Plattenkritik

Unsane - Wreck

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Release Date: 13.04.2012
Datum Review: 15.06.2012

Unsane - Wreck

 

 

Chris Spencer ist New Yorker. Mit Leib und Seele, Herz und Leidenschaft. Er weiß warum die Metropole an der nordamerikanischen Ostküste als kultureller Weltmittelpunkt gilt. Doch er kennt auch die Schattenseiten seiner urbanen Liebe, einer Stadt in der jeden Tag Scheise passiert. "Wreck" vertont diese dunkle Seite New Yorks seinem Coverartwork entsprechend, nämlich kompromisslos und blutig.

UNSANE sind eine beeindruckend unnachgiebige Band. Im vierundzwanzigsten Jahr nach der Gründung scheint das Trio immer noch genauso willenstark und ernst zu sein, wie zu Zeiten des selbstbetitelten Debüts. Ihr wisst schon, die Platte mit der blutigen Leiche in der U-Bahn. Chris Spencer und co. blieb der große Durchbruch stets verwehrt, andererseits hätte der Band nichts besseres passieren können. Es haben eh nur die Nervenstärksten UNSANE in ihrer langen Geschichte verfolgt. "Wreck" ist ein Dokument warum diese Band wahrscheinlich zu den einflussreichsten Hirnfick-Noise-Rock-Kapellen gehört.

Vor ein paar Wochen waren UNSANE mit den MELVINS auf Tour. Und wer Buzz Osborne und seinen Geschmack bezüglich Supportbands kennt, der kann sich wahrscheinlich einen guten Eindruck von der Nonkonformität dieser Truppe machen. Doch wem erzähl ich was von Tourpartnern, die zehn Songs auf "Wreck" sprechen für sich. Zehn mal zerbeißen zermaternde, zappelig-ungeduldige Noise-Rock-Eskapaden die Nerven des Hörers. Spencers Stimme klingt unangenehm, manchmal fast schon schmerzhaft. Aber halt angenehm unangenehm. Und auch wenn ich jetzt drei Euro ins Phrasenschwein werfen muss: bei UNSANE überleben nur die Stärksten.

Schon der Opener "Rat" betreibt eine selektive Auslese, Gemeinheiten wie "Pigeon" oder "Don't" vertreiben die letzten zittrigen Zweifler. Allgemein sind UNSANE Liebhaber der Direktheit. Verschönt wird hier nichts, auch nicht die geliebte Heimat von Spencer. Die bekommt gnadenlos ihr Fett weg, genauso wie alles andere in der Welt was den UNSANE-Fronter so ans Bein pinkelt. Chris Spencer steht nicht über den Dingen, ist sich aber seines Überlebens im Moloch sicher. Oder warum heißt der letzte Track "Ha Ha Ha"?

"Wreck" ist kein Einsteigeralbum, wobei es ein solches von UNSANE auch einfach nicht gibt. Vielleicht ist Longplayer Nummer Sieben auch schlicht nur für die Anhänger der Band gedacht. Wer weiß. Am Ende des Tages bleibt ein kompromissloses Album, getarnt als ein blutiges Stück Fleisch. Ein ideales Sommeralbum also.

Tracklist.

1. Rat
2. Decay
3. No Chance
4. Pigeon
5. Metropolis
6. Ghost
7. Don't
8. Stuck
9. Roach
10. Ha Ha Ha

Autor

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Enrico

Autoren Bio

Je ne sais pas. Ein Hoch auf meine Standardantwort im Französischunterricht in der Schule.