plattenkritik

Together - Of Life and Love and Some Things In Between

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Info

Release Date: 06.08.2013
Datum Review: 14.08.2013

Together - Of Life and Love and Some Things In Between

 

 

Mit der ersten EP Interesse zu wecken, das schaffen viele Hardcore-Bands. Erst recht im kurzlebigen deutschen Dschungel an Bands. Eine andere Aufgabe ist es jedoch, auf einem Album spannend zu bleiben – wie schlagen sich TOGETHER aus Aschaffenburg dabei?

Fest steht, dass die Doppel-7-Inch „The Odyssey“ den fünf Jungs aus Bayern dazu verholfen hat, eine renommierte Nummer im europäischen Hardcore-Zirkus zu werden. Schließlich bucht sich eine 16tägige Tour (davon 10 Tage mit Lasting Traces aus dem Schwarzwald) durch Deutschland und östlich angrenzende Länder nicht von alleine. Auf der Tour stellt man das neue Album „Of Life and Love and Some Things in Between“ vor, mit dem man sich nun beweisen muss. Jüngst haben beispielsweise WolfxDown es geschafft, mit ihrem Longplayer noch einen auf ihr bisheriges Werk draufzusetzen. Umgekehrt hat man beispielsweise bei Ritual gemerkt, wie mit dem zweiten Album das Interesse an der Band gesunken ist.

Genug um den heißen Brei geredet. „Of Life and Love and Some Things in Between“ ist vor allem und zu allererst einmal eines: Mutig. TOGETHER präsentieren auf der Scheibe zweifelsohne einen ganz eigenen Sound, der gehörig Potenzial hat, die Geister zu scheiden. Zwar hatte man bei den 2 Songs der „Prologue“ EP schon hören können, dass die eingeschlagene Richtung eine neue ist, aber dass die Aschaffenburger dies so konsequent durchziehen, hätte ich ihnen nicht zugetraut. „The Odyssey“ war eindeutig dem Hardcore zuzuordnen, war rau und wies die üblichen Trademarks des Genres auf. Bei „OLALASTIB“ ist das anders. Im Grunde genommen würde ich es eher als ein Rockalbum bezeichnen, auf dem der Gesang etwas härter ausfällt.

Nach einem kurzen Sample als Intro geht es mit „Youth“ los. Ein dynamischer Anfang, gleich darauf folgen die ersten Ausschweifungen an der Lead-Gitarre, die offenbaren, was die Musiker auf dem Kasten haben. Behandelte „The Odyssey“ noch das Aufwachsen, das Finden einer Richtung im Leben, so klingt „OLALASTIB“ nicht nur reifer, auch in den Lyrics spiegelt sich wieder, dass TOGETHER, wenn sie sich vielleicht auch dagegen wehren möchten, erwachsen werden. Textlich gesehen hat dreht sich auf der Platte viel um Resignation, um das Akzeptieren der Gegebenheiten. Trotzdem ist da noch eine Menge Feuer drin. Hey Kid, you’ve always wanted more but right now you have to let it all go - mit dieser bezeichnenden Textzeile hat man den ersten Ohrwurm des Albums in den Ohren der Zuhörer gezüchtet. Ruppiger, und sogar noch ein Stück experimenteller, geht es mit „To the Beautiful Ones“ weiter, dem ersten Song, der die Liebe behandelt. Erstmals streut Sänger David gesungene Passagen ein, in der sehr melodischen Bridge wird er durch Gangshouts unterstützt. Das pointierte Drumming lässt vermuten, dass der Song schon fast vorbei ist, als TOGETHER dann nochmal das Tempo rausnehmen – großartig vorgetragen, hier dürften die Herzen der Anhänger von Bands wie Life Long Tragedy oder auch Carpathian höher schlagen. Mit in einem punkigem Riff und bluesigen Licks mutet „Generation Y“ dann wahrlich wie eine Hymne an. „Adieux for Now“ behandelt anschließend eine zu Ende gegangene Liebe. Der Anfang dieses Songs ist ein perfektes Beispiel dafür, wie wenig sich dieses Album an manchen Stellen nach Hardcore anhört. Der Chorus ist hingegen ist mit seinen melodischen und verspielten Gitarren wieder ganz großes Kino. „The Sharktown Boys Reign“ ist ein langsames, schleppendes, einprägsames, interludeartiges Stück und lässt vermuten, dass TOGETHER auch die Sleep Paralysis EP von BWP mit aufmerksamen Ohren verfolgt haben. Es folgt ein richtiger Interlude, der den Namen des Albums trägt. „Friday Night Lights“ setzt inhaltlich dort wieder an, wo „The Sharktown Boys Reign“ zuvor aufgehört hatte. Ähnlich wie „Generation Y“ ist dieser Song streckenweise sehr punkig und auch hier hat man wieder einige prägnante Zeilen platziert. Gegenüber den vorherigen Songs gefällt mir „Friday Night Lights“ jedoch eher wenig, was darauf folgt ist für mich allerdings dann der beste Song auf der Platte: „Time Machine“ ist vielleicht das, was „Summer Lights“ bei der letzten Platte war, also der Song, der heraus sticht. „Summer Lights“ tat dies durch ein wunderschönes Gitarrenriff, „Time Machine“ dagegen tut das durch einen überragend guten Chorus, auf den im Verlaufe des Songs mehrmals sehr gut hingearbeitet wird. Sehr gut am Ende des Albums platziert ist „Ode to a Moment“, der als Gesamtheit sehr nach Abschied klingt, vor allem ab der Hälfte, ab der eine hohe Gitarrenmelodie einsetzt. Stuck in a moment, when the music ends and this last song is still in your head. - auch die Lyrics passen zu dieser Wahrnehmung. Ein letztes Mal preschen TOGETHER dann mit „Admission“ nach vorn, der vor allem durch die starke Basspräsenz und die Gangshouts minimal an späte Break Even erinnert. Als Outro hat man sich eine schöne und zum Song passende Gitarrenmelodie ausgedacht (hier musste ich an den „Swan Song“ von Bane denken). Durch all diese kleinen feinen Arrangements klingt das komplette Album am Ende wie aus einem Guss und sehr durchdacht.

Die Jeffrey-Eaton-Referenz im 2. Song macht klar, dass auch TOGETHER sich über die Reunion von Modern Life is War gefreut haben. Zugegeben, der rockige Sound von „Witness“ und „Midnight in America“ winkt in fast jedem Song, jedoch nie zu aufdringlich. Und natürlich steht man im Sommer 2013 im Schatten von „Fever Hunting“. National gesehen jedoch spielen TOGETHER eindeutig in der 1. Liga. „Of Life and Love and Some Things in between“ ist zum Teil ein Potpourri aus vielen großartigen Hardcore-Bands der letzten 10 Jahre, die Zutaten sind jedoch sehr subtil eingestreut. Zum anderen und überwiegenden Teil ist es Ausdruck der eigenen Kreativität und Musikalität. Gegenüber „The Odyssey“ punkten beispielweise der Ohrwurmcharakter vieler Songs, die wachsende Eigenständigkeit im Sound und das ausgereiftere Zusammenspiel von Bass und Schlagzeug. Auch rifftechnisch hat man durchaus nochmal zugelegt. Daher würde ich hier am liebsten zu 8,5 Punkten greifen. Prädikat: Unbedingt reinhören!


Tracklist:
1. Intro
2. Youth
3. To the Beautiful Ones
4. Generation Y
5. Adieux for Now
6. The Sharktown Boys Reign
7. Of Life and Love and Some Things in Between
8. Friday Night Lights
9. Time Machine
10. Ode to a Moment
11. Admission

Autor

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Marcel

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